24.11.2016

Die Fritz-Reuter-Bühne feiert

Mit 90. Geburtstagen hat sie Erfahrung, der Jahrestag von Frollein Soffie in „Dinner für One“ machte sie bekannt – eine von 400 Inszenierungen. Jetzt feiert die Fritz-Reuter-Bühne selbst ihr 90-jähriges Jubiläum. Und womit? Natürlich mit der Premiere eines Stücks aus der Feder ihres Namensgebers.

Am Montagabend nach dem ersten Advent im Jahr 1926 bricht die Geburtsstunde der Fritz-Reuter-Bühne im Mecklenburgischen Staatstheater an, mit der Komödie „Stratenmusik“ von Paul Schurek. Nichts wirklich besonderes, denn niederdeutsche Bühnen sind gerade groß in Mode. Es gibt sie in Hamburg, Rostock, Stralsund und Flensburg. Aber in keiner spielt ein Profi-Ensemble wie seit 1926 in Schwerin, als das hiesige plattdeutsche Theater an das Staatstheater angegliedert wird. Das bewahrt das Schweriner Ensemble aber nicht vor Geldsorgen und Besucherschwund, wie sie nach der Weltwirtschaftskrise 1929 einsetzen. Mit munteren Komödien und unterhaltsamen Stücken spielt sich die Bühne zwar durch die Zeit des Nationalsozialismus, aber Gobbels gibt 1945 schließlich den Befehl zur Schließung aller Theater.

Nach Kriegsende brechen neue, andere Zeiten für das Ensemble an. Die Regierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern verleiht ihm 1946 den Namen Fritz-Reuter-Bühne. Aber in der DDR-Zeit gilt Niederdeutsch bei den Machthabern als antiquiert und die Schweriner Bühne liegt bald brach, ein ordentlicher Spielplan fehlt ganz. 1963 verhilft Rudolf Korf der Bühne zu neuem Ruhm und 1978 sogar ins Westfernsehen. Nach der friedlichen Revolution kämpft die Fritz-Reuter-Bühne allerdings erneut mit Besucherschwund. Kurzerhand nutzt das Ensemble die neue Freiheit und fährt zu Gastspielen in ganz Norddeutschland, tourt schließlich mit dem Musical „Große Freiheit Nr. 7“ durch ganz Deutschland, die Schweiz und Österreich.

Heute gibt es in Deutschland nur zwei professionelle plattdeutsche Ensemble: die Fritz-Reuter Bühne in Schwerin und das Ohnsorg-Theater in Hamburg. Das Ensemble in Mecklenburg-Vorpommern spielt unter ihrem Direktor Rolf Petersen modernes plattdeutsches Theater, bewährte Klassiker und Stücke up Platt für Kinder. Damit trägt sie zum Erhalt der Niederdeutschen Sprache bei.

Gestatten, Fritz Reuter!

Eine Porträtzeichnung von Fritz Reuter
Fritz Reuter, Lithographie von Josef Kriehuber nach Haertel

Fritz Reuter gilt als Wegbereiter der niederdeutschen Sprache. Eine niederdeutsche Bühne führt heute noch seinen Namen, genauso wie seine Geburtsstadt Stavenhagen die Bezeichnung Reuterstadt. Aber wer war dieser Reuter eigentlich?

Der kleine Fritz erblickte am 7. November 1810 im Rathaus von Stavenhagen das Licht der Welt. Sein Vater war Bürgermeister und Stadtrichter, die Familienverhältnisse waren schwierig. Zeitweilig besuchte er als einziger Junge eine Mädchenschule. Fritz war von Anfang an ein Schöngeist und ein schlechter Schüler. Später im Studium und der Burschenschaft fiel er wegen rüpelhaften Verhaltens auf. Wegen hochverräterischen Verbindungen und Majestätsbeleidigungen verbrachte Reuter die Jahre 1833 bis 1840 schließlich im Gefängnis.

Und erst nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1845 begann Reuter zu schreiben – erfolgreich zunächst auf hochdeutsch, später auf niederdeutsch. 1856 zog er als freier Schriftsteller nach Neubrandenburg, schrieb dort seine bedeutendsten Werke und erhielt 1863 sogar die Ehrendoktorwürde von der Universität Rostock. Seine Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er starb am 12. Juli 1874 in Eisenach. In Stavenhagen erinnert heute das Fritz-Reuter-Literaturmuseum an das berühmte Kind der Stadt.