An mehr als 1.100 Stätten in 167 Ländern hängt die Unesco-Welterbeplakette. Sie gilt als Qualitätssiegel mit hoher Glaubhaftigkeit, denn Welterbe verpflichtet. Kultur-MV hat Welterbestätten im Nordosten besucht und mit Verantwortlichen  geplaudert. In mehreren Teilen geben wir Einblicke in die verschiedenen Welterbe Mecklenburgs und Vorpommerns. Teil I: 

Zwei Städte - ein Erbe

Sechs Bürgerhäuser reihen sich die Straße entlang in Richtung St. Nikolaikirche. Ihre Fassaden sind rot, weiß und grün. Vor der Kirche steht ein gelbes Bürgerhaus. Ort ist die Krämerstraße in Wismar.
Rund 1750 Häuser gehören zum Wismarer Welterbe - etwa 125 von ihnen sind noch unsaniert.
Eine Luftaufnahme der Stralsunder Innenstadt. Sie zeigt Dächer und Kirchen, Wasser und Bäume.
Stralsund aus der Luft: Die Altstadt öffnet sich zur See hin, typisch für eine Fernhandelsstadt.
Ein weißes, ein rotes und ein cremefarbenes Giebelhaus. Dazwischen: ein Backsteinbau. Die Aufnahme stammt aus Stralsund.
Die Giebelhäuser in Stralsund sind typische Kaufmannshäuser mit großen Speicherböden, einem Kontor, einer großen Diele und angeschlossenen Wohnräumen.

Die Idee gab es schon zu DDR-Zeiten, Mitte der 90er-Jahre wurde sie konkreter. „Zunächst noch getrennt für jede Stadt", sagt Stralsunds Welterbe-Managerin Steffi Behrendt. Dann taten sich Stralsund und Wismar zusammen und schafften es im Jahr 1998 auf die Vorschlagsliste. 2002 erklärte die Unesco die beiden Altstädte von Stralsund und Wismar zum Weltkulturerbe.

„Wir hatten einen guten Zeitpunkt abgepasst, denn der Bewerbungsprozess dauerte nur vier Jahre und verlief damit vergleichsweise schnell", sagt Norbert Huschner, Welterbe-Manager in Wismar. Zum Vergleich: Schwerin steht seit 2014 auf der Vorschlagsliste und wird voraussichtlich frühestens 2022 den Welterbestatus erhalten, wie Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier meint.

„Was unseren Antrag damals wohl etwas abgehoben hat, war auch die Gründung unserer Welterbestiftung, mit der wir Entwicklungsländer in Sachen Welterbe unterstützen", so Huschner weiter.

Stadtgrundrisse aus dem frühen 13. Jahrhundert

Aber was macht die beiden Hafen- und Handelsstädte Stralsund und Wismar eigentlich so einzigartig? Die beiden mittelalterlichen Altstädte, deren Grundzüge im frühen 13. Jahrhundert angelegt wurden und deren bis heute fast unveränderten Monumente von der Hanse- und der Schwedenzeit erzählen.

Alte Backsteinkirchen erheben sich aus den Altstädten. Klöster und Rathäuser stehen für das typische Bürgertum jener Zeit. Hafenanlagen und Speichergebäude, das mittelalterliche Straßennetz und die großen Märkte berichten nicht nur aus der Hansezeit, als Stralsund und Wismar Teil des großen Handelsnetzwerkes waren.

Rund 1750 Gebäude zählen zum Wismarer Welterbe-Teil

„Rund 1750 Gebäude zählen heute zum Welterbe in Wismar", erklärt Huschner. Das Zentrum bildet das Welterbehaus, deren Grundmauern aus dem 1351 stammen. Das historische Gebäude lässt Besucher durch Fenster in die Stadtgeschichte schauen. „Sehr historisch, sehr authentisch", sagt Huschner.

„Welterbestätte sind großartige Lernorte", meint Stralsunds Welterbe-Managerin. „An denen kann man mit Stolz auf das Eigene blicken und die Begeisterung für das Fremde wecken."

Mehr als 16 Jahre haben Stralsund und Wismar nun den Welterbestatus inne. Was das für Stadt und Einwohner gebracht hat, lesen Sie in Teil II: Leben im Welterbe.