Ein musikalisches Quartett sitzt vor einer Graffiti besprühten Wand und spielt Querflöte, Geige und Cello.
06.08.2016

Klassik in der Werkstatt

Eine alte Industrieruine voller Graffiti? Das ist ganz gewiss kein klassischer Ort für Klassik. Und deshalb wie geschaffen für ein Konzert.

Vorwärts – das geht es in der Industrieruine schon lange nicht mehr. Die alten „Vorwärts“-Hallen in Schwerin haben ihre beste Zeit längst hinter sich. Eine Zeit, in der Fahrzeuge Schlange standen, um wieder flott gemacht zu werden. W50. Barkasse. Trabis. Und Co. Hier, im Kraftfahrzeuginstandsetzungswerk, kurz KIW, im Mittelweg. 1948 gegründet, beschäftigte der Volkseigene Betrieb einst mehr als 800 Mitarbeiter. Hauptsächlich schraubten sie an Lastern der Marke IFA. Nur zehn Prozent der reparierten Fahrzeuge waren private PKW. Kurz nach der Wende gingen im KIW die Lichter aus. Seitdem frisst sich der Zahn der Zeit durch das Gemäuer. Die Graffiti an den Wänden wurden stetig mehr, die heilen Scheiben weniger. Eine Kulisse wie geschaffen für einen „unerhörten Ort“, jener Konzertreihe, in der den Festspielen MV die Räume für ein Konzert nicht ungewöhnlich genug sein können. Vor gut 800 Zuschauern hauchten Preisträgerin in Residence Vilde Frang und Nicolas Altstaedt den alten Hallen mit Violine und Violoncello einen Abend lang neues Leben ein. Schauspielerin Anna Thalbach las dazu Geschichten aus der Zeit, in der hier noch Trabis & Co. vor sich hinknatterten. Zum Schluss spielte die junge Norddeutsche Philharmonie Strawinskis „Le Sacre du printemps“. Es dauert, bis der Applaus verstummt. Langsam verläuft sich das Gewusel hinterm Ausgang. Dann wird es wieder still, in den den alten Vorwärts-Hallen. Weitere Unerhörte Orte:

Sonntag, 7. August 2016, 16 Uhr: Korbwerk Heringsdorf

Sonntag, 11. September 2016, 14.30 Uhr: Experimentieranlage Wendelstein 7-X, Greifswald

Im Juni wurde schon im Luft - und Raumfahrtzentrum in Neustrelitz gespielt.

Vilde Frang steht mit ihrer Violine vor einem Notenständer und spielt. Neben ihr sitzt Nicolas Altstaedt mit seinem Violonchello.
Vilde Frang (Violine) und Nicolas Altstaedt (Violonchello)
Anna Thalbach sitzt auf einem Stuhl auf der Bühne. Vor ihr stehen ein kleiner Tisch und ein Mikrofon.
Anna Thalbach las Hallen-Geschichten von früher.
Voll besetzt Stuhlreihen. Sie stehen draußen. Es dämmert. Im Hintergrund steht ein fünfgeschossiges Haus mit kaputten Fenstern.
Draußen, vor der Halle, spielen Musikerinnen und Musiker. Um sie herum steht das Publikum. Das Foto entstand von einem oberen Stockwerk im Inneren einer Halle.
Zwei Geiger stehen auf einer Außentreppe und spielen. Hinter ihnen: ein Graffiti besprühtes Gebäude.
Eine Frau spielt Trompete.
Eine beleuchtetes, muschelartiges Konzertzelt. Darin sitzt die Norddeutsche Philharmonie und spielt.
Konzert mit der jungen Norddeutschen Philharmonie
Auf einem Notenständer steht ein Schwarz-Weiß-Foto mit Trabis, Wartburgs und Skodas vor einer Halle. Hinter dem Foto stehen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Erinnerungen an früher.
Vier Musikerinnen und Musiker stehen in einer der Hallen und spielen.
Drei Musikerinnen und Musiker bei ihrem Spiel.