Ingmar Bruhn: Kein Angst vorm schwarzen Bild

Die Farbe wirft Hügel, Schnörkel, Kringel. Bildet ein Relief. Mit zwei, drei Schritten Abstand wird eine Eule erkennbar. Sie wirkt fast haptisch. „Ich verdünne die Farbe weniger als früher mit Terpentin“, sagt Ingmar Bruhn. Ölfarbe. Erdige, warme, dunkle Töne. Seine expressiven Großformate entstehen meist in Dambeck bei Bobitz und Berlin. Ein Adler gehört nun zur Kunstsammlung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Kultur-MV begleitete den Ankauf.
Ein kalter Novembertag in einem typischen Mecklenburger Dorf. Dambeck bei Bobitz. In einem alten Wirtschaftsgebäude versteckt sich die Wirkstätte von Ingmar Bruhn. Sortiert stehen seine Werke wie in einem Bücherregal an der hinteren Wand. Großformate, die kaum durch eine Tür passen. „In Berlin hatte ich manchmal Probleme“, sagt er. Einer seiner Hirsche hing erst kürzlich in der Galerie Parterre. Die anderen seiner Serie stehen hier. Aufgereiht neben Adlern, Hähnen, Micky Mäusen.
Ingmar Bruhns Motive wiederholen sich. Der Kontext auch. Die Stimmung nicht. Mal hell, mal dunkel. Mal flach. Mal erhebt sich die Farbe von der Leinwand. „Ich übermale, was mir nicht gefällt. Das macht manche Werke schwer“, sagt er. Bei mehreren Quadratmeter großen Gemälden kommt da einiges zusammen.
Ein Grund, warum Bruhn kaum friert, auch im Winter nicht. „Beim Malen ziehe ich immer wieder ältere Werke heraus. Vergleiche. Trage neue Farbe auf“, erklärt der Künstler. Manche Werke entstehen in Stunden, andere schneller. Früher habe er sie mehr konzipiert, mit dem nächsten Anstrich gewartet, bis die Farbe getrocknet sei. Heute arbeite er lieber in einem Schwung.
Seine Adler und Hirsche sind kraftvoll und majestätisch. Manche konservativer. Manche dynamischer. „Ich studiere die Tiere im Zoo, in der Natur, dort, wo ich sie in sehe“, so Ingmar Bruhn. „Oft und intensiv.“ Dann skizziert er sie und setzt sie ins Großformat. Einige Motive begleiten ihn nun schon jahrelang. Seit Neuestem arbeitet er mit Schrift. „Die Angst vorm schwarzen Bild“, steht in weißen Zügen auf mehreren Leinwänden. Eine Angst, vor der Ingmar Bruhn gefeit ist.
1967 | in Wismar geboren |
1995 - 2001 | Studium der Bildenden Kunst, Hochschule der Künste Berlin |
2000 | Studium der Bildenden Kunst am Hunter College New York City Nica-Stipendium der UdK-Berlin |
2001 | Meisterschüler bei Prof. Marwan |
2004 | Katalog- und Workshopstipendium des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern |
2010 | Nominierung zum Kunstpreis der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe 2010 |
2013 | Arbeitsstipendium des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern |
arbeitet in Dambeck (Mecklenburg) und Berlin |
2003 | "Führungskader" Künstlerklub Die Möwe Palais am Festungsgraben, Berlin |
2005 | "Hohe und niedere Tiere" Baumhaus Wismar |
2006 | "Neue Bilder" Galerie Hinter dem Rathaus, Wismar |
2009 | "Himmelsauge Teufelskralle" Galerie Carmen Ziegler, Hamburg "Mein Geld ist tot" HypoVereinsbank Rostock |
2010 | "Widertiere I" Galerie im Turm, Berlin "Malerei Skulptur" Galerie Joachim Pohl, Berlin (mit Christoph Mertens) |
2012 | "Federtiere" Galerie im Kaleidoskop Usedom / Fördergesellschaft Kunsthaus Usedom-Wolin e.V. |
2013 | "Öl und Kohle" Kunst-Wasser-Werk Schwerin (mit Christin Wilcken) |
2016 | "Spätlese" Galerie Black Box, Hirschburg (mit Reinhard Buch) |
2018 | "Schwarze Köpfe" Goldbergkunst, Goldberg (Katalog) "Bruhn, Kain, Neuer" Drei Maler in Berlin Galerie Parterre Berlin (mit Michael Kain und Renè Neuer, Katalog) |
Einblicke ins Atelier
Musik ist überall. Überall im Leben von Alexandra Lotz. Ihr Vater ein Berliner Cellist. Ihre Schwester eine anerkannte Sängerin. Alexandra Lotz selbst studierte Gesang, aber die Bühne „hat mich nicht gepuscht", sagt sie. Die Bildhauerei dagegen schon. Ihr Instrument: Alabaster. Mit ihren Arbeiten ist die Bildhauerin jetzt auch im Landeskunstbesitz vertreten. Kultur-MV hat sie in ihrem Atelier besucht. Weiterlesen...
