30.12.2021

Autorin Alexa-Karina Schöne über Literaturliebe

Alexa-Karina Schöne sitzt an einem Schreibtisch und blickt in ein aufgeschlagenes Buch, das darauf liegt.

Die Wahlmecklenburgerin Alexa-Karina Schöne schreibt, so lange sie denken kann. Warum es die Autorin aus dem Süden in den Nordosten verschlug, was sie an guter Literatur schätzt und wie sie ihr Landesstipendium genutzt hat, erzählt sie im Interview mit Kultur-MV. 

Sie sind ursprünglich aus München. Was hat Sie nach Mecklenburg verschlagen?

Alexa-Karina Schöne: Nach dem Abitur bin ich erstmal den Jakobsweg gelaufen, habe in Wien gelebt und dort an einem Theater gearbeitet. Ursprünglich wollte ich Dramaturgin werden. Ich hatte mich an zwei Hochschulen beworben, war zwar zweimal bis zur letzten Runde gekommen, wurde allerdings nicht genommen. Deswegen wollte ich studieren, um mich später nochmal für die Dramaturgie zu bewerben. Meine Wahl fiel auf Rostock. Mich hat es sehr gereizt eine Gegend außerhalb Süddeutschlands kennenzulernen. Zudem wollte ich den „Norden“ sehen, und dann bin ich quasi hängengeblieben. Die Landschaft hier ist außergewöhnlich und das Leben hier auf dem Land aus meiner Sicht sehr lebenswert. Meine Urgroßmutter mütterlicherseits kommt aus Königsberg und wurde 1945 nach Bayern vertrieben. Allerdings habe ich wirklich einige Jahre gebraucht um richtig anzukommen.

Wann hat Ihre Liebe zur Literatur begonnen bzw. wie kamen Sie zum Schreiben?

Alexa-Karina Schöne: Ich liebe Bücher und Literatur seit ich denken kann. Die Bücherregale im Wohnzimmer meiner Eltern waren hoch und gut bestückt, sodass ich früh anfing, eigentlich alles zu lesen, was mir in die Hände fiel. Meine Mutter liebte Donna Leon und Ingrid Noll, aber auch die Klassiker, sodass ich von Goethe bis Irving eigentlich alles las. Ich lag schon als kleines Mädchen bis spätnachts, die Decke über den Kopf gezogen mit meiner Kinderlampe darunter und las, obwohl ich natürlich eigentlich längst schlafen sollte. Tagebuch und Gedichte habe ich schon immer geschrieben und als Jugendliche dann Kurzgeschichten und zwei Theaterstücke. Veröffentlicht habe ich dann zuerst Gedichte und kurze Texte in der Schülerzeitung und in Zeitschriften. Das waren die Anfänge.

Hörprobe: Auf der Suche nach Eicken

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Wer sind Ihre literarischen Vorbilder?

Alexa-Karina Schöne: Für jedes Buch und jeden Autor gibt es meines Erachtens eine eigene Zeit. Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich intensiver mit Ortheil und Kirchhoff. Wenn ich einen Autor für mich entdeckt habe, bleibe ich bei diesem und lese mich, meist chronologisch durch sein Werk. Die unterschiedlichen Werke eines Autors, das ist sehr faszinierend, vor allem bei literarisch sehr wandelbaren Autoren wie Ortheil. Letztlich inspiriert mich aber jede gute Literatur; die sprachliche Gestaltung ist für mich jedoch weitaus bedeutender als die Handlung bzw. die Thematik.

Mittlerweile sind Sie zum zweiten Mal Landesstipendiatin für Literatur. In Ihrem Projekt „Intervention von Bild und Sprache" beschäftigen Sie sich u.a. mit den Werken von Paul Müller-Kaempf und Elisabeth von Eicken und setzen diese Werke in Literatur um. Wie kam es zu dieser Projektidee?

Alexa-Karina Schöne: Die Projektidee entstand eigentlich, weil ich meine Liebe zur Kunst und zur Literatur verbinden wollte. Ausschlaggebend war der Besuch der Carl Malchin Ausstellung in Schwerin, wobei mich auch davor schon andere Maler, u.a. Bartels und Bunke in Schwaan sehr inspiriert haben. Die Bilder dieser Maler faszinierten mich so sehr, dass ich dazu Texte schrieb. Dazu bin ich auch noch Teilnehmerin im Projekt „Interventionen" des Kunstmuseums in Ahrenshoop, welches wegen der Corona-Maßnahmen leider bereits zweimal verschoben werden musste. Im Zusammenhang mit dieser Ausstellung beschäftigte ich mich 2019 intensiv mit den Malern Kaempf und Eicken.

Hörprobe: Bodden

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In welchem künstlerischen Umfeld bewegen Sie sich? 

Alexa-Karina Schöne: Ich bin ein Steinbock und somit alleine in den „Bergen und Felsen" unterwegs. Ja, so ist es tatsächlich; ich arbeite sehr gerne alleine, am liebsten ganz in Ruhe ohne äußere Ablenkung. Mein Schreibtisch muss immer vorher aufgeräumt sein. In einer sortierten und harmonischen Umgebung kann ich am besten arbeiten, wobei dies sich auf das tatsächliche Schreiben bezieht. Ideen kommen mir spontan und Skizzen mache ich überall. In der Bahn, zwischendurch, auch nachts oder bei der Gartenarbeit. Doch natürlich ist ein Austausch auch sehr wichtig. Hier half mir das Mentoring Kunst Projekt sehr, in welchem ich von 2017 bis 2019 als Stipendiatin arbeiten durfte. Hier konnte ich mich mit vielen Autorinnen und Künstlerinnen aus Mecklenburg aber auch überregional vernetzen und austauschen. So hatte ich mit drei anderen Autorinnen Lesungen in ganz MV geplant. Leider konnte aufgrund der Corona- Maßnahmen nur eine einzige stattfinden.

Seit Herbst 2020 arbeiten Sie u.a. als freie Redakteurin für den Kulturkalender, wie kam es zu dieser Arbeit?

Alex-Karina Schöne: Diese Tätigkeit kam über das Crossmentoring Projekt zustande, welches vom Künstlerbund geleitet wird. Ich hatte die Idee eingebracht, dort eine Portraitreihe Junger Künstlerinnen zu etablieren. Jeder, der den Kulturkalender noch nicht kennt, sollte mal hineinschauen, dieser ist in seiner Form deutschlandweit einzigartig!

Was möchten Sie unbedingt noch einmal umsetzen?

Alexa-Karina Schöne: Neben meinen literarischen Projekten, beschäftigt mich sowohl das Thema Kinder- als auch Altersarmut in unserem Land. Es macht mich jedes Mal sehr betroffen, wenn ich ältere Menschen, vor allem Frauen sehe, die meine Großmutter sein könnten, die die Mülleimer der Stadt durchforsten müssen. Gerade, wenn man bedenkt, dass diese Generation maßgeblich zu dem Deutschland, wie wir es heute habe, beigetragen hat. Ich schäme mich dann für unser Land und wünsche mir, dass es viele Menschen gibt, die sich in diesem Bereich engagieren und das wir dieses Phänomen als Gesellschaft angehen. Das gleiche gilt für die Tatsache, dass jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut aufwächst. Das ist verheerend, zudem die Corona-Maßnahmen hier noch ihren Beitrag leisten. Die Kleinsten sind auch hier leider die größten Verlierer.