02.05.2025

Fritz Reuter auf Esperanto

Ein Denkmal zeigt einen Mann, der in einem Buch blättert. Der Mann ist Fritz Reuter.
Das Denkmal von Fritz Reuter in Stavenhagen.

Klar, Fritz Reuter kennt jeder (in vielen Sprachen). John Brinckman fast alle. Aber was ist mit Martha Müller-Grählert? Von ihr haben Sie auch schon was gehört. Ganz bestimmt. Plattdeutsche Literatur. Teil 15 unserer Serie: Plattdeutsch in MV.

Fritz Reuter

Eine Porträtzeichnung von Fritz Reuter
Fritz Reuter, Lithographie von Josef Kriehuber nach Haertel

„Wat den einen sin Uhl is, is den annern sin Nachtigall.“

Fritz Reuter in: „Ut de Franzosentid“

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Dem Heimatverband MV hat der berühmte Schriftsteller mal vertellt:

„Mein Name ist Fritz Reuter. In Mecklenburg bin ich 1810 geboren und aufgewachsen - dor bün ick buren un tagen. Mein Vater war der Bürgermeister Reuter in Stavenhagen. Weil ich mich für Demokratie eingesetzt habe, wurde ich zu 30 Jahren Festungshaft verurteilt. Sieben Jahre davon habe ich absitzen müssen. Es war eine schlimme Zeit. Und dann wurde ich ein Schriftsteller. Meine plattdeutschen Geschichten haben so viele Leute begeistert, wie ich es nie zu wünschen gewagt hätte. Meine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt: Englisch, Russisch, Italienisch, Schwedisch, Niederländisch, sogar Esperanto.“

Fritz Reuter (1810-1874) gilt gemeinsam mit Klaus Groth als einer der Begründer der neueren niederdeutschen Literatur. 1853 gelang ihm mit dem Büchlein „Läuschen un Rimels“ sein erster größerer Erfolg. Die Anfangsauflage von 1.200 Exemplaren war bereits nach wenigen Wochen ausverkauft. Im Jahr 1857 veröffentlicht er sein sozialkritisches Werk „Kein Hüsung“. Ab 1859 verlegte Dethloff Carl Hinstorff Reuters Werke, was entscheidend zu deren Verbreitung beitrug. 1859 erschien auch „Ut de Franzosentid“. Der Roman schildert Ereignisse, wie sie sich ähnlich während der französischen Besatzungszeit durch Napoleon 1813 in Reuters Geburtsstadt Stavenhagen ereignet haben können. Seine Werke sind geprägt von Satire, Humor und dem klaren Blick auf die einfachen Leute. Die Universität Rostock verlieh Reuter 1863 die Ehrendoktorwürde. In seinem letzten großen Roman „De Reis’ nah Konstantinopel oder de meckelnbörgschen Montecchi un Capuletti“ (1867) verarbeitete er eine Reise nach Konstantinopel.

Am 12. Juli 1874 starb Fritz Reuter im Alter von 63 Jahren in Eisenach. Heute gibt es in MV u.a. die Fritz Reuter Gesellschaft e.V. mit Sitz in Neubrandenburg und das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen. Die Fritz-Reuter-Bühne des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin wurde nach Fritz Reuter benannt. Weitere Infos - hier

Schwarz-weiß-Porträt einer Frau aus dem 19. Jahrhundert.
Alwine Wuthenow

Alwine Wuthenow

„… eine Dichterin, die als eine der ersten gezeigt hat, daß auch das pommersche Platt für tiefen Schmerz und erquickenden Humor die passenden Ausdrücke und Formen besitzt“, schrieb Karl Albrecht 1921. Die Dichterin hieß: Alwine Wuthenow (1820-1908). Von 1827 bis 1849 lebte sie auf dem Schulzenhof in Gützkow und schrieb hier ihre ersten Gedichte. 1855 und 1856 veröffentlichte Fritz Reuter Gedichte von Alwine Wuthenow in seinem „Unterhaltungsblatt für beide Mecklenburg und Pommern“. Später war er der Herausgeber ihres ersten eigenständigen Gedichtbandes unter dem Titel „En por Blumen ut Annemariek Schulten ehren Goren“. Wuthenow schrieb unter dem Pseudonym Annmariek Schulten.

