01.11.2017

Land kauft Kunst III: Im Atelier von Oskar Manigk

Oscar Manigk steht neben einem mannshohen Gemälde. Auf einem Tisch stehen Farbflaschen und Farbtöpfe.
Farbtöpfe, Pinsel und Leinwände erzählen im Atelier von der Kreativität ihres Besitzers.
Im Atelier stehen viele bemalte Leinwände neben- und aneinander.
In manchem Jahr malt Oskar Manigk mehr als 100 Bilder.

Jedes Jahr kauft Mecklenburg-Vorpommern Arbeiten von bedeutenden Künstlern des Landes für die Kunstsammlung auf. Kultur-MV hat die Ankäufe 2017 begleitet und stellt alle acht Künstler in ihren Ateliers vor. So wie Oskar Manigk.

Zwischen alten Kiefern duckt sich das alte Haus. Fast am Ende von Ueckeritz auf der Sonneninsel Usedom kann man das Meer riechen. Der Regen trommelt aufs Dach. Drinnen steht Oskar Manigk, Jahrgang 1934, zurückhaltend aber präsent vor einigen großformatigen Arbeiten. Im vergangenen Jahr habe er mehr als hundert Werke geschaffen, sagt er. Einige fast mannshohe Leinwände lehnen mehrreihig an den Wände seines Ateliers. 

"Manchmal male ich an zwei Bildern"

Der gebürtige Berliner ist Maler mit Leib und Seele. Davon erzählen die Farbtöpfe, die sich auf seiner Werkbank aneinander reihen, die Skizzen, die sich stapeln, und die zahlreichen Leinwände. "Manchmal male ich an zwei Bildern zugleich", erklärt er. "Denn was dem einen schadet, kann dem anderen nützen." 

Zeitgeschehen und Konflikte

Auf der Leinwand lässt er so "oft das Unmögliche geschehen", sagt Oskar Manigk. Da erscheinen längst verstorbene Künstlerberühmtheiten wie Frieda Kahlo oder Amy Winehouse. Er fühle sich eher zur ,bodennahen Kunst' geeignet und zu Darstellungen, die erkennbar von etwas handeln, so der Maler weiter. Einige Arbeiten erzählen vom aktuellen Zeitgeschehen und gesellschaftlichen Konflikten.  Wie lange Oskar Manigk noch als Künstler arbeiten will, bleibt offen. Nur zwei Türen trennen Atelier und Maler von Wohnbereich und Privatmann. Und die sind selten geschlossen.

"Mir blieb gar nichts anderes, als Maler zu werden"

Oskar Manigk sitzt mit einem Mann und zwei Frauen von der Kunstkommission am Kaffeetisch.
Zurückhaltend, aber immer präsent: Oskar Manigk begrüßt die Kunstkommission in seinem Haus.

