Happy Birthday, Schliemann!

Porträt von Heinrich Schliemann
Heinrich Schliemann

Das sagenumwobene Troja aufzuspüren – diesen Traum will Heinrich Schliemann schon als Kind gehabt haben. Mit fast 50 gelingt ihm das tatsächlich. Das Leben des gebürtigen Mecklenburgers gleicht einer Abenteuergeschichte:

Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, bringt er es als Kaufmann im Krimkrieg und im Goldrausch von Kalifornien zum Multi-Millionär. Später lässt er all das hinter sich, um Troja zu suchen. Auch wenn er sich bei seinen Funden manchmal irrt, für eine bessere Selbstdarstellung hier und da flunkert und bis heute auch umstritten ist: Mit seinen Grabungen holt er ein bedeutendes Kapitel der europäischen Kulturgeschichte ans Licht. Am 6. Januar wäre Schliemann 200 Jahre alt geworden.

Am Ufer des Pfaffenteichs in Schwerin steht eine Büste von Schliemann.
Heinrich Schliemanns Wiege steht in Neubukow. Hier wird er am 6. Januar 1822 geboren und lebt er bis Mai 1823. Den Großteil seiner Kindheit verbringt er in Ankershagen. Auch dort erinnert ein Museum an ihn. 1836 verlässt er Mecklenburg und beginnt eine Kaufmannslehre in Fürstenberg/Havel. Bis heute ist Schliemann in MV präsent. Zum Beispiel im Namen von Straßen und Schulen. Oder wie mit dieser Büste am Pfaffenteich von Schwerin.
Vor dem Eingang weist eine Tafel auf das Museum in Neubukow hin.
Hereinspaziert! Seit 1972 erinnert Neubukow mit einer Gedenkstätte an den weltberühmten Archäologen. Sie befindet sich inzwischen Am Brink 1, einem Fachwerkhaus gleich neben der Kirche. Und unweit des einstigen – und inzwischen abgerissenen – Pfarrhauses, in dem Schliemann als Sohn einer Pastorenfamilie geboren wurde.
Der Ausstellungsraum. An der Wand hängen Info-Tafeln. Dazwischen befinden sich raumhohe Fotos an der Wand. Im Raum stehen Glasvitrinen mit Exponaten. Blaues und weißes Licht erhält den Raum.
Die Ausstellung in der Gedenkstätte bringt den Besuchern Schliemanns Leben und seine Ausgrabungen näher. Auf Schautafeln, an Hörstationen und einem Touchscreen-Terminal. Anlässlich seines runden Geburtstages wird es zudem eine Sonderausstellung geben: „Schliemanns Erbe – Archäologie im 21. Jahrhundert“.
Eine Info-Tafel informiert über Schliemanns Zeit in Troja.
Auf die Idee, das sagenumwobene Troja zu entdecken, sei er mit knapp acht Jahren gekommen, als er zu Weihnachten eine „Weltgeschichte für Kinder“ bekommen habe – und mit seinem Vater überein gekommen sei, „dass ich dereinst Troja ausgraben sollte“. So beschreibt es Schliemann in seiner Selbstbiographie von 1881. Ob es sich wirklich genau so zugetragen hat?
In einer Vitrine liegen Ausgrabungsgegenstände.
Auf der Suche nach Troja folgt Schliemann den Beschreibungen aus Homers „Ilias“. Um das Werk lesen zu können, lernt er Altgriechisch. Seine Entdeckungen machen den Mecklenburger weltberühmt. Einige Originalfunde aus Troja sind auch in Neubukow zu sehen – zum Beispiel Becher, Tassen und ein Krug.
Archäologin Dr. Katja Winger schaut in die Vitrine mit der nachgebildete „Maske des Agamemnon“.
Archäologin Dr. Katja Winger leitet seit Sommer 2021 die Gedenkstätte in Neubukow. Die goldene Maske, auf die sie hier blickt, ist eine Nachbildung der „Maske des Agamemnon“, die Schliemann in Mykene ausgegraben hat. Er war überzeugt, die Maske des mykenischen Heerführers Agamemnon gefunden zu haben. Später stellt sich heraus, dass Schliemann sich irrte: Sein Fund stammt von einem Fürsten, der rund 300 Jahre vor Agamemnon lebte und starb.
Ein Banner weist in Neubukow am Straßenrand auf den 200. Geburtstag von Schliemann hin.
Der offizielle Festakt zum 200. Geburtstag von Schliemann sollte am 6. Januar in Neubukow stattfinden. In der Stadtkirche. An der Gedenkstele. In der Gedenkstätte. Mit Gästen von Bund und Land. Corona bedingt fallen die Feierlichkeiten nun aus. „Wir hoffen sehr, die Veranstaltung in möglichst großem Rahmen im Frühjahr/Sommer nachholen zu können“, sagt Gedenkstättenleiterin Dr. Katja Winger.
Eine Zeichnung mit einer Feder im Tintenfass, Büchern und Schriftrollen.
Ein reger Schreiber: Schliemann hat rund 60.000 Briefe und fast 20 Reise- und Ausgrabungsbücher hinterlassen.
Das Ortseingangsschild von Neubukow.
Seit August 2021 darf sich Neubukow offiziell „Schliemannstadt“ nennen.

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Ein Relief von Schliemann.

Schliemanns Traum von Troja begann in Mecklenburg

„Hoch in den Äther hinauf stieg die Flammensäule und verkündete den Untergang der unglücklichen Stadt den Bewohnern der Inseln und den Schiffen, die hin und her das Meer befuhren.“ Es müssen Sätze wie dieser gewesen sein, die den jungen Heinrich faszinierten. Der Sohn des Pfarrers Ernst Schliemann in Ankershagen war gefesselt von den Geschichten Homers. Ob er bereits damals den Wunsch hatte, dass sagenhafte Troja aufzuspüren? Wer weiß. Fest steht jedenfalls, dass der erwachsene Schliemann das unmöglich Scheinende möglich machte – und damit gleichzeitig der Feldarchäologie den Weg bereitete. Der Traum von Troja – er begann an der Mecklenburgischen Seenplatte. Mehr...