Alwine Wuthenow starb am 8. Januar 1908: Hochbetagt und lebenssatt hatte sie auf den Tod gewartet:

„Se segg’n, du büst een schlimmen Mann,

Gevatter Dood, Fründ Klapperbeen,

se zittern all un bäwern so,

wenn du di bloot von fiern lettst sehn;

doch ick weet nix von all so wat;

woto ok dat?“

Weitere Infos - hier

John Brinckman

Schwarz-weiß-Porträt eines Mannes aus dem 19. Jahrhundert.
John Brinckman

Zahlreiche Straßen, Wege und einige Schulen sind nach ihm benannt; in Rostock erinnert ein ganzer Stadtteil (Brinckmansdorf) an ihn: John Brinckman (1814-1870) zählt zu den Klassikern der niederdeutschen Literatur im 19. Jahrhundert. Brinckman studierte zunächst Rechtswissenschaften, dann Philologie. 1838 emigrierte er aufgrund einer Anklage wegen „versuchter Stiftung eines politischen Vereins“ nach New York und arbeitete dort drei Jahre u.a. als Journalist. Nach seiner Rückkehr nach Mecklenburg gründete er 1846 eine Privatschule in Goldberg und wurde 1849 Lehrer an der Realschule in Güstrow. „Dat Brüden geiht üm“, ein in die Rahmenhandlung eines mecklenburgischen Erntefestes gebettetes Tiermärchen um Fuchs und Igel, war die erste plattdeutsche Veröffentlichung Brinckmans, sie erschien 1854 in der Zeitschrift „Aus dem Volk für das Volk: Plattdeutsche Stadt- und Dorfgeschichten“. In seinem bekanntesten Werk „Kasper Ohm un ick“ zeichnet Brinckman ein Sittenbild Rostocks in der Zeit um 1800. 

Mit 56 Jahren erlag Brinckman einem Schlaganfall. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Güstrower Friedhof. Der Erfolg seiner Werke stellte sich erst nach seinem Tode ein. Weitere Infos - hier

Martha Müller-Grählert

Schwarz-weiß-Porträt einer Frau.
Martha Müller-Grählert

Was Sie von Martha Müller-Grählert (1876-1939) gehört haben? Mindestens dieses Lied: „Wo de Ostseewellen trecken an den Strand.“ Sie schrieb vor Heimweh ein Gedicht, das unter der Überschrift: „Mine Heimat“ 1907 zum ersten Mal in den „Meggendorfer Blättern“ veröffentlicht wurde. In Zürich vom Thüringer Simon Krannig vertont, vom Soltauer Verleger Peter Fischer-Friesenhausen in seine endgültige Form gebracht, entwickelte sich das Lied schnell zum Weltschlager - wenn auch in verschiedenen Fassungen. Noch heute trecken die Wellen durch die Welt. Das Lied erklingt in Europa, Amerika, Kanada, als Rumba abgewandelt in Brasilien, Afrika und Australien. 1925 schrieb Martha Müller-Grählert den Band I von „Sünnenkringel“ mit einer leicht veränderten Fassung von „Mine Heimat“, Band II folgte 1931. Einige Gedichte erschienen im Barther Tageblatt. 

Martha Müller-Grählert starb am 18. November 1939 arm und einsam im Altersheim Franzburg bei Stralsund. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Zingst. Die Inschrift lautet: „Hier is mine Heimat, hier bün ick to Hus“. Weitere Infos zum Hören - hier

Johannes Gillhoff

Schwarz-weiß-Porträt eines Mannes.
Johannes Gillhoff

Johannes Gillhoff (1861-1930) begann 1888 mit dem Sammeln umgangssprachlicher Wendungen. Etwa 4000 niederdeutsche Ausdrücke, Redensarten und Sprichwörter trug er innerhalb eines Jahres zusammen und publizierte sie in einem Parchimer Schulbericht. 1917 veröffentlichte er seinen Briefroman „Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“. Sein bekanntestes Werk. Gillhoff veröffentlichte darin die redigierten Briefe eines 1868 nach Amerika ausgewanderten Tagelöhners aus Mecklenburg namens Jürnjakob Swehn. Dieser Figur liegt ein reales Vorbild zugrunde: Carl Wiedow, der von dort Briefe an seinen ehemaligen Lehrer, Gillhoffs Vater, schrieb. In den Jahren 1925 bis 1930 gab Gillhoff in Ludwigslust die Mecklenburgischen Monatshefte heraus.

Er starb am 16. Januar 1930 in Parchim. Weitere Infos - hier