Land kauft Kunst VI: Im Atelier von Gerhard Stromberg

Vier Leute stehen im Atelier von Gerhard Stromberg und unterhalten sich.
Zusammen mit seiner Frau Birgit Schröder lebt Gerhard Stromberg seit 2011 in Goldberg.
Ein Mann und eine Frau blättern in Bildbänden.
Um das perfekte Bild zu finden, braucht der Fotograf oft mehrere Monate.
Zwei Männer und drei Frauen stehen ein einem leeren, weiß gestrichenen Raum und unterhalten sich.
Mit dem Verein Goldbergkunst möchte Gerhard Stromberg der Stadt Goldberg mehr Raum für Kunst geben.

Jedes Jahr kauft Mecklenburg-Vorpommern Arbeiten von bedeutenden Künstlern des Landes für die Kunstsammlung auf. Kultur-MV hat die Ankäufe 2017 begleitet und stellt alle acht Künstler in ihrer Arbeitsumgebung vor. So wie Fotograf Gerhard Stromberg in Goldberg.

Der Horizont mittig. Himmel und Erde gleich gewichtet. Eine strenge Bildkomposition. Gerhard Stromberg ist ein Mann der großen Landschaftsbilder. Der Mensch ist in ihnen ständig präsent – meist in den Spuren seines Handelns, weniger als Person selbst. Um ein Bild zu finden, wie Stromberg sagt, braucht es oft mehrere Monate. Wie im Fall seine Serie von der British Library, die er mehrere Monate lang immer wieder besuchte, bis er den perfekten Bildausschnitt fand.  

Zufällig Goldberg

England, Ungarn, Norwegen. Gerhard Stromberg hatte in vielen Ländern ein zu Hause, seit 2011 lebt er im mecklenburgischen Goldberg. Wie er hier her kam? „Rein zufällig“, sagt er. Es war die erste Stadt nach seiner Rückkehr aus dem Ausland. Er blieb, gründete den Goldbergkunst e.V.

Mit dem Kunstverein und neuen Ausstellungsräumen in der Langen Straße will er Goldberg ein wenig den Glauben an die Stadt und die Region zurückgeben. Goldberg sei in einem Schlafzustand und warte darauf, zu erwachen, sagte er einmal.

Auch wenn er in Mecklenburg sein Zuhause gefunden hat, zum Fotografieren zieht es ihn doch eher in die Ferne. Italien, Frankreich und auch weiter weg zu seinem Sehnsuchtsziel Indien.

Fotografien von Gerhard Stromberg

Stromberg über den schmalen Streifen Horizont

Auf einem Tisch stapeln sich Fotografien.
Flache Landschaften haben es dem Fotografen Gerhard Stromberg besonders angetan.

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen und wie hat sich Ihre Wahrnehmung über die Jahre verändert?Gerhard Stromberg: Angefangen hat es mit einer “Agfa Clack” die ich von meinen Großeltern zum achten Geburtstag geschenkt bekam. Seit dem hat sich meine Wahrnehmung von Fotografie im Grunde nicht geändert. Fotografie ist mein ideales Medium, mich in der Wirklichkeit zurechtzufinden und aus dieser Begegnung gültige Bilder entstehen zu lassen. Sie lieben Landschaftsfotografie. Was fasziniert Sie daran und welche Landschaften fotografieren Sie am liebsten?   Landschaft ist mir ein Sinnbild dafür, wie wir Menschen uns auf der Welt einrichten. Natur ist außerhalb unseres Selbst, Landschaft dagegen entsteht aus uns, aus unseren Ideen und Vorstellungen. Weite, flache Landschaften sind mir seit langer Zeit die liebsten; Landschaften, die nur durch einen schmalen Streifen Horizont vom Himmel getrennt werden und in denen scheinbar nichts geschieht. In solchen Landschaften braucht man nur auf eine dicke Wassermelone zu steigen, um jedes Detail auszumachen und keines ihrer Elemente verdeckt zu finden. Arbeiten Sie an einem aktuellen Projekt oder haben Sie eine Lieblingsarbeit? Stellen Sie diese bitte kurz vor.  An „Projekten” im üblichen Sinn arbeite ich schon lange nicht mehr. Es ist eher so, dass sich, während ich mir die Welt ansehe, bestimmte bildnerische, inhaltliche oder biografische Fragestellungen ergeben, deren Lösung mich reizt; am spannendsten ist es natürlich, wenn diese drei Qualitäten zusammentreffen. Was die „Lieblingsarbeit" angeht, so ist es immer die schwierigste unter jenen Bildern, deren Resultat noch aussteht. Abgeschlossene Arbeiten sind mir alle gleich lieb und für solche Bilder ist es viel wichtiger, dass sie den Betrachtern lieb werden.

Der Künstler Gerhard Stromberg

Ein Backsteinhaus von außen.
Gerhard Stromberg gründete den Verein Goldbergkunst. Platz für dessen Expositionen gibt es im neuen Ausstellungshaus in der Goldberger Langen Straße.

