10.09.2018

Ein Museum in 20 Bildern

Fritz Reuter sitzt auf einem Stuhl. Eine Hand hat er ans Kinn geführt. Auf seinen Knien liegt ein Buch, das er mit einer Hand aufblättert. Hinter dem Denkmal steht das Literaturmuseum.
Humorvoll und hintersinnig - so fand Fritz Reuter mit seinen Büchern Zugang zu vielen Menschen.

Mehr als 70 Straßen und rund 20 Schulen in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Fritz Reuter benannt. Kein Wunder, zählt der Schriftsteller doch zu den berühmtesten Persönlichkeiten des Landes. Sein Leben eine Achterbahnfahrt: In jungen Jahren Alkoholsucht, Schlägereien und Gefängnis, dann beginnt er zu schreiben. Seine plattdeutschen Texte haben ihn weit übers Land hinaus bekannt gemacht und wurden sogar ins Japanische übersetzt. Teil 1 unserer Serie über Kunst und Kultur an der Mecklenburgischen Seenplatte: das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen.

Fritz Reuter sitzt auf einem Stuhl. Eine Hand hat er ans Kinn geführt. Auf seinen Knien liegt ein Buch, das er mit einer Hand aufblättert. Das Denkmal steht auf einem Sockel. Dahinter befindet sich das Literaturmuseum.
Eine Stadt und ihr Dichter: Unübersehbar thront Fritz Reuter am Markt vor dem einstigen Rathaus von Stavenhagen. Dass ihm genau hier ein Denkmal gesetzt wurde, ist kein Zufall. Denn…
In einer Stube stehen ein historisches Sofa, zwei Sessel und ein runder Tisch. In der Ecke befindet sich ein Kachelofen. An der Wand steht ein dunkler, geöffneter Sekretär.
… in diesem kleinen Zimmer im Erdgeschoss wurde Reuter am 7. November 1810 geboren. Warum er im Rathaus zur Welt kam? Sein Vater, Georg Johann Jakob Reuter, war Bürgermeister und Stadtrichter. Unten wurde gewohnt, oben gearbeitet.
Einer der Museumsräume. In der Mitte stehen Bänke zum Verweilen. Im Raum befinden sich mehrere Glasvitrinen mit Ausstellungsstücken. Links stehen ein Sofa, Stühle und ein Tisch. An den Wänden hängen Bilder. Ein Durchgang gibt den Blick frei auf nachfolgende Räume.
Heute befindet sich in dem Haus das Fritz-Reuter-Literaturmuseum. Es wurde im Sommer 1949 gegründet. Seitdem wurde die Ausstellung ständig ergänzt und erweitert.
Eine Bronzeskulptur von Reuter. Dahinter, an der Wand, befindet sich eine Glasvitrine mit Infos, Fotos und Büchern.
Mit vollständigem Namen heißt der Dichter Heinrich Ludwig Christian Friedrich Reuter. Zur Schriftstellerei kam er erst mit 40 Jahren. Zuvor war sein Leben von vielen Tiefen geprägt. Mit einem übermächtigen Vater, Schlägereien, Alkoholproblemen und sieben Jahren im Gefängnis.
Ein Ausstellungsraum. An den Wänden hängen Gemälde und Infotafeln. Im Raum stehen zwei Hörstationen und eine Glasvitrine mit Ausstellungsstücken.
In mehr als 30 Stationen bringt das Museum den Besuchern Reuter näher. In diesem Winter soll die Ausstellung stellenweise überarbeitet werden. Geplant sind unter anderem neue Multimediastationen, kündigt Museumsdirektor Marco Zabel an.
Hinter Glas hängt eine Zeichnung, die Reuter angefertigt hat. Es zeigt das Porträt eines Jungen. Daneben befinden sich handschriftliche Notizen.
Wussten Sie, dass Reuter ein talentierter Zeichner war? Am liebsten wäre er Maler geworden. Sehr zum Missfallen seines Vaters.
Ein Ausschnitt aus dem Sittenzeugnis.
Der Sohn beugt sich dem väterlichen Wunsch und beginnt, in Rostock Jura zu studieren. „Lustlos und erfolglos.“ Hier ein Blick auf das Sittenzeugnis der Universität Jena.
