20.10.2017

Land kauft Kunst II: Im Atelier von Hildegard Mann

Zwei Frauen betrachten ein Kunstwerk.
Seidenpapier in allen Variationen - der Stoff für die kunstvollen Arbeiten von Hildegard Mann.

Jedes Jahr kauft Mecklenburg-Vorpommern Arbeiten von bedeutenden Künstlern des Landes für die Kunstsammlung auf. Kultur-MV hat die Ankäufe 2017 begleitet und stellt alle acht Künstler in ihren Ateliers vor. So wie die Papierkünstlerin Hildegard Mann.

Lange Papierschlangen winden sich von der Decke, streifen ab und an die Schulter. Farbenprächtige, filigrane Papierarbeiten stapeln sich in den Regalen - Inspirationen, fertige Papierreliefs, Materialien. Ein großer Arbeitstisch dominiert den uriger Raum unter dem Dach ihres Hauses. Wer das Atelier von Hildegard Mann betritt, scheint sich in einer Welt aus Papier wiederzufinden.    Skulpturen in ungewöhnlichen Formen. Einfarbige Reliefs, die mit Schattierungen spielen. Die Arbeiten der Künstlerin sind Hingucker. Filigran und fein gearbeitet, oft in starker Farben gehalten. "Rot hat besonders viel Energie", sagt die ehemalige Lehrerin. Aber auch blau, weiß und schwarz faszinieren sie. Das Atelier ist der Lieblingsplatz von Hildegard Mann. Ihr Mann sehe und höre sie oft stundenlang nicht, sagt er. Hier ist die Künstlerin ganz bei sich, reißt, faltet und knüllt. Die Arbeit mit Papier verlangt viel Fingerspitzengefühl. "Ich arbeite vor allem mit Japanpapier", sagt sie. Das lässt sie extra einfliegen, färbt alles selbst. "Kein Fetzen wandert in den Papierkorb. Alles wird verwendet."  Die Kunst mit Papier erfordert viel Fingerspitzengefühl. Oft stecken in einem Papierrelief mehrere Tage Arbeit. Jedes erzählt eine andere Geschichte, die Hildegard Mann unter dem Titel "In der Oberfläche liegt die Tiefe" vereint. 

Hildegard Mann: "In der Oberfläche liegt die Tiefe"

Sechs Hände fassen weißes Japanpapier an.
Hildegard Mann arbeitet vor allem mit Japanpapier, das sie selbst mit Pigmenten einfärbt.
Detailaufnahme von herabhängenden Papierstreifen in hellen und dunklen Blautönen.
Die Künstlerin nutzt für ihre Arbeiten die Spannung zwischen dem "zarten" Papier und "intensiver" Farbe.

Sie haben mit Skulpturen in Gips begonnen. Mittlerweile arbeiten Sie mit Papier. Welche Vorteile bringt das Medium für Sie mit?Hildegard Mann: Die Feinheit, Leichtigkeit und Zartheit des Papieres faszinieren mich. Vom groberen bin ich immer mehr zum feinerem Papier übergegangen, das unerwartet sehr stabil und dennoch flexibel ist und mir feinste Nuancen ermöglicht.     Haben Sie Vorbilder? Wie beeinflussen Sie Ihre Arbeit und auf welche Art inspirieren Sie diese? Die Gruppe Zero, die auch viel mit Papier arbeitete und immer noch arbeitet, hat mich stark beeinflußt. Die starke Reduktion in meiner Arbeit führt zur Konzentration und  zur wesentlichen Aussage. Von der Fläche der Wandbilder entwickeln sich die Reliefbilder zu raumgreifenden Arbeiten. Das setzt sich fort in meinen Installationen und Skulpturen. Apropos Inspiration. Woher kommen Ihre Ideen und aus welchen entstehen Kunstwerke?  Meine Ideen schöpfe ich aus dem politischen und sozialen Zeitgeschehen, aber auch aus der Natur. In meiner neuesten Installation "Zwischenwelten" hängen sohlenlose weiße Schuhe in diversen Größen von der Decke. Ich beziehe mich in dieser Arbeit gedanklich auf den endlosen Strom von Flüchtlingen von deren alter Welt in die neue.    

Das ist die Künstlerin Hildegard Mann

Auf einem Tisch liegen zwei Gesichter aus Gips.
Anfangs arbeitete Hildegard Mann mit Gips und entdeckte erst später das Japanpapier für sich.