Im Jahr 1952 in Ludwigshafen am Rhein geboren hatte Gerhard Stromberg schon in seiner Schulzeit Kontakt zur Fotografie. Nach einem kurzen Intermezzo eines Kunststudiums in Holland und eines abgebrochenen Landwirtschaftsstudiums, arbeitete er zunächst selbstständig als Fotograf. 1980 begann er dann ein Studium an der Staatlichen Akademie für Bildende Kunst Düsseldorf. Dort lernte er bei Bernd Becher die konzeptionelle Fotografie kennen, die seine Arbeit bis heute prägt. Nach dem Studium zog es Gerhard Stromberg mit seiner Familie nach England. Dort arbeitete er mehrere Jahre an seinem "Coastline Catalogue". Bald darauf folgten erste Einzelausstellungen und Lehraufträge. In den 90er-Jahren waren Arbeiten des Kosmopoliten unter anderem in Southampton, Colchester, Canterbury und London zu sehen. Nach einer Professur im norwegischen Trondheim und einem kurzzeitigen Wohnsitz in Ungarn zog es Gerhard Stromberg zurück nach Deutschland. Seit 2011 lebt er mit seiner Partnerin Birgit Schröder in Goldberg. Fotografien von Gerhard Stromberg

Udo Dettmann steht neben einem seiner Kunstwerke.

Land kauft Kunst I: Im Atelier von Udo Dettmann

Er ist ein Virtuose der Alltagsbeobachtungen. Seine Instrumente: Grafik und Videokunst. Hintersinniger Humor ist sein stetiger Begleiter. Er liebt es, Menschen mit sich selbst zu konfrontieren. Ein Besuch im Atelier von Udo Dettmann.

Zwei Frauen betrachten ein Kunstwerk.

Land kauft Kunst II: Im Atelier von Hildegard Mann

Lange Papierschlangen winden sich von der Decke, streifen ab und an die Schulter. Farbenprächtige, filigrane Papierarbeiten stapeln sich in den Regalen - Inspirationen, fertige Papierreliefs, Materialien. Wer das Atelier von Hildegard Mann betritt, scheint sich in einer Welt aus Papier wiederzufinden.   

Oscar Manigk steht neben einem mannshohen Gemälde. Auf einem Tisch stehen Farbflaschen und Farbtöpfe.

Land kauft Kunst III: Im Atelier von Oscar Manigk

Der gebürtige Berliner ist Maler mit Leib und Seele. "Manchmal male ich an zwei Bildern zugleich", erklärt Oscar Manigk. "Denn was dem einen schadet, kann dem anderen nützen." Weiterlesen...

Heiko Krause hält eines seiner Bilder in den Händen.

Land kauft Kunst IV: Zu Besuch bei Heiko Krause

Ein Dickicht an einem regnerischen Tag, darin ein orangener Sessel nur kurze Zeit von der Sonne beschienen. Es sind diese speziellen Augenblicke, die Heiko Krause auf den Auslöser seiner Kamera drücken und den Moment festhalten lassen. Weiterlesen...

Dr. Christian Frosch öffnet Kartons mit seiner Kunst. Um ihn herum stehen zwei Frauen und ein Mann.
Dr. Christian Frosch zeigt der Kunstkommission des Landes MV 2017 eine Auswahl seiner Arbeiten. Ab 9. September sind seine Werke in Putbus zu sehen.

Land kauft Kunst V: Im Atelier von Christian Frosch

Sich selbst überlassen: mehrere Farbeimer mit Farbe, mehrere Kunststoffbecher voller Farbe auf Sockeln. Christian Frosch stößt Prozesse an, nimmt auf dessen Entwicklung aber keinerlei weiteren Einfluss. "Farbe sucht sich selbst ihre Form", sagt er, der sich selbst als forschenden Maler bezeichnet. Die Fragen, um die sich seine Arbeiten drehen: Was ist Malerei eigentlich? Und was kann sie sein? Weiterlesen...

Land kauft Kunst VII: Im Atelier von Rolf Wicker

Vier Leute stöbern in der Kunst von Rolf Wicker.

Neugierige einen Knoten gehen lassen? Rolf Wicker schickt Passanten gern auf verwundene Pfade, wie auf seine „Enzwegschleife" in Vaihingen. Wege ziehen sich wie rote Fäden durch seine Arbeiten, halten alles zusammen. Fast alle Installationen von Rolf Wicker sind begehbar, erlebbar. Oft nur wenige Wochen. Dann verschwindet seine Kunst wieder aus dem öffentlichen Raum. Weiterlesen...

Ramona Seyfarth hockt vor einer weißen Platte. Darauf steht ein transparenter Kinderstuhl mit Lehne. Auf der Sitzfläche steht ein kleiner Spielzeugsoldat. Auf der Platte liegt eine bunte, geschmolzene Masse.
Ramona Syefarth wurde 1980 in Neubrandenburg geboren und studierte Freie Kunst in Koblenz.

Land kauft Kunst VIII: Im Atelier von Ramona Seyfarth

Papier-Friedenstauben drängen aus Oma Trautes Koffer in Erinnerung an den Holocaust. Kleine Rettungsschiffe aus Butterbrotpapier dicht an dicht stehen stellvertretend für hunderte Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa drängen. Empathie für die Welt und ihre Facetten ist es, die Ramona Seyfarths Kunst auszeichnet. Weiterlesen...