Ein offener Raum, der durch freistehende Wände unterteilt wird. An den Wänden hängen Bilderrahmen mit Zeichnungen. In einer Wand befindet sich eine braune Zellentür.
Reuter ist knapp 23, als er in Berlin hinter diese Zellentür gesperrt wird. Was war geschehen? Der junge Student hatte sich der radikal-republikanischen Burschenschaft „Germania“ angeschlossen, kämpfte für demokratische Reformen.
Ein Guckloch. Dahinter: der Ausschnitt einer Infotafel.
Er wird wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und zugleich zu 30 Jahren Festungshaft begnadigt. Insgesamt sitzt er sieben Jahre in verschiedenen Gefängnissen. „Diese Zeit hat ihn physisch und psyschisch gebrochen“, sagt Museumsdirektor Marco Zabel.
In einer Vitrine liegen Seiten aus Reuters Büchern.
Reuters Verdienst war es, Plattdeutsch von der Mundart zur Literatursprache zu erheben. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Läuschen un Rimels“, „Kein Hüsung“, „Ut de Franzosentid“, „Ut mine Festungstid“, „Ut mine Stromtid“, „Hanne Nüte un de lütte Pudel“, die „Abendteuer des Entspekter Bräsig“ und „Dörchläuchting“.
In einem Bücherregal stehen Bücher von Reuter. Die Buchrücken sind grün, rot, gelb, violett und grau-weiß.
Im 19. Jahrhundert war Reuter der meist gelesene Autor. Wer seine Bücher lesen wollte, musste Plattdeutsch können. „Eine Übersetzung ins Hochdeutsche hatte er zu Lebzeiten verboten“, sagt Museumsdirektor Marco Zabel. „Bis heute sind vier Millionen Bücher von ihm erschienen.“
An der Wand hängt eine handschriftliche Tabelle mit Informationen zu Auflagen und Honoraren für Reuters Bücher.
Ein Blick auf Reuters Auflagen und Honorare beim Hinstorff-Verlag. Reuter gehörte zu den bestbezahlten Autoren seiner Zeit, sagt Museumsdirektor Marco Zabel. Seine Bücher wurden inzwischen in etliche Sprachen übersetzt. Sogar ins Japanische.
In einer Vitrine liegt eine Comic-Seite aus der Frösi.
Einige von Reuters Gedichten erschienen auch in der DDR-Kinderzeitschrift Frösi.
Eine Treppe führt nach unten. Über der Treppe steht: "Wenn einer kümmt un tau mi seggt: "Ick mak dat allen Minschen Recht." Denn segg ick: "leiwe Fründ, mit Gunst, Oh! lihren S' mi doch des' swore Kunst."
Bis zu 15.000 Besucher kommen jährlich ins Museum. Museumsdirektor Zabel: "Reuter und Stavenhagen sind bis heute eine untrennbare Einheit."
An der Wand hängt ein Wissensquiz. Darüber hängen Bilderrahmen mit Zeichnungen.
„För de Gören“ gibt es im Museum Stationen zum Anfassen und Ausprobieren.
Eine Stube mit Couch, Tisch und Stühlen. An der Wand hängt ein Fernseher, auf dem ein Film läuft.
Bitte Platz nehmen. Und dann: Film ab! Im Filmkabinett können sich Besucher Filme zu Reuters Werken ansehen. Zum Beispiel "Kein Hüsung" und "Ut mine Stromtid".
Marco Zabel steht vor einem Gemälde, das Reuter im Porträt zeigt.
Marco Zabel leitet seit zwei Jahren das Museum. Dieses Reuter-Porträt, so erzählt er, habe einst Großherzog Friedrich Franz II. für die Schweriner Gemäldegalerie in Auftrag gegeben. Als die Landesregierung 1949 Stavenhagen den Beinamen „Reuterstadt“ verlieh, schenkte sie es der Stadt.
Eine Mitmachstation. Darauf können plattdeutsche Begriffe ihrer hochdeutsche Bedeutung zugeordnet werden.
Kleine Vokabelkunde...
Am Treppengeländer hängt ein Schild. Darauf steht: "Dr. Fritz Reuter morgens nicht zu sprechen."
Wer Fritz Reuter zu Hause besuchen wollte, schaute vorher besser auf die Uhr…