Maria Sewcz: Perspektiven im Folianten
Nur Bilder an die Wand hängen? Zu wenig für einen bildenden Künstler. Fotografin Maria Sewcz sammelt ihre Arbeiten aus Rom in einem Folianten. Angelehnt an die alten Bücher, die im Vatikan aufbewahrt werden. Das beeindruckt die Kunstkommission des Landes MV. Den Folianten erwirbt sie nicht, aber eine Fotoauswahl für die Sammlung. Kultur-MV war dabei.
Der Foliant nimmt den gesamten Esstisch ein. Er liegt in einer Berliner Altbauwohnung irgendwo im Wedding. 51 Bilder. Rom aus ungewöhnlichen Perspektiven. Ein Essay über 3.000 Jahre Stadtgeschichte. Während des Blätterns setzt sich eine Geschichte zusammen.
Während ihres Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo im Jahr 2011 ging Maria Sewcz auf Fotopirsch. Meterhohe Säulen. Sonnenbrillen. Deckenmalereien. Eine Frau im Linienbus. Ihre Fotos wirken wie Schnappschüsse, sind aber wohl durchdacht.
Im Zwiegespräch mit der Stadt
„Ich liebe die Digitalfotografie", sagt die Berlinerin, Schwester von Künstlerin Anne Sewcz. „Ich kann mich auf die Arbeit konzentrieren und hocke nicht mehr nur in der Dunkelkammer." Ihr Fotos bearbeitet sie trotzdem nie nach.
Spiel mit Licht. Spiel mit Perspektive. Es sind Einzelbilder. Miteinander verknüpft durch den Folianten. Das Blättern in ihm wie eine Performance.
„Das Prinzip des Folianten funktioniert nur für Rom", sagt sie. „Jede Arbeit hat einen eigenen Duktus." Ihre Fotoserien aus Istanbul und Berlin hat Maria Sewcz in Buch und Ausstellung verpackt. Istanbul passe nicht in einen Folianten, es sei viel zu frech.
Zeitschreibung und Zivilisation
Mit dem Folianten betritt Maria Sewcz ein neues Feld. Eine neue Form der Darstellung passend zur ewigen Stadt. Ihre Fotos erzählen von Zeitschreibung und Zivilisation. „Urbanität ist in meinen Arbeiten sehr wichtig", sagt die Fotografin. „Und Kontraste."
Altertum und Moderne. Gigantische Gebäude und filigrane Malereien. Starre Stadtlandschaften und darin lebende Tiere.
„Ich stecke in jedem meine Bilder. Ich und mein Zwiegespräch mit der Stadt", sagt Sewcz.
Die Künstlerin Maria Sewcz
1982–87 Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Diplom
1990–99 Mitglied der Künstlergruppe EIDOS
1993–95 Aufbaustudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Meisterschüler
2005–07 Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
seit 2017 Lehrauftrag an der Ostkreuzschule für Fotografie
. lebt und arbeitet in Berlin
Einzelausstellungen von Maria Sewcz
2019 Auszug der Seele, Ch. B., Studiolo, Kupferstich-Kabinett, Dresden
2016 Jetzt, Berlin . Fotografien und Videos 2013–16, Haus am Kleistpark, Berlin
2015 Roma 2011–12, Galerie der Stadt Fellbach
2014 Goethe – Institut, Toronto
. inter esse, Berlin 1985–87, 25books, Berlin
2012 Roma – vm. 365/39/51 masw, Galerie Pankow, Berlin
2008 Fotografie, Sprengel Museum Hannover
2006 hier und darüber hinaus, Galerie im Prater, Berlin
2004 point out, Fotografien von 1985–2004, Haus am Waldsee, Internationale Kunst in Berlin
. Grundstück, Leuchtkasten der Foto/Graphik Galerie Käthe Kollwitz
. inmitten und anderorts, Bundeszentrale für politische Bildung Berlin
2003 Auszug der Seele, Ch.B., Deutsche Fotothek, Dresden
1999 tagelauf II, Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum
1997 tagelauf, Kunsthalle Rostock
. ten day ways, Galerie in der Brotfabrik, Berlin
1995 un, zeit spuren, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt / Main
1994 …fliegender Tag…, Fotogalerie in der Brotfabrik, Berlin
1993 University Art Gallery, Nottingham, Großbritannien
1993 Berliner Szenen, Goethe-Institut, Paris
1992 Fotogalerie in der Brotfabrik, Berlin
1986 Galerie im Kulturhaus Treptow, Berlin
Musik ist überall. Überall im Leben von Alexandra Lotz. Ihr Vater ein Berliner Cellist. Ihre Schwester eine anerkannte Sängerin. Alexandra Lotz selbst studierte Gesang, aber die Bühne „hat mich nicht gepuscht", sagt sie. Die Bildhauerei dagegen schon. Ihr Instrument: Alabaster. Mit ihren Arbeiten ist die Bildhauerin jetzt auch im Landeskunstbesitz vertreten. Kultur-MV hat sie in ihrem Atelier besucht. Weiterlesen...
