17.06.2021

Leitlinien schlagen Wellen in MV

In einer Wortwolke stehen in bunten Farben unzählige Begriffe aus dem Bereich Kultur. Zum Beispiel Kunst, Kultur, Austausch, Zusammenarbeit, Kommunikation, Menschen, Entwicklung, Angebote, Förderung und Digitalisierung
Die Wortwolke zeigt, wie divers Kultur den Menschen im Land begegnet.

Die Kultur muss stärker werden, um für die Zukunft gewappnet zu sein. So lautet ein Fazit der Landeskulturkonferenz am Donnerstag. Die Kulturpolitischen Leitlinien könnten den Weg vorgeben, den Kulturszene, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam gehen wollen.

Mehr als 170 Teilnehmer schalteten sich am Donnerstag, 17. Juni 2021, zur digitalen Landeskulturkonferenz hinzu. Das zentrale Thema: die Kulturpolitischen Leitlinien.

Vor mehr als zwei Jahren hatten hunderte Kulturschaffende und Vertreter aus allen Bereichen des Landes das Strategiepapier gemeinsam erarbeitet. Darin enthalten: 10 Leitlinien. 140 Prüfaufträge. 96 Handlungsempfehlungen. Der Prozess bewegt seitdem nicht nur beteilligte Akteure. Er schlägt im ganzen Land Wellen, auch in Verwaltungen, Unternehmen und Vereinen.

Klare Aufgaben

Es folgten Lobbyarbeit. Multiplikatoren. Vernetzung. „Damit bringen wir die Leitlinien immer wieder in den Fokus", sagt Marion Scheel. Sie sitzt dem Landeskulturrat MV vor, der die Leitlinien gemeinsam mit dem Kulturministerium initiiert hat. 

„Wir müssen raus. Wir müssen aktiv werden", fordert Imke Freiberg. Nicht nur von anderen, sondern in erster Linie auch vom Forum Kulturverbände MV, das sie in der Podiumsdiskussion vertrat. 

Einige Handlungsempfehlungen aus dem Leitlinien-Katalog seien schon umgesetzt, berichtet Landeskulturministerin Bettina Martin. Darunter die Dynamisierung der Kulturförderung, die Flexibilität der grenzüberschreitenden Kulturförderung und die Bündelung der Informationen für Fördermöglichkeiten. 

Aus der Pandemie lernen

„Mit der Selbstausbeutung in der Kulturszene muss Schluss sein", sagte Kati Mattutat. Sie vertritt die Kreiskulturräte im Landeskulturrat. „Wir müssen jetzt vorsorgen und das Rudimentäre stärken. Digitalisierung, Teilhabe, CO2-Ausstoß senken – das sind alles Themen, die auch die Kultur erreichen werden oder teils schon haben. Dafür müssen wir gewappnet sein."

Dazu gehört nach Meinung von Imke Freiberg auch, „mehr Verständnis für die Bedeutung der Kultur in der Gesellschaft zu schaffen. Kultur muss noch mehr wertgeschätzt werden."

Mehr Selbstverantwortung

„Ich möchte mehr Optimismus einfordern", sagt Thomas Werner, Leiter der LAG Kulturverwaltungen des Städte- und Gemeindetages MV. „Aus der Rostocker Perspektive haben wir uns schon sehr gut vernetzt. Wir sind auch selbst verantwortlich dafür, die Multiplikatorenrolle einzunehmen."

„Wir setzen uns konstruktiv mit Kultur und ihren Herausforderungen auseinander. Das ist gut", ergänzt Bettina Martin. „Unsere Anstrengung für mehr Vernetzung lohnt sich. Wir müssen diesen Dialog, den die Leitliniendiskussion angestoßen hat, weiterführen."

Und das taten die Teilnehmer der Landeskulturkonferenz. In Workshops spannen sie Ideen. In Dialogen planten die Akteure Projekte und vernetzten sich in Speeddatings neu. So werden die Leitlinien Schritt für Schritt mit Leben gefüllt. Für eine stärkere Kultur in Mecklenburg-Vorpommern. 

Eine Videoschalte mit Rednerinnen und Redner der Landeskulturkonferenz.
Starke Multiplikatoren für starke Kultur. So die einhellige Meinung der digitalen Podiumsdiskussion der Landeskulturkonferenz.

Leitlinienfonds erhält 400.000 Euro

Für besondere Kulturprojekt in MV gibt es den „Leitlinienfonds". Mit dem Sonderfonds in Höhe von 400.000 Euro unterstützt das Land die Umsetzung der Kulturpolitischen Leitlinien in den Jahren 2020 und 2021.

Kulturmonitoring

Zu den darüber finanzierten Förderprojekten zählt das „Kulturmonitoring“. In Zusammenarbeit mit dem ServiceCenter Kultur in Rostock führt das Ministerium eine Bestandsaufnahme der Kulturfinanzierung in MV durch. Das „Kulturmonitoring“ ist ein Nachfolgeprojekt der beiden Kulturanalysen des Landes in den Jahren 2004 und 2008. „Ich lade alle Kulturträger ein, an dieser Fragebogenaktion teilzunehmen. Je breiter die Datenbasis ist, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse“, warb Ministerin Bettina Martin. Eine Teilnahme an der Befragung ist online möglich.

KuBi-Fonds

„Mit den Mitteln zur Umsetzung der Leitlinien haben wir auch den sogenannte KuBi-Fonds eingerichtet. Die Fachstelle Kulturelle Bildung vergibt erstmals für Schwerin Projektmittel und hilft so bei der Realisierung vieler Initiativen im gesamten Land. Wir bereiten ebenfalls ein Projekt zur Bestandserhebung zum Themenfeld ‚Inklusion, Diversität und Teilhabe in den Bereichen Kunst und Kultur vor“, sagte Martin.

Darüber hinaus hat das Land mit diesen Mitteln den Entstehungsprozess für zwei weitere Fachstellen angestoßen: Das sind die Fachstelle Tanz für das gesamte Land MV und die Fachstelle Literatur. Innerhalb dieser Modellprojekte wird nun ausgelotet, wie deren Aufgabenstellung und Ausstattung aussehen sollte.

Theater vor Ort

„Wir erproben mit ‚Theater vor Ort ‛ eine Auftrittsförderung bei den Freien Theatern zur Sicherung eines flächendeckenden Theaterangebotes für Kinder und Jugendliche, unterstützen die Vernetzung im Tanz und bei den Kinder- und Jugendkunstschulen und konnten auch den Ausbau der Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen der soziokulturellen Akteurinnen und Akteure stärken“, führte Martin aus. „Wir haben zudem Projekte gefördert, die der Erschließung der ländlichen Räume dienen. So erprobt der ‚Potemkinsche Zirkus ‛ gemeinsam mit Studierenden die Raumentwicklung mit künstlerischen Mitteln.“

Für alle diese Projekte hätten die Kulturpolitischen Leitlinien jeweils den Impuls gegeben, so Martin.