Susanne Gabler steht steht an einem verfallenen Haus. Davor steht ein Schild mit der Aufschrift "Reparaturen am Haus Susanne Gabler".
Kunsthandwerk der Frauen: Für den Erhalt der historischen Kleinstadt setzte Susanne Gabler mit dem Frauenverein Tribsees zwei Häuser instand. Name des Kunstprojekts: Reparaturen am Haus.
10.02.2022

Stipendiatin Susanne Gabler berührt Verfall

Ein Porträt im Seitenprofil
Susanne Gabler

Der Verfall einer historischen Kleinstadt. Die Abwanderung im ländlichen Raum. Der Plastikmüll im Meer. Susanne Gabler beobachtet und berührt Verletzungen ihrer Umgebung. Auch während ihres dreimonatigen Stipendiums auf Schloss Wiepersdorf im Jahr 2021 beobachtet die bildende Künstlerin Momente der Wahrheit und formt sie gefühlvoll in Objektkunst.

Von September bis November residierte Susanne Gabler in dem Künstlerhaus südöstlich des brandenburgischen Jüterbogs. „Mein Alltag auf Schloss Wiepersdorf war eine Art Idealzustand. Als bildende Künstlerin hatte ich ein eigenes, großes Atelier mit Grundausstattung zum Arbeiten“, erzählt sie. Dazu ein eigenes Zimmer, Vollverpflegung und viel Zeit zum Arbeiten und Ideentanken im Park und dem darin eingebetteten Schloss. Susanne Gabler erhielt eines von 19 Stipendien, mit denen Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2021 Kunstschaffende förderte.

Arbeiten ohne Ablenkung

Eine Zeit der Konzentration, Hingabe und Regeneration. Drei Monate, in denen Susanne Gabler recherchierte, skizzierte, Altes verwarf und Neues entwarf. Die Künstlerin produzierte so viel wie lange nicht mehr. Unterbrochen von inspirierenden Atempausen im Park und dem darin eingebetteten Schloss. Nur die Pandemie war eine treue Begleiterin.

„Der Einfluss der Pandemie auf meine Arbeit entspricht dem Einfluss, den sie auf die Gesellschaft hat. Ich verarbeite diese gesellschaftlichen Prozesse in meiner Kunst“, so die Kunstschaffende. Genauso in Ausstellungen und Projekten.

Kreative Konzepte konstruieren

Gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden führt Susanne Gabler die Galerie hinter dem Rathaus in Wismar. Seit Pandemiebeginn fordern Schließungen und Beschränkungen den Künstlern alles ab – neues Denken, kreative Konzepte, künstlerische Experimente.

„Das fordert viel Kraft. Das zu unterstützen bedeutet, die Kunst und Kultur stattfinden zu lassen und damit ein hohes gesellschaftliches Gut zu stärken“, resumiert Susanne Gabler.        

Drei Monate Idealzustand auf Schloss Wiepersdorf

Außenansicht des Schlosses.
Schloss Wiepersdorf ist ein Ort des geistigen Austauschs. Die gleichnamige Stiftung unterstützt mit Stipendien Künstler und Wissenschaftler in ihrer Arbeit.
Der Schlosspark mit Bäumen und Wiesen.
Auf Spaziergängen im weitläufigen Schlosspark sammeln Stipendiaten Inspiration und Ideen. Ein Ort der Ruhe.
Ein Raum mit wandbreiten Fenstern. In der Mitte steht ein Tisch. Daran sitzt Susanne Gabler und arbeitet.
In ihrem hellen Atelier im Schloss Wiepersdorf fand Susanne Gabler Raum für Kreativität. Sie konzentrierte sich inhaltlich auf Systeme und Strukturen. Daraus entstanden Installationen und Grafiken.
Auf einem großen Tisch liegen bunte Gegenstände. Susanne Gabler und zwei Männer stehen am Tisch.
Strukturen, in denen Susanne Gabler lebt und arbeitet, bestimmen ihren Schaffensprozess. In ihrer Kunst übersetzt sie ihre abstrakten Emotionen. „Die Gefühle, die meine Werke verursachen, lassen Rezipienten meine Arbeit unmittelbar erfahren", sagt sie.
Susanne Gabler hockt in Arbeitskleidung vor einer Wand. Die Wand hat einen Riss. Hinter dem Putz schauen Ziegelsteine hervor.
Susanne Gabler setzt sich mit ihrer unmittelbaren Umgebung auseinander. Während des Kunstprojektes „Reparaturen am Haus" fand sie den, wie sie sagt, schönsten Riss Tribsees. Eine Metapher mit Status.
Ein raumhoher, goldener Spiegel. Darin spiegel sich Susanne Gabler, wie sie den Spiegel fotografiert.
„Ich transportiere Themen, die mich unmittelbar berühren", erklärt die bildende Künstlerin. Ihre Arbeiten spiegeln ihre Auseinandersetzung mit sich selbst.