Karola Glaser steht in einem Raum im Kunsthaus. Hinter ihr an den Wänden hängen gemalte Bilder.
Karola Glaser hat sich mit ihrem Kunsthaus einen Lebenstraum erfüllt.
19.07.2016

Kunst ist eine Lebensart

Privatsphäre? Die hat Karola Glaser in Berlin gelassen. Damals, als sie 2009 ihr „drittes Leben“ begann und nach Ehe eins und zwei das Gewusel der Großstadt gegen die Beschaulichkeit in Neppermin tauschte. Ihr KunstHaus auf Usedom ist immer offen. Selbst wenn jemand nachts um drei kommt, steht sie auf und brät in ihrem Artbistro ein Omelett. Im Sommer steht sie oft nachts am Herd. Schlaf? „Ach was“, winkt sie lachend ab. Die Zeit der langen Träume ist vorbei. „Ich lebe meinen Traum!“

Ihr Traum lugt schon von Weitem zwischen Bäumen und Sträuchern hervor. Auf dem Weg dahin aus Versehen daran vorbeizufahren, ist ausgeschlossen. So viele rote Häuser gibt es an der B111 zwischen Neppermin und Mellenthin nicht.

„Haste Hunger?“ Wer zu Karola Glaser kommt, wird geduzt. An diesem Sommersonnennachmittag duzt sie viele. Radler. Spazierfahrer. Durchreisende. Insulaner. Sie stillen erst ihren Durst im „Art-Bistro“, dann drumherum ihre Neugier. In den Pappelstämmen der Bücher-Baum-Tausch-Bibliothek. Bei den Holzskulpturen, Bildern, Schallplatten, Kleidern, Schmuck, Gemälden und Fotografien im roten Gemäuer. Am hauseigenen FKK-Strand. Im alten Wohnwagen auf dem Hof, einem 3000-Bücher-Stübchen mit Liegewiese. Eine Struktur, die sucht man in ihrem Kunst-Kunterbunt vergebens. „Da leg ick och viel Wert druff“, betont die Hausherrin.

Als Karola Glaser ihre Fleischerei schließt und mit 60 ihrem Leben eine neue Wendung gibt, steht sie vor der Frage: In welche Richtung soll's jetzt gehen? „Ich kann keine Musik. Ich kann nicht malen. Aber ich beherrsche die Kunst, zu organisieren.“ Nun organisiert sie Kunst. Ausstellungen. Theater. Lesungen. Open-Airs. Den beliebten Piano-Brunch. Ihr Anspruch: „Künstlern eine unentgeltliche Plattform zu geben und Kunst für jedermann zu zeigen.“ Das funktioniert? Das funktioniert! Auch, weil in ihrem roten Haus zwar viel Platz für „Breitenkultur“, aber nicht nicht für Lebensballast sei. Zum Schlafen, etwa, reicht der Rentnerin ein kleines Sofa mitten in der Ausstellung. „Existenzangst habe ich nicht, aber Erfüllung!

Die rote Außenfassade vom Kunsthaus.
Übersehen? Unmöglich! Dafür ist das Kunsthaus viel zu rot.
Skulpturen aus Holz.
Für Werner Kipp ist Holz ein erotischer Werkstoff.
An den Wänden hängen Bilder. Im Raum steht ein Kunstobjekt aus Holz.
Holzarbeiten, Gemaltes, Skulpturen, Fotografien, Schmuck – im Kunsthaus ist Kunst vielfältig.
Ein Raum voller Bücher und Regale.
Im Bücherstübchen, einem altem Wohnwagen, finden Besucher stapelweise Lesekunst.
Große Baumstämme mit Öffnungen. Darin befinden sich Bücher.
In der Bücherbaumbibliothek ist Lesen ein Nehmen und Geben.
Ein altes Klavier im Garten.
Das alte Klavier hat die besten Tage hinter sich. Draußen ist's egal.
Eine Wand ist über und über mit Schallplatten bedeckt.
Erinnerungen an alte Amiga-Zeiten.
In einer Ecke liegen bunte Gesichtsmasken.
In jeder Ecke gibt es was zu entdecken.