13.09.2019

Alexandra Lotz haut Musik in Stein

Alexandra Lotz vor einer ihrer Arbeiten.
Diese steinernen Klaviertasten von Alexandra Lotz gehören nun zum Landeskunstbesitz Mecklenburg-Vorpommerns.

Musik ist überall. Überall im Leben von Alexandra Lotz. Ihr Vater ein Berliner Cellist. Ihre Schwester eine anerkannte Sängerin. Alexandra Lotz selbst studierte Gesang, aber die Bühne „hat mich nicht gepuscht", sagt sie. Die Bildhauerei dagegen schon. Ihr Instrument: Alabaster. Mit ihren Arbeiten ist die Bildhauerin jetzt auch im Landeskunstbesitz vertreten. Kultur-MV hat sie in ihrem Atelier besucht.

„Vor Hunderten Jahren war das noch Strafarbeit, solche Steine zu transportieren und zu bearbeiten", sagt die Künstlerin. „Ich liebe es, und um das schweren Material zu bewegen, nutze ich eine Laufkatze." Die baumelt von der Decke, während die Kunstkommission das Atelier besichtigt, dass sich in einer Scheune hinter dem Haupthaus befindet. Dass Bildhauerei eher Männersache ist, erfährt die zierliche Künstlerin immer mal wieder. Schon im Studium an der Berliner Universität der Künste war Alexandra Lotz die einzige auf dem Steinplatz. „Ich habe dort eine klassische Steinmetzausbildung erhalten", sagt sie. Die Technik habe sie vom Werkstattleiter gelernt, „einem Koreaner mit Latschen". Ihr Professor Michael Schoenholtz „hat während des Studiums nie seine Arbeiten gezeigt, damit wir ihn nicht kopieren", erzählt Alexandra Lotz weiter. So habe sie ihre eigene Handschrift gefunden. Natürlich sei es immer noch schwere Knochenarbeit, erzählt sie. Wenn sie nicht weiterkomme, hole sie sich kurzerhand Hilfe.

„Musik ist der Antrieb meiner Arbeit"

So ein unbearbeiteter Stein wiegt schon mal mehr als eine bis mehrere Tonnen, wenn er aus Italien geliefert wird. Um ihn von allen Seiten zu bearbeiten, muss er gedreht werden. Das verlangt nicht nur Muskelkraft und Konzentration, sondern auch viel Geduld. Das fertige Objekt – wie ihre Kontrabass-Skulptur – bringt dann immer noch rund 600 Kilogramm auf die Waage. 

Beschaut die Kunst von Alexandra Lotz

In einer Ecke steht ein Kontrabass.
Musik ist der rote Faden im Leben von Alexandra Lotz. Ihr Vater erzählt ihr, er habe als Musiker nichts Bleibendes geschaffen...
Auf einem Sockel stehen zwei Bronzeskulpturen.
...seine Tochter mit ihren Skulpturen schon. Wie mit „Zahnrad", einer Bronze-Skulptur aus dem Jahr 2004.
Mitglieder der Kunstkommission betrachten Skulpturen.
Die Objekte aus Alabaster wie „Dämpfer" (links) wirken wie „ausgekochter Knochen". Das ist gewollt. „Sie sollen so sein."
Alexandra Lotz präsentiert der Kunstkommission auch Drucke.
Für den Landeskunstbesitz entschied sich die Kommission für eine Skulptur und zwei Drucke.
Zwei Mitglieder der Kunstkommission stehen vor Skulpturen und unterhalten sich.
Die Entscheidung ist Dr. Regina Erbentraut vom Schloss Güstrow und Dr. Gerhard Graulich vom Staatlichen Museum in Schwerin aufgrund der hohen Qualität der Stücke schwergefallen.
Fünf Bilder an einer Wand.
„Malerei ist keine meiner Stärken", sagt Alexandra Lotz. Das von ihr gezeichnete Bildnis ihrer Katze (oben) scheint jedoch – abhängig vom Geschmack des Betrachters – ein anderes Bild zu malen.
Alexandra Lotz

1974 in Berlin geboren, lebt heute im mecklenburgischen Dargun

1996 Studium an der Freien Universität Berlin: Kunstgeschichte, Neuere Geschichte, Musikwissenschaft

1999 Studium an der Universität der Künste bei Prof. Michael Schoenholtz

2004 Ernennung zur Meisterschülerin von Prof. Michael Schoenholtz

2005 Meisterschülerpreis des Präsidenten der Universität der Künste in Berlin

Hineingeschaut ins Atelier von Alexandra Lotz

Ein dreigeschossiges Backsteinhaus von außen.
Unter dem Dach des Haupthauses befinden sich mehrere Ferienwohnungen. Im Erdgeschoss wohnt und arbeitet Alexandra Lotz.
Auf einem Tisch stehen Gemälde, Pinsel und Farben.
Hier gibt die Bildhauerin unter anderem Kurse für Hobbykünstler. Von der Bildhauerei allein kann die gebürtige Berlinerin nicht leben.
Mitglieder der Kunstkommission stehen mit Alexandra Lotz im Atelier und betrachten Skulpturen.
Die Materialkosten sind sehr hoch. Alexandra Lotz arbeitet am liebsten in Alabaster. Granit und Sandstein meidet sie.
Ein Rezept für "Gebackenes Kamel mit Füllung für 400 Personen."
Dafür sammelt sie in ihrem Atelier so manche Kuriosität wie diesen Schnipsel.
Ausstellungen mit Alexandra Lotz

2003 Schloss Steinhöfel | Grafikausstellung „Haus im Kleistpark" Berlin

2004 Ausstellung der Klasse Schoenholtz, Koreanische Botschaft in Berlin

2005 Meisterschülerausstellung Universität der Künste zu Berlin

2006 Galerie des Max-Planck-Instituts in Greifswald | Hochschule für Musik und Theater in Rostock | Kulturministerium in Schwerin