27.04.2017

Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt

Reinhard Lippert drückt die Tasten eines Akkordeons. Britta Kopelke steht neben ihm und stützt sich auf das Instrument.
Britta Kopelke steht an einem Klavier.

Sie scheint von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Räkelt sich hingebungsvoll vor ihrem Publikum. Gurrt, flötet. Die Federboa um den Hals geschwungen. Britta Kopelke ist (mal wieder) in die Rolle der Diva geschlüpft. Mit Perlen der Chansonwelt und Tonfilmschlagern bezirzt sie an diesem Abend ihr Publikum im Kontor Schwerin. Die Frau im langen Kleid und Wasserwelle im Haar singt von der Liebe und all ihren Facetten. Es ist ein Abend zwischen Melancholie und Heiterkeit. Divengerecht begleitet wird sie von Reinhard Lippert auf dem Klavier.

Salon PePPeroni nennen sich die beiden (mit zwei pp!). Es hat eine Weile gedauert, bis die Schweriner den passenden Namen für sich fanden. Dann die Idee: Wir machen ja Salonmusik mit Pepp. Also Salon PePP-Peroni. Scharf ist auf jeden Fall auch die innige Verbindung, die die beiden zum Publikum aufbauen. „Wir möchten, dass es den Leuten unter die Haut geht, dass sie verändert aus dem Konzert herausgehen“, sagt Sängerin Britta Kopelke, die die Ohrwürmer sowie unbekannte Stücke der Chansonwelt selbst für ihr Programm heraussucht. „Ich liebe diese Art von Auftritten. Diese innige Verbindung zum Publikum. Auch wenn ich vor jedem Abend noch so wahnsinnig aufgeregt bin und mich immer wieder Frage: Warum machst Du das eigentlich? Am Ende ist es einfach nur wunderbar. Spätestens, wenn das Publikum begeistert nach Zugaben dürstet, fällt alle Anspannung von mir ab und ich bin nur noch glücklich.“

Chanson-Tradition mit Humor und Tiefgang

Inzwischen hat sich ein kleiner Fankreis um das Duo Salon PePPeroni gebildet. Menschen, die sich gerne deutsche Chansons aus den 20er-, 30er- und 40er- Jahren anhören. Jenes musikalische Genre, das bekanntere Exponenten wie Tim Fischer, Georgette Dee sowie Max Raabe mit seinem Palast Orchester wieder haben aufleben lassen. Obwohl es in Deutschland eine vielfältige Chanson-Tradition gab, stand sie stets im Schatten des Schlagers. Wer sich von Chansons angezogen fühlt, der mag Lieder, in denen es um Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft, Schmerz und Verzicht geht. Gewürzt mit einer gehörigen Prise Humor und Tiefgang. „Die Liebe besteht wie das Leben aus Licht und Schatten“, sagt Britta Kopelke, die im wahren Leben wie die nette Nachbarin von nebenan aussieht. „Ist es nur zuckersüß, wird es klebrig. Schmerzhafte Krisen helfen uns, mehr Tiefe zu kriegen. Auch das möchte ich dem Publikum durch meinen Gesang sagen.“

Als die Kinder kamen, wurde es ruhiger

Britta Kopelke weiß, wovon sie spricht. Auch sie hat gerade eine Krise erfolgreich gemeistert. Sie spürt seitdem umso mehr, das Chansons singen das ist, was sie möchte. Bis ihr das klar wurde, hat es allerdings mehr als vierzig Jahre gedauert. Aufgewachsen ist die Biologin übrigens in einer überaus sangesfreudigen Familie in Siegen in Nordrhein-Westfalen. Da wurde während der Autofahrt in den Urlaub schon mal zwei Stunden durchgesungen. Zeitweise trällerte die kleine Britta sogar in drei bis vier Chören gleichzeitig. Das ging auch beim Biologiestudium in Würzburg so weiter. Erst als die Kinder kamen, wurde es ruhiger. Eines Tages verschlug es die Familie nach Schwerin. Hier begannen Britta Kopelkes Stimmbänder wieder zu kribbeln. Doch so recht Lust auf einen „normalen“ Chor hatte sie nicht mehr. Als sie den Jazzchor von der Musikschule Ataraxia sah, war sie begeistert. Zehn Jahre blieb sie bei ihm. Als sie dann immer mal wieder auf Geburtstagspartys und Hochzeitsfeiern von Freunden auftritt und Chansons zum besten gibt, geht sie neue Wege. Es ist dieser „andere“ Kontakt zum Publikum, der sie fasziniert und ihr Spaß macht. Ein wohltuender Kontrast zu ihrem beruflichen Alltag, in dem sie für eine Labordiagnostikfirma in Norddeutschland unterwegs ist.

Reinhard Lippert stößt mit viel Erfahrung dazu

Weil Reinhard Lippert Sänger liebt, die mit dem Herzen bei der Sache sind, hat er sich als musikalische Begleitung zu Britta Kopelke gesellt. Die freut sich sehr darüber, zumal der Musiker, der zu DDR-Zeit Bratschist am Staatstheater war und seit der Wende unter anderem an Schwerins Musikschulen Klavier und Kompositionslehre unterrichtet, jede Menge Erfahrung mitbringt. „Schön wäre jetzt noch ein Duettpartner für mich. Dann könnten wir unser Programm weit abwechslungsreicher gestalten“, schwärmt Britta Kopelke, die von Kopf bis Fuß auf Salon PePPeroni eingestellt ist. Denn das ist ihre Welt… (Text: Anja Bölck)