Am Rande der Stadt Ludwigslust, unweit des Barockschlosses mit seinem großflächigen Landschaftspark, befindet sich das Atelier des Grafikers und Steindruckers Peter Dettmann – im Ludwigsluster Heideweg 3.

Man kennt das von Künstlern – sie leben wie auf einem Abenteuerspielplatz. Die Werkstatt von Peter Dettmann kommt obendrein einem technischen Museum sehr nahe. Im Zentrum steht die 200 Jahre alte gusseiserne Druckmaschine. An den Wänden hängen spezielle Werkzeuge und in den Regalen stehen geheimnisvolle Tinkturen und Farben. In flachen Schüben lagern viele unterschiedliche Papiere. Alles umschwebt ein markanter Duft. Sein Werkstoff ist ein spezieller Stein - ein Solnhofener Kalkschiefer. Bevor man den für künstlerische Arbeiten verwenden kann, muss er aufwendig geschliffen werden. Mit fetthaltigen Zeichenmaterialien wird direkt auf den Stein gezeichnet. Die druckenden und die nichtdruckenden Teile der Zeichnung liegen so auf der gleichen Ebene – das nennt man Flach- oder Steindruck, auch Lithografie. Möglich ist dieses durch das physikalische Prinzip des gegenseitigen Abstoßens von Fett und Wasser. Alois Senefelder (1771 – 1834) erfand dieses Prinzip bereits ab 1796 für die Vervielfältigung seiner Texte. Schnell erkannten nachfolgende Generationen den Wert für die künstlerische Arbeit - Henri de Toulouse-Lautrec ist wohl einer der bekanntesten frühen Künstler. Wegen des aufwendigen Arbeitsprozesses lange vernachlässigt, findet diese Technik inzwischen bei zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern neue Wertschätzung. Im Gefüge der Druckgrafik ist die Lithografie zu einem begehrten Sammlerobjekt geworden.

Peter Dettmann gehört zu den wenigen Spezialisten in Mecklenburg-Vorpommern, die diese Technik noch beherrschen. In seinem Atelier sucht er nach neuen Wegen für die eigene künstlerische Arbeit und entwickelt die Technik mit befreundeten Künstlern weiter. In den grafischen Arbeiten sind sehr feine Farb- oder Grauabstufungen, jedoch auch klare Linien möglich – abhängig von den verwendeten Werkzeugen. Es bleibt ein Abenteuer, eine große Überraschung – letztendlich erscheint das seitenverkehrt gezeichnete Bild seitenrichtig gedruckt auf dem Papier. So entsteht eine zeitgenössische Grafik durch ein traditionelles Handwerk, mit modernen Arbeitsmitteln in einem technischen Museum.

Peter Dettmann gehört mit seinem Atelier „Handpresse“ seit Jahren zu einem Netzwerk Kreativer, die sich abseits des Trubels der Großstädte Berlin und Hamburg – jedoch mit guten Verbindungen dorthin - einen familienfreundlichen und gut vernetzten Arbeitsplatz geschaffen haben. Als gebürtiger Schweriner, der lange Zeit in Berlin lebte und an der Akademie der Künste der DDR arbeitete, hat Dettmann ein besonderes Verhältnis zur Region Mecklenburg und dem hier lebenden Menschenschlag. Das findet sich auch in seinen Werken wieder, die in zehn Jahren regelmäßig in der GRAFIK_NORD zu sehen waren.

Am vergangenen Sonntag wurde diese Präsentation nordischer Druckgrafik unter erfreulich großer Anteilnahme als die letzte GRAFIK_NORD auf der Burg in Neustadt-Glewe eröffnet. Dort werden noch bis zum 11. November 2023 Grafiken unterschiedlicher Drucktechniken gezeigt. Im Rahmenprogramm der GRAFIK_NORD_10 wird am 14. Oktober von 15 bis 18.00 Uhr die „Handpresse“ im Heideweg 3 für Interessenten geöffnet sein. Man kann etwas über die Lithografie erfahren, der Maler Volker Scharnefsky stellt seine bibliophile Kunstzeitschrift „Art Affair“ vor und Peter Dettmann zeigt, ergänzend zu seinen in der GRAFIK_NORD_10 ausgestellten zwei Blättern, die komplette Folge „PASST BLOSS AUF!“ - sechs dystopische Gesetzestafeln, Margaret Atwood und Alois Senefelder gewidmet. 
Die „Galerie Treppenwitz“ präsentiert aus aktuellem Anlass die Ausstellung „Es ist genug! – Es reicht!“ mit Grafiken von Rudi Lesser, Fritz Cremer, Franz Anatol Wyss, Joachim John und Fritz Duda.