Hildegard Mann erblickte in Wolfenbüttel das Licht der Welt. Sie arbeitete einige Zeit als Lehrerin, fühlte sich aber schon damals zur Kunst hingezogen. So richtig künstlerisch tätig wurde sie, als sie eine therapeutische Ausbildung machte. Anfangs arbeitete sie mit Gips, fand aber immer mehr zum Medium Papier.  Bilder, Skulpturen, Reliefs - Hildegard Manns Arbeiten sind vielfältig und beeindrucken durch ihre starke Farbgebung. Vor allem Rot dominiert ihre Arbeiten. Seit 1998 sind ihre Werke in Ausstellungen zu sehen - vor allem in Norddeutschland. Mehr über Hildegard Mann

Udo Dettmann steht neben einem seiner Kunstwerke.

Land kauft Kunst I: Im Atelier von Udo Dettmann

Er ist ein Virtuose der Alltagsbeobachtungen. Seine Instrumente: Grafik und Videokunst. Hintersinniger Humor ist sein stetiger Begleiter. Er liebt es, Menschen mit sich selbst zu konfrontieren. Ein Besuch im Atelier von Udo Dettmann.

Oscar Manigk steht neben einem mannshohen Gemälde. Auf einem Tisch stehen Farbflaschen und Farbtöpfe.

Land kauft Kunst III: Im Atelier von Oscar Manigk

Der gebürtige Berliner ist Maler mit Leib und Seele. "Manchmal male ich an zwei Bildern zugleich", erklärt Oscar Manigk. "Denn was dem einen schadet, kann dem anderen nützen." Weiterlesen...

Heiko Krause hält eines seiner Bilder in den Händen.

Land kauft Kunst IV: Zu Besuch bei Heiko Krause

Ein Dickicht an einem regnerischen Tag, darin ein orangener Sessel nur kurze Zeit von der Sonne beschienen. Es sind diese speziellen Augenblicke, die Heiko Krause auf den Auslöser seiner Kamera drücken und den Moment festhalten lassen. Weiterlesen...

Dr. Christian Frosch öffnet Kartons mit seiner Kunst. Um ihn herum stehen zwei Frauen und ein Mann.
Dr. Christian Frosch zeigt der Kunstkommission des Landes MV 2017 eine Auswahl seiner Arbeiten. Ab 9. September sind seine Werke in Putbus zu sehen.

Land kauft Kunst V: Im Atelier von Christian Frosch

Sich selbst überlassen: mehrere Farbeimer mit Farbe, mehrere Kunststoffbecher voller Farbe auf Sockeln. Christian Frosch stößt Prozesse an, nimmt auf dessen Entwicklung aber keinerlei weiteren Einfluss. "Farbe sucht sich selbst ihre Form", sagt er, der sich selbst als forschenden Maler bezeichnet. Die Fragen, um die sich seine Arbeiten drehen: Was ist Malerei eigentlich? Und was kann sie sein? Weiterlesen...

Land kauft Kunst VI: Im Atelier von Gerhard Stromberg

Ein Mann und eine Frau stehen an einem Tisch und betrachten Gemälde.

Der Horizont mittig. Himmel und Erde gleich gewichtet. Eine strenge Bildkomposition. Gerhard Stromberg ist ein Mann der großen Landschaftsbilder. Der Mensch ist in ihnen ständig präsent – meist in den Spuren seines Handelns, weniger als Person selbst. Um ein Bild zu finden, wie Stromberg sagt, braucht es oft mehrere Monate. Weiterlesen...

Land kauft Kunst VII: Im Atelier von Rolf Wicker

Vier Leute stöbern in der Kunst von Rolf Wicker.

Neugierige einen Knoten gehen lassen? Rolf Wicker schickt Passanten gern auf verwundene Pfade, wie auf seine „Enzwegschleife" in Vaihingen. Wege ziehen sich wie rote Fäden durch seine Arbeiten, halten alles zusammen. Fast alle Installationen von Rolf Wicker sind begehbar, erlebbar. Oft nur wenige Wochen. Dann verschwindet seine Kunst wieder aus dem öffentlichen Raum. Weiterlesen...

Ramona Seyfarth hockt vor einer weißen Platte. Darauf steht ein transparenter Kinderstuhl mit Lehne. Auf der Sitzfläche steht ein kleiner Spielzeugsoldat. Auf der Platte liegt eine bunte, geschmolzene Masse.
Ramona Syefarth wurde 1980 in Neubrandenburg geboren und studierte Freie Kunst in Koblenz.

Land kauft Kunst VIII: Im Atelier von Ramona Seyfarth

Papier-Friedenstauben drängen aus Oma Trautes Koffer in Erinnerung an den Holocaust. Kleine Rettungsschiffe aus Butterbrotpapier dicht an dicht stehen stellvertretend für hunderte Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa drängen. Empathie für die Welt und ihre Facetten ist es, die Ramona Seyfarths Kunst auszeichnet. Weiterlesen...