Bewegungen. Das Rauschen der Blätter. Die Leere ohne Bezug zu irgendwas oder irgendwem. Das erfasst Claudia Heinicke in ihren Gitterbildern und erschafft eine Ordnung, wo keine zu sein scheint. Gemalt. Geritzt. Geklebt. In vielen Studien und in wenigen großen Werken. Einige gehören jetzt zur Kunstsammlung Mecklenburg-Vorpommerns. Kultur-MV hat die Künstlerin besucht.
Spurensucher. Bewahrer. Künstler. „Ich bin Dokumentararchäologe", sagt Jörg Herold über sich. In seinen Arbeiten hinterfragt er historische „Hinterlassenschaften" – Denkmäler, Traditionen, Fragmente. Internationale bekannt wurde er durch seine Beteiligungen an der Biennale in Venedig und an der documenta X international. MV kaufte einige seiner Werke für die Landeskunstsammlung an. Kultur-MV begleitete den Ankauf.
Die Farbe wirft Hügel, Schnörkel, Kringel. Bildet ein Relief. Mit zwei, drei Schritten Abstand wird eine Eule erkennbar. Sie wirkt fast haptisch. „Ich verdünne die Farbe weniger als früher mit Terpentin“, sagt Ingmar Bruhn. Ölfarbe. Erdige, warme, dunkle Töne. Seine expressiven Großformate entstehen meist in Dambeck bei Bobitz und Berlin. Ein Adler gehört nun zur Kunstsammlung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Kultur-MV begleitete den Ankauf.
Cindy Schmiedichen schichtet Farbe. Sie formt Farbe zur Skulptur. „Mich interessiert vor allem der Prozess des Einfärbens. Dabei treibe ich Gips an sein Äußerstes", sagt Cindy Schmiedichen. „Ich arbeite halb blind." Erst nach dem Guss sieht die Künstlerin das vollständige Ergebnis. Bei ihrem Atelierbesuch wohnte die Kunstkommission des Landes MV diesem ersten Moment bei – hebt eine Farbskulptur aus der Gussform. Weiterlesen...
Nur Bilder an die Wand hängen? Zu wenig für einen bildenden Künstler. Fotografin Maria Sewcz sammelt ihre Arbeiten aus Rom in einem Folianten. Angelehnt an die alten Bücher, die im Vatikan aufbewahrt werden. Das beeindruckt die Kunstkommission des Landes MV. Den Folianten erwirbt sie nicht, aber eine Fotoauswahl für die Sammlung. Kultur-MV war dabei.
Ästchen für Ästchen. In seinen früheren Arbeiten verschwimmen die Grenzen zwischen Fotografie und Grafik. In seinen neueren Arbeiten verzichtet Andre van Uehm darauf, spielt lieber mit Horizonten und Linien. Der ehemalige Landschaftsgärtner fotografiert vom Menschen geprägte Natur – ohne Menschen. Ein Bewahrer der Kulturlandschaften in MV. Seine Arbeiten passen sich selbstverständlich in die Landeskunstsammlung ein. Kultur-MV begleitete den Kunstankauf.
18527. 18989. 19294. 19678. Diese vier Arbeiten von Thorsten Bisby-Saludas sind nun Teil der Kunstsammlung Mecklenburg-Vorpommerns. Keine nüchternen Zahlen, sondern Titel von vier Kunstobjekten. Die Zahlen stehen für den Tag im Leben des Bildhauers, an dem er das Werk vollendete. Seine Werke bilden die Summe der Erfahrungen, des Denkens und des Seins des Künstlers ab. Kultur-MV besuchte sein Atelier.
Land kauft Kunst 2019
Die Kunstsammlung des Landes wächst stetig. Seit dem Jahr 1994 kauft Mecklenburg-Vorpommern Arbeiten von bedeutenden Künstlern des Landes auf, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Dieses Jahr stellt das Kultusministerium dafür 51.000 Euro bereit. Eine Kommission aus Experten aller Genres wählte dafür aus, von welchen Künstlern Arbeiten angekauft werden und machte sich auf den Weg in deren Ateliers. Kultur-MV hat die Ankäufe wieder begleitet und stellt elf Künstler des Landes in ihrer Arbeitsumgebung vor.