Tim „Doc Fritz“ Liebert - Landsicht

Er ist wohl einer der umtriebigsten Protagonisten der deutschen Folk-Musik-Szene. In nahezu 20 Formationen spielte er über die Jahre Bluegrass, Irisches, Folk Blues und Musik von zuhause. Sein aktuelles Programm „Landsicht“ ist musikalisch von all diesen Einflüssen geprägt und doch klar in der eigenen Region verortet. Es umfaßt Selbstgeschriebenes, Vertonungen und Bearbeitungen traditioneller Lieder und Tanze, die er sich zu eigen macht. Entstanden ist eine Sammlung an Impressionen, von schrägen Charakteren, über ratternde Zugfahrten, von haltlosen Feiern bis hin zur Suche nach den eigenen Wurzeln mit einem Hauch Melancholie und wilder Lebenslust. Er sinniert in seinen Texten über die großen Themen wie Glück, Müßiggang, Freundschaft und den Halt in einer sich schnell wandelnden Welt. Damit schaffte er es bereits auf die Liederbestenliste und im Herbst 2023 gab es dafür die renommierte „Hoyschrecke“ der Gundermann-Gesellschaft. Auch wenn man ab und an den rauen Balkan, Pubs am Atlantik oder die Hügel der Appalachen hören kann, basiert die Musik auf der einheimischen Tradition. Neben einer wandlungsfähigen, charismatischen Stimme und schillernden Maundharmonikapassagen ist sein prägendes Stilelement die Thüringer Waldzither. Das faszinierende Lauteninstrument mit UNESCO-Stempel erlaubt eine breite Vielfalt an Spielarten und Klängen, die der Multiinstrumentalist teilweise von anderen Instrumenten übertragen hat. Das reicht von zarten Arpeggios eines Andy Irvine, über virtuoses Picking bis hin zu Bottleneckpassagen, die an eine National Guitar erinnern und eine erstaunliche Kraft entfalten. Im präzisen Zusammenspiel mit speziell gestimmten Mundharmonikas und Fußperkussion entsteht ein mitreißendes und oft komplexes musikalisches Gewebe, das auch vermeintlich bekannten Liedern einen ganz neuen Charme verleiht.

Vielleicht ist es ja im besten Sinne eigene Folkmusik, von Einem der viel in der Welt eingesammelt hat und damit nach Hause gekommen ist. Nach über 30 Jahren auf der Bühne, Preisen wie dem renommierten Eversteiner des Malzhaus Plauen, Konzertreisen bis nach Canada und 12 Studioalben, ist er damit auch musikalisch angekommen, ohne dass dies die Suche nach Neuem bremst.