04.10.2019

Claudia Heinicke: Kunst im Gitter

Die Künstlerin und Mitglieder der Kunstkommission betrachten Kunstwerke.
Bei ihrer Studie zum Thema „Meer" überlegte Claudia Heinecke zunächst, ob sie überhaupt Farbe nehmen sollte. Die Alternative: Ritzen. Sie griff zur Farbe.
Auf einem Tisch liegen Gemälde. Vor dem Tisch steht eine Frau der Kunstkommission.
Nur wenige Studien von Claudia Heinecke schaffen es ins Großformat.
Auf dem Boden liegt ein großflächiges Gitterbild.
„Ein Großformat ist vorher trotz Studien nicht planbar. Die Wirkung entwickelt sich erst", sagt Claudia Heinecke.

Bewegungen. Das Rauschen der Blätter. Die Leere ohne Bezug zu irgendwas oder irgendwem. Das erfasst Claudia Heinicke in ihren Gitterbildern und erschafft eine Ordnung, wo keine zu sein scheint. Gemalt. Geritzt. Geklebt. In vielen Studien und in wenigen großen Werken. Einige gehören jetzt zur Kunstsammlung Mecklenburg-Vorpommerns. Kultur-MV hat die Künstlerin in Greifswald besucht.

Ihre Bilder entstehen zu Hause, in einer Greifswalder Mietwohnung. An der Wand im Flur fallen gleich mehrere Kinderzeichnungen auf. „Wir wollten es erst übermalen“, erzählt die Künstlerin, die hier mit ihrer Familie wohnt. „Aber warum eigentlich. Wir lassen es so. Mein Sohn malt auch immer besser.“ Ein bisschen wie seine Mutter. „Ich möchte noch freier werden. Weg vom Raster“, sagt die 40-Jährige. Aber eben jenes Raster hält Claudia Heinickes Werke zusammen, übernommen von Agnes Martin (1912-2004) aus der legendären New Yorker Künstlerszene. Sie hatte sich mit Streifen- und Gitterbildern schnell einen Namen gemacht.

So einfach und so maximal wie möglich

„Ich habe ihre Arbeit ,Bäume’ gesehen und gedacht, darin jetzt noch das Rauschen der Bäume unterbringen“, erzählt die Greifswalderin. Sie fing an. Sie arbeitet vor allem kleinformatig. So entstanden ganze Studien. Zum Meer mit viel Bewegung. Zur Wand. „Ich habe Blätter ausgelocht, die Schnipsel angemalt und wieder aufgeklebt“, so Claudia Heinicken. Ja, Durchhalten sei dabei schon ein Thema. Und immer wieder das Raster. „Wenn ich nur ins Blatt hineinarbeite, habe ich eine starke Unruhe im Werk. Das Raster erzeugt eine Ruhe, die mir wichtig ist“, sagt sie. Ihre Maxime: So einfach und so maximal wie möglich.

Jetzt ausgereifter

Claudia Heinickes Arbeit ergibt sich aus ihren Studien. „Manche stehen für sich und werden nicht aufs Großformat übertragen“, so die Künstlerin. „Andere schaffen es. Meine großen Werke sind wie der Punkt, den ich zu einer Studie gesetzt habe.“ Wo ihre künstlerische Reise hingeht? „Das weiß ich noch nicht“, erklärt Claudia Heinicke. Reizen würde sie derzeit die Grenzenlosigkeit. „Eine Leere ohne Bezüge.“ Für die nächste Studie „muss ich in die Berge fahren. Ich möchte mehr ins Gestische kommen. Freier werden. Weg vom Raster. Das schaffe ich aber noch nicht.“

Die Künstlerin Claudia Heinicke

1979 in Bautzen geboren

2016 Studienabschluss Bildende Kunst am Caspar-David-Friedrich-Institut in Greifswald

2016/17 Caspar-David-Friedrich-Stipendium

2017 1. Preis der 17. Insomnale des Caspar-David-Friedrich-Instituts in Greifswald

2018 Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop

Bisherige Ausstellungen

2009 „Les Fleurs du Mal" | Schloss Güstrow

2016 „Ausflüge" | Kunst Gut Loitz

2017 „Caspars Spuren" | Neue Galerie Landshut

2017 „Un-Endlich" | Garage – Die CDFI Galerie in Greifswald (Einzelausstellung)