M. Kardinal steht mit verschränkten Armen vor einer Wand. Daran lehnen auf einem Regal zwei Schwarz-Weiß-Bilder.
22.08.2022

M. Kardinals Alchemie der Dunkelkammer

Detailaufnahme von 12 Rahmen, die in Dreierreihe nebeneinander hängen.
Auf einem Regal an der Wand lehnen drei Schwarz-Weiß-Bilder in schwarzen Rahmen.
M. Kardinal steht neben einem Bild.

Der Zauber der Vergänglichkeit. Technische Unvollkommenheit. M. Kardinal lebt für den Schaffensprozess. In ihren abstrakten Fotografien und Bewegtbildern nähert sie sich der Grenze zur Malerei. Einige ihrer Arbeiten gehören nun zur Kunstsammlung des Landes. Das beruhige sie, sagt die Künstlerin. Ein Portrait.

Klar. Scharf. Realistisch. Das ist fast keine von M. Kardinals aktuellen, fotografischen Arbeiten. Kaum makellose Gesten. Decodierung, Dekonstruktion und Rekonstruktion zeichnen ihre Bilder. Sie setzt bewusst Störungen. „Ich finde es extrem spannend, den eigentlichen Kontext aufzulösen“, sagt sie.

Quellen der Inspiration

Ihr Mentor Arno Fischer und dessen Frau Sibylle Bergemann prägen M. Kardinals künstlerisches Wirken bis heute. Während ihres Studiums der Bildenden Kunst setzte sich die Fotografin kontinuierlich mit ihrem Professor Michael Soltau auseinander. Rückblickend eine sehr wertvolle Zeit, wie sie sagt. Künstlerinnen und Künstler ihres direkten Umfeldes sowie Arbeiten von Sally Mann, Sarah Moon, Mario Giacomelli und Luigi Ghirri inspirieren M. Kardinal. Dazu filmische Arbeiten von Aldo Tambellini, Bill Morrison und Tacita Dean.

Alchemie der Dunkelkammer

Schlüsselwerke von damals und heute begründen Übergänge zu neuen Werken. Wie die Polaroidserien, die während der Zeit als Meisterschülerin bei Arno Fischer entstanden. „Die technische Unvollkommenheit und Vergänglichkeit des Polaroid-Bildes hat etwas Subjektives und Authentisches, dass mich an die Funktionsweise unserer Wahrnehmung und die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz erinnert“, sagt die Künstlerin.

In den vergangenen Jahren entstand ihre Werkgruppe „Chemigramme“, eine ihrer radikalsten Formen der abstrakten Fotografie. „Es handelt sich um einen freien kompositorischen Ansatz, der sowohl Elemente der Fotografie als auch Elemente der Malerei einbezieht und zu einer selbstreferenziellen und autopoetischen Bildsprache führt – das finde ich faszinierend“, so M. Kardinal.

Aus Fehlern erwächst Kunst

Für ihre abstrakten Fotografien erkundet sie die Alchemie der Dunkelkammer. Das Medium selbst und seine taktilen Qualitäten. „Ich möchte verstehen, wie es sich unter bestimmten Umständen verhält, die man normalerweise vermeidet, weil man die Ergebnisse als fehlerhaft identifiziert. Es ist sehr inspirierend, wie das Material reagiert, wenn es auf unerwartete Weise behandelt wird – eine Poesie des Scheiterns.“ 

Verborgener Verbleib ihrer Arbeiten

Mittlerweile gehören viele ihrer Arbeiten zu privaten Sammlungen. Bleiben dort. Wechseln die oder den Besitzenden. Die Kaufenden sind anonym und M. Kardinal. damit verborgen, wo sich ihre Arbeiten befinden. Das sei zwar üblich, mitunter allerdings auch befremdlich, sagt die Künstlerin. Der Ankauf durch das Land Mecklenburg-Vorpommern freut sie: „Die Sammlung wird beständig erweitert, bewahrt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Das beruhigt mich.“ 

Wichtige Ausstellungen von M. Kardinal

2022 | „18th Athens Digital Art Festival – FutuRetro – Rise of Metropolis“, Kurzfilm, Athen, Griechenland (Ausstellungsbeteiligung)

2019 | „Daughters“, Videoinstallation für Tangaj Collective, Centrul Național al Dansului București, Bukarest, Rumänien

2018 | Anthology Film Archives, „8th AXWFF“, Kurzfilm, New York City, Vereinigte Staaten

2016 | „Vom Allmächtigen zum Leibhaftigen“, Polaroids, Kunsthaus Apolda Avantgarde, Apolda, Deutschland (Ausstellungsbeteiligung inklusive Ausstellungskatalog)

2006 | „Insomnale“, Fotografie, Ausstellung des CDFI, Pommersches Landesmuseum, Greifswald, Deutschland (Ausstellungsbeteiligung)

Weitere Ausstellungen M. Kardinal