Sie haben im vergangenen Jahr rund 100 Malereien geschaffen. Das beeindruckt. Würden Sie sagen, dass Ihre Malerei Sie jung hält? Warum ist das so oder eben nicht?Oskar Manigk: Natürlich ist es gesünder, tätig und dabei auch in Bewegung zu sein, als die Untätigkeit. Und die Arbeit an größeren Formaten bedeutet auch, sich viel zu bewegen und mitunter stundenlang auf den Beinen zu sein. Aber gut ist sicher auch der Zustand, in seine Tätigkeit ganz vertieft zu sein. Mal für kurz mal für länger. Und auf Störungen gelassen zu reagieren.     Wenn Sie sich selbst in Ihren Anfangsjahren sehen - und heute. Was hat den jungen Manigk ausgemacht und was würde der erfahrene Manigk dem Jungen heute sagen bzw. raten? Nach Schulabschluss stand ich (wie viele andere auch) eigentlich gänzlich unvorbereitet vor der Frage wohin die Reise nun gehen soll? Und viele Wege waren mir ohnehin verbaut. Heute scheint es, daß mir wahrscheinlich gar nichts anderes übrig blieb, als Maler zu werden. Und sozusagen den "Betrieb" meines Vaters zu übernehmen. Und genauso wie er, habe auch ich zunächst eine solide Berufsausbildung als Tischler durchlaufen. Ich habe von diesem "Umweg" viel profitiert und er hat mir teilweise das Studium ersetzt, das  dann nur sehr lückenhaft verlief und mangelhaft blieb.. Das emfand ich schon damals als  Benachteiligung. Aber inwieweit all dies meine berufliche Entwicklung beeinträchtigt hat ist  schwer zu sagen.- Da es den "jungen Manigk" nicht mehr gibt ,ist ihm auch nicht mehr zu helfen... Arbeiten Sie an einem aktuellen Projekt oder haben Sie eine Lieblingsarbeit?  Eine Lieblingsarbeit habe ich nicht. Jede ist zunächst von gleicher Bedeutung und eine selbstgestellte Aufgabe, die man so gut wie es eben geht fertigmachen möchte. Immer wieder versucht man das jeweils Richtige zu tun, aber nicht jeder Schritt glückt und nützt dem Vorhaben. Oft geschieht das Gegenteil. Das bedeutet dann eher Auseinandersetzung als naive Mühelosigkeit. Die auch gern zur Gefälligkeit verführt und auch ein Vorteil sein kann. Manchmal male ich an zwei Bildern zugleich. Denn was dem einen schadet, kann dem anderen nützen. Und ich unterscheide grob zwischen zwei Arten von Bildern: Solche, die auf dem Boden der Tatsachen bleiben und ihm sichtlich verbunden sein wollen und solche, die "das Weite suchen". Die den realen Boden verlassen und in die Ungebundenheit hinaus treiben. Also in eine besondere Freiheit, die dann aber auch nicht mehr zu normaler Nähe fähig ist oder nicht mehr zurückfindet. Ich fühle mich eher zur "bodennahen Kunst" geeignet und zu Darstellungen, die erkennbar von etwas handeln. Diese müssen allerdings den Vergleich mit der Wirklichkeit aushalten und sich an dieser messen lassen. Gerne lasse ich in meinen Bildern kleine und große Berühmtheiten auftreten und sich begegnen. Auf der Leinwand kann unter meiner Regie das Unmögliche geschehen. 

Das ist der Künstler Oskar Manigk

Nahaufnahme von bemalten Leinwänden, die aneinander lehnen.
Oskar Manigk lebt und arbeitet in Ückeritz auf der Insel Usedom und in Berlin.

Der auf Usedom lebende und arbeitende Künstler ist einer der bekanntesten Mecklenburg-Vorpommerns. 1934 in Berlin geboren machte er zunächst sein Abitur und eine Tischlerlehre. In den Jahren 1956 und 57 besuchte er als Gaststudent zunächst die Kunsthochschule in Berlin-Weißensee, dann am Greifswalder Institut für Kunsterziehung.  Der Maler und Autor ist Mitglied im Verband Bildender Künstler und im Künstlerbund MV. 1993 erhielt er den Caspar-David-Friedrich-Preis, 2005 den Kulturpreis des Landes. Seine Arbeiten waren in mehreren Einzelausstellungen zu sehen, unter anderem in Rostock, in Schwerin, Greifswald, Berlin - Einzelwerke auch in Polen, Dänemark und den USA. In Zusammenarbeit mit der Galerie Schwarz in Greifswald ist das Buch "Oskar Manigk - Der Maler" im Wohlrab-Verlag erschienen. Mehr über Oskar Manigk

Udo Dettmann steht neben einem seiner Kunstwerke.

Land kauft Kunst I: Im Atelier von Udo Dettmann

Er ist ein Virtuose der Alltagsbeobachtungen. Seine Instrumente: Grafik und Videokunst. Hintersinniger Humor ist sein stetiger Begleiter. Er liebt es, Menschen mit sich selbst zu konfrontieren. Ein Besuch im Atelier von Udo Dettmann.

