Kultureller Spaziergang durch Putbus

Ein Spaziergang durch das älteste Seebad der Ostseeinsel Rügen führt Besucher zurück in die Zeit der Fürstenfamilie. Ihr Schloss wurde mittlerweile gesprengt. Dafür erzählen Theater, Orangerie, Pädagogium und Deutschlands letztes Rondell aus der herrschaftlichen Historie.

Blick auf den sommerlichen Schlossgarten
„Ich trete durch das etwas niedrige Hauptportal in das Schloss, gehe eine prächtige Mahagonitreppe hinauf und durchwandere die prächtigen Zimmer des ersten Stocks. Eine elegante Einrichtung, geschmackvolles und schönes Ameublement, hohe Spiegelscheiben, bronzene Geräte, herrliche Vergoldungen und all die tausend künstlichen Kleinigkeiten von Porzellan und Kristall, alte heturistische Gefäße und andere Seltenheiten, rügianische Altertümer, vorzügliche Kupferstiche und drei Alabasterstatuen von der Meisterhand Thorwaldsens", schreibt Gustav Rasch 1856 über seinen Besuch im Schloss. 

Das gesprengte Schloss

In Putbus stand bis zum Jahr 1962 ein Schloss. Wer heute durch den Schlosspark flaniert, erahnt das herrschaftliche Haus. Ursprünglich eine slawische Burg wurde es im Jahr 1371 zum dänischen Adelsbesitz.

Aus dem Rittersitz entstand im 17. Jahrhundert ein hufeisenförmiger Dreiflügelbau – typisch für die Renaissance. Später in den 1830er-Jahren wurde es zum klassizistischen Schloss umgebaut. Nach einem Brand  – wahrscheinlich ausgelöst durch eine später eingebaute Heißluftheizung – lässt es Fürstin Louise mit neoklassizistischen Elementen wiederaufbauen. Es gehörte bis zum Jahr 1944 der Familie zu Putbus. Nach der Inhaftierung von Malte zu Putbus (1889-1945) stand das Schloss wegen dessen vermeintlicher Beteiligung am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 unter Zwangsverwaltung der NSDAP. Nach der Vertreibung 1945 verfiel das Haus immer weiter, wurde Anfang der 1960er-Jahre gesprengt und die Trümmer abgetragen.

Ein weißes Haus mit Säulen
Das Äußere und die Raumstrukturen des Hauses sind bis heute unverändert. In den 1990er-Jahren wurde das historische Haus aufwändig saniert, gehört nun zum Theater Vorpommern.

Eines der ältesten Schauspielhäuser in MV

In der jüngsten Stadt und dem ältesten Seebad der Ostseeinsel Rügen besitzt Schauspiel noch Tradition – fürstliche Tradition. Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus (1783-1854) gründete im Jahr 1810 die Stadt und errichtete knapp zehn Jahre später das dazu passende Schauspielhaus – ganz in Weiß. Und noch heute gehört das Theater Putbus eigenen Angaben nach zu den schönsten und ältesten durchgängig bespielten Häusern in Mecklenburg-Vorpommern

Eine Orangerie für Kunst und Kultur

Vor der Orangerie säumen Rosen den kunstvollen Lustgarten aus dem 18. Jahrhundert. Graf Moritz Ulrich I. zu Putbus ließ ihn nach französischem Vorbild anlegen. Die Orangerie oder das Treibhaus wurde anstelle des 1804/1805 abgebrochenen Belvedere und eines Eiskellers (1816-1819) errichtet. Der Berliner Architekt Friedrich August Stüler ließ die Orangerie 1853 umgestalten. Bis 1945 diente das Gebäude als Festsaal. Es wurde zur Akklimatisierung exotischer Pflanzen für den Park und als Winterquartier für die im Sommer um das Schloss aufgestellten Kübelpflanzen genutzt. Nach 1945 beherbergte das Haus teilweise Umsiedlerfamilien. Zu Beginn des Jahres 1996 wurde das Hauptgebäude weitgehend rekonstruiert.

Orangerie mit Wasserspiel im Vordergrund
Die Orangerie ist seit Mitte der 1990er- Jahre das Zentrum der Kunstausstellungen von der Insel Rügen.
weißer Flur in einem Ausstellungsraum
Ab 1973 wurden Räume in der Orangerie durch die Stadtbibliothek und die Kurverwaltung genutzt.

Der letzte Rondellplatz in Deutschland

Spazierwege durchziehen das Rondell, das italienische Pappeln umstehen. Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus (1783-1854) ließ den Circus 1828 errichten. Seine Vorbilder: das Rondell im englischen Badeorth Bath und französische Anlagen. Den Mittelpunkt bildet ein 21 Meter hoher Obelisk, der an die Ortsgründung von Putbus erinnert. Seit dem Jahr 1859 umgeben von 15 weißen, klassizistischen Gebäuden diente der Circus vorwiegend repräsentativen Zwecken. Nachdem 1872 eine Sturmflut alle Pappeln entwurzelt, umgeben nun Kugeleichen den Platz.

Eine steinerne Stehle
Der Obelisk in der Mitte des Circus erinnert an die Gründung von Putbus.
Ein Weg mit einem weißen Gebäude im Hintergrund
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird der Platz symmetrisch gestaltet. Acht sternförmig verlaufende Wege durchziehen den Circus.
Ein weißes altes Gebäude
König Friedrich Wilhelm IV., Christian VIII. von Dänemark und Alexander von Humboldt besuchten das Pädagogium in Putbus.

Ein „Pädschen" für Putbus

Eine höhere Schule mit Internat für Söhne von adligem und bürgerlichem Stand – von Einheimischen liebevoll „Pädschen" genannt. Fürst Wilhelm Malte I. erreichtete das Putbusser Pädagogium von 1813 bis 1836 nach den Plänen von Johann Gottfried Steienmeyer. Schüler sollten hier wissenschaftliche und praktische Berufe lernen. Das neoklassizistische Gebäude beherbergt heute ein Hotel. Gäste des herrschaftlichen Hauses blicken direkt auf den Circus.