Cindy Schmiedichen stapelt Farbe

Feinsinnig und liebevoll erzählt Cindy Schmiedichen von ihrer Arbeit als Künstlerin.
In einem gesonderten Raum präsentiert die Künstlerin eine Auswahl ihrer Arbeiten.
Eine Etage tiefer gewährt sie den Vertretern der Kunstkommission Einblicke in ihre Vorgehensweise.
Hier stoßen die Mitglieder der Jury auf weitere Arbeiten, die ihr Interesse wecken.

Cindy Schmiedichen schichtet Farbe. Sie formt Farbe zur Skulptur. „Mich interessiert vor allem der Prozess des Einfärbens. Dabei treibe ich Gips an sein Äußerstes", sagt Cindy Schmiedichen. „Ich arbeite halb blind." Erst nach dem Guss sieht die Künstlerin das vollständige Ergebnis. Bei ihrem Atelierbesuch wohnte die Kunstkommission des Landes MV diesem ersten Moment bei – hebt eine Farbskulptur aus der Gussform.

Der Zufallsmoment

Aufregung. Konzentriert holen Dr. Gerhard Graulich vom Staatlichen Museum Schwerin und Wiebke Hermes vom Kultusministerium den fröhlich farbigen Quader aus seiner Form. Ihre Hände stecken in Handschuhen, um die empfindliche Oberfläche zu schonen. Die beiden Vertreter der Kunstkommission des Landes Mecklenburg-Vorpommern stellen die Skulptur auf einen Tisch.  

„Die Idee zu den Gipsskulpturen ist in Zeiten meine Installationen entstanden", erzählt Cindy Schmiedichen. „Erst waren es Einzelteile. Dann hat es mich gepackt." 

Die Künstlerin setzte sich mehr und mehr mit Farbe auseinander. Sie konzentrierte sich verstärkt auf Objekte. „Die Quaderform ist kein Dogma", sagt sie. Die Farbe schon. Kompakt und verschwenderisch durchtränkt sie jeden Quader mit Pigmenten. Das treibt den Gips ans Äußerste und hat seinen Preis. Pigmente gehen laut Schmiedichen schnell ins Geld.

Stapeln und schichten

„In den Quadern steckt kein Styroporkern oder so. Die sind kompakt und schwer", so die Greifswalderin. Sie baut ihre Objekte von innen nach außen auf. Stapelt. Schichtet. Ihre Kompositionen wachsen. „Ich verstehe den Gips immer besser, bin mit ihm aber noch nicht fertig."

Während Schmiedichen von ihrer Arbeit erzählt, begutachten die Mitglieder der Kunstkommission den Gipsblock. Es ist der stärkste Moment im Prozess. Welche Seite ist oben? Welche unten? „Allansichtigkeit ist mir wichtig, aber eine Seite bleibt immer verborgen", sagt die Künstlerin. Der Betrachter sehe nie alle Seiten des Quaders zur gleichen Zeit. Drehen würde sie die Quader nie. 

  • geboren 1977 in Herzberg / Elster, lebt und arbeitet in Greifswald
  • 1999 - 2002 Studium Grafik Design, HGB Leipzig
  • 2002 - 2003 Studium bildende Kunst, HGK Luzern, Schweiz
  • 2004 - 2007 Studium bildende Kunst bei Prof. Alba d'Urbano, HGB Leipzig
  • 2007 - 2009 Meisterschülerstudium bei Prof. Alba d'Urbano
  • seit 2015 künstlerische Mitarbeiterin am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universiät Greifswald
  • 2015 „Zwischen Teilen", Bruch & Dallas, Köln
  • 2014 „Dieses Jahr" (mit Uta Koslik), Alabama Sir, Leipzig
  • 2012 „bis ins Weite", Galerie Wolkenbank, Rostock | „Durchzug", Kunstraum Michael Barthel, Leipzig | „Ground control", Galerie b2, Leipzig
  • 2010 „Im Umriss", Neues Ausstellen - Marion Ermer Preis 2010, Neues Museum Weimar | „The Walls are painted white", Galerie b2, Leipzig
  • 2009 „Parcours", Projektraum der Galerie Eigen + Art, Leipzig
  • 2007 „Auf drei", Diplomausstellung, Galerie Kleindienst, Leipzig

So entsteht die Kunst von Cindy Schmiedichen

Gipskrümel in allerlei Farben bewahrt Cindy Schmiedichen in ihrem kleinen Atelier gleich neben der St. Marienkirche in Greifswald auf.
Sie lagert es in durchsichtigen Plastikeimern. Alles wird aufgehoben, denn Pigmente sind kostspielig.
Der ganze Raum sprüht vor Kreativität. Kein Wunder. In direkter Nachbarschaft arbeiten noch weitere Künstler an Projekten.
In so eine Form „krümelt" Cindy Schmiedichen ihre Objekte. Die Quader entstehen von innen nach außen. Geschichteter Gips.
Die Skulpturen wachsen Schicht um Schicht. Der fertige Quader wiegt mehrere Kilogramm.
„Ich verstehe den Gips immer besser", sagt Schmiedichen. Erst wenn er komplett ausgehärtet ist...
...wird er vorsichtig aus seiner Form gelöst. Dr. Graulich vom Staatlichen Museum Schwerin und Wiebke Hermes vom Kultusministerium heben den Quader.
Auch für die Kunstkommission ein seltener Moment. Sie begutachtet zusammen mit der Künstlerin das Erschaffene. Die Farben des Objektes überzeugen.
Aber aufgrund kleinerer Schönheitsfehler wird diese Block nicht in die engere Auswahl genommen.
Dennoch gewährt er tiefe Einblicke in die Arbeit der Künstlerin. Die Kunstkommission ist überzeugt.
  • 2017 Aufenthaltsstipendium Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
  • 2014 Aufenthaltsstipendium der Kulturstiftung Sachsen, Columbus / Ohio, US
  • 2013 Katalogförderung der Kulturstiftung Sachsen
  • 2012 Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
  • 2010 Marion Ermer Preis 2010, Marion Ermer Stiftung
  • Projektförderung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für "Projekt Kaufhaus Joske"
  • 2009 Anerkennungspreis Ars Lipsiensis der Dresdner Bank Leipzig
  • "Aufenthaltsstipendium Künstlerhaus Schloss Plüschow
  • Projektförderung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für "Projekt Kaufhaus Joske"