Bewegungen. Das Rauschen der Blätter. Die Leere ohne Bezug zu irgendwas oder irgendwem. Das erfasst Claudia Heinicke in ihren Gitterbildern und erschafft eine Ordnung, wo keine zu sein scheint. Gemalt. Geritzt. Geklebt. In vielen Studien und in wenigen großen Werken. Einige gehören jetzt zur Kunstsammlung Mecklenburg-Vorpommerns. Kultur-MV hat die Künstlerin besucht.
Spurensucher. Bewahrer. Künstler. „Ich bin Dokumentararchäologe", sagt Jörg Herold über sich. In seinen Arbeiten hinterfragt er historische „Hinterlassenschaften" – Denkmäler, Traditionen, Fragmente. Internationale bekannt wurde er durch seine Beteiligungen an der Biennale in Venedig und an der documenta X international. MV kaufte einige seiner Werke für die Landeskunstsammlung an. Kultur-MV begleitete den Ankauf.
Die Farbe wirft Hügel, Schnörkel, Kringel. Bildet ein Relief. Mit zwei, drei Schritten Abstand wird eine Eule erkennbar. Sie wirkt fast haptisch. „Ich verdünne die Farbe weniger als früher mit Terpentin“, sagt Ingmar Bruhn. Ölfarbe. Erdige, warme, dunkle Töne. Seine expressiven Großformate entstehen meist in Dambeck bei Bobitz und Berlin. Ein Adler gehört nun zur Kunstsammlung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Kultur-MV begleitete den Ankauf.
Cindy Schmiedichen schichtet Farbe. Sie formt Farbe zur Skulptur. „Mich interessiert vor allem der Prozess des Einfärbens. Dabei treibe ich Gips an sein Äußerstes", sagt Cindy Schmiedichen. „Ich arbeite halb blind." Erst nach dem Guss sieht die Künstlerin das vollständige Ergebnis. Bei ihrem Atelierbesuch wohnte die Kunstkommission des Landes MV diesem ersten Moment bei – hebt eine Farbskulptur aus der Gussform. Weiterlesen...
Nur Bilder an die Wand hängen? Zu wenig für einen bildenden Künstler. Fotografin Maria Sewcz sammelt ihre Arbeiten aus Rom in einem Folianten. Angelehnt an die alten Bücher, die im Vatikan aufbewahrt werden. Das beeindruckt die Kunstkommission des Landes MV. Den Folianten erwirbt sie nicht, aber eine Fotoauswahl für die Sammlung. Kultur-MV war dabei.
Ästchen für Ästchen. In seinen früheren Arbeiten verschwimmen die Grenzen zwischen Fotografie und Grafik. In seinen neueren Arbeiten verzichtet Andre van Uehm darauf, spielt lieber mit Horizonten und Linien. Der ehemalige Landschaftsgärtner fotografiert vom Menschen geprägte Natur – ohne Menschen. Ein Bewahrer der Kulturlandschaften in MV. Seine Arbeiten passen sich selbstverständlich in die Landeskunstsammlung ein. Kultur-MV begleitete den Kunstankauf.
18527. 18989. 19294. 19678. Diese vier Arbeiten von Thorsten Bisby-Saludas sind nun Teil der Kunstsammlung Mecklenburg-Vorpommerns. Keine nüchternen Zahlen, sondern Titel von vier Kunstobjekten. Die Zahlen stehen für den Tag im Leben des Bildhauers, an dem er das Werk vollendete. Seine Werke bilden die Summe der Erfahrungen, des Denkens und des Seins des Künstlers ab. Kultur-MV besuchte sein Atelier.
Land kauft Kunst 2019
Die Kunstsammlung des Landes wächst stetig. Seit dem Jahr 1994 kauft Mecklenburg-Vorpommern Arbeiten von bedeutenden Künstlern des Landes auf, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Dieses Jahr stellt das Kultusministerium dafür 51.000 Euro bereit. Eine Kommission aus Experten aller Genres wählte dafür aus, von welchen Künstlern Arbeiten angekauft werden und machte sich auf den Weg in deren Ateliers. Kultur-MV hat die Ankäufe wieder begleitet und stellt elf Künstler des Landes in ihrer Arbeitsumgebung vor.