Zwei Frauen betrachten ein Kunstwerk.
Seidenpapier in allen Variationen - der Stoff für die kunstvollen Arbeiten von Hildegard Mann.

Land kauft Kunst II: Im Atelier von Hildegard Mann

Lange Papierschlangen winden sich von der Decke, streifen ab und an die Schulter. Farbenprächtige, filigrane Papierarbeiten stapeln sich in den Regalen - Inspirationen, fertige Papierreliefs, Materialien. Wer das Atelier von Hildegard Mann betritt, scheint sich in einer Welt aus Papier wiederzufinden.   

Heiko Krause hält eines seiner Bilder in den Händen.

Land kauft Kunst IV: Zu Besuch bei Heiko Krause

Ein Dickicht an einem regnerischen Tag, darin ein orangener Sessel nur kurze Zeit von der Sonne beschienen. Es sind diese speziellen Augenblicke, die Heiko Krause auf den Auslöser seiner Kamera drücken und den Moment festhalten lassen. Weiterlesen...

Dr. Christian Frosch öffnet Kartons mit seiner Kunst. Um ihn herum stehen zwei Frauen und ein Mann.
Dr. Christian Frosch zeigt der Kunstkommission des Landes MV 2017 eine Auswahl seiner Arbeiten. Ab 9. September sind seine Werke in Putbus zu sehen.

Land kauft Kunst V: Im Atelier von Christian Frosch

Sich selbst überlassen: mehrere Farbeimer mit Farbe, mehrere Kunststoffbecher voller Farbe auf Sockeln. Christian Frosch stößt Prozesse an, nimmt auf dessen Entwicklung aber keinerlei weiteren Einfluss. "Farbe sucht sich selbst ihre Form", sagt er, der sich selbst als forschenden Maler bezeichnet. Die Fragen, um die sich seine Arbeiten drehen: Was ist Malerei eigentlich? Und was kann sie sein? Weiterlesen...

Land kauft Kunst VI: Im Atelier von Gerhard Stromberg

Ein Mann und eine Frau stehen an einem Tisch und betrachten Gemälde.

Der Horizont mittig. Himmel und Erde gleich gewichtet. Eine strenge Bildkomposition. Gerhard Stromberg ist ein Mann der großen Landschaftsbilder. Der Mensch ist in ihnen ständig präsent – meist in den Spuren seines Handelns, weniger als Person selbst. Um ein Bild zu finden, wie Stromberg sagt, braucht es oft mehrere Monate. Weiterlesen...

Land kauft Kunst VII: Im Atelier von Rolf Wicker

Vier Leute stöbern in der Kunst von Rolf Wicker.

Neugierige einen Knoten gehen lassen? Rolf Wicker schickt Passanten gern auf verwundene Pfade, wie auf seine „Enzwegschleife" in Vaihingen. Wege ziehen sich wie rote Fäden durch seine Arbeiten, halten alles zusammen. Fast alle Installationen von Rolf Wicker sind begehbar, erlebbar. Oft nur wenige Wochen. Dann verschwindet seine Kunst wieder aus dem öffentlichen Raum. Weiterlesen...

Ramona Seyfarth hockt vor einer weißen Platte. Darauf steht ein transparenter Kinderstuhl mit Lehne. Auf der Sitzfläche steht ein kleiner Spielzeugsoldat. Auf der Platte liegt eine bunte, geschmolzene Masse.
Ramona Syefarth wurde 1980 in Neubrandenburg geboren und studierte Freie Kunst in Koblenz.

Land kauft Kunst VIII: Im Atelier von Ramona Seyfarth

Papier-Friedenstauben drängen aus Oma Trautes Koffer in Erinnerung an den Holocaust. Kleine Rettungsschiffe aus Butterbrotpapier dicht an dicht stehen stellvertretend für hunderte Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa drängen. Empathie für die Welt und ihre Facetten ist es, die Ramona Seyfarths Kunst auszeichnet. Weiterlesen...