Eintauchen ins New York der 30er-Jahre
Die erste Musiktheater-Premiere der neuen Spielzeit im Landestheater Neustrelitz - und gleich geht's nach New York, in die Musikwelt der 1930er-Jahre. Am Samstag hat das Musical „The Famous Door On Swing Street“ im Großen Haus Premiere.
Das deutsch-amerikanische Paar Anna und Mike ist frisch nach New York gezogen. Mike, ehemaliger Rockgitarrist, will als erfolgreicher Banker durchstarten. Anna träumt von einer Karriere als DJane. Während Mike schnell in einer Welt der Leistung und Selbstoptimierung aufgeht, erhält Anna eine Absage nach der anderen. Bei einem Streifzug durch die Stadt stolpert sie eines Tages in den Plattenladen der mysteriösen Doris. Durch eine Geheimtür gelangt Anna in die New Yorker Swing Street der 30er-Jahre... Das pulsierende Leben dieser vergangenen Ära sowie der lässige Stepptänzer Pete ziehen sie zunehmend in ihren Bann. Mike bemerkt viel zu spät, dass er dabei ist, seine Frau für immer zu verlieren.
In Neustrelitz wird eine neue Inszenierung des Stückes vom amerikanischen Sänger und Tänzer Gaines Hall für großes Orchester, Jazzband und Chor aufgeführt. Die musikalische Leitung übernimmt der Autor Wolf. Die Hauptrolle spielt die aus Österreich stammende Sängerin Laura Scherwitzl.
Es sei die erste Aufführung dieses Musicals im Osten Deutschlands seit der Uraufführung des Stückes im Oktober 2020 in Fürth, wie Wenke Frankiw, Sprecherin der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz mitteilt. Infos, Termine, Karten - hier
Nachgefragt
bei Komponist Thilo Wolf
„Es ist alles nichts wert, solange es nicht diesen gewissen Swing hat!“, wird dem einflussreichen
US-Jazzmusiker Duke Ellington nachgesagt. Können Sie die Ansicht teilen?
Ich würde bei der Komposition erstmal ein anderes Zitat Ellingtons heranziehen. Auf die Frage, wie er soviel erreichen konnte, meinte er: „I don’t need time, what I need is a deadline.“ Und so war es bei „Swing Street“. Erst als der kalte Hauch des Abgabetermins für den ersten Workshop im Nacken saß, schrieb ich den Großteil der Songs. Ich brauche den Druck für die Kreativität. Aber dann ist es natürlich entscheidend, dass der „gewisse Swing“ hinzu kommt. Zumindest bei den Nummern, die zu hören sind, wenn das Musical in den 30ern spielt. Aber die Songs, die in der heutigen Zeit spielen, sind bei mir immer rhythmisch und auf eine moderne Art „swingend“ oder „groovend“.
Ort der Handlung ist die „Swing Street“. Wie kamen Sie auf dieses noch unbekannte, für die Zeit aber prägende musikalische Zentrum?
Ich stieß eher durch Zufall beim Googeln darauf. Es gab nichts dazu, was irgendwie mit Musiktheater zu tun hätte. Mich hat die Straße sofort fasziniert. Es war klar, da muss eine Geschichte her. Ewald Arenz, mit dem ich schon drei Musicals gemacht hatte, erzählte ich von der Idee. Er war sofort Feuer und Flamme.
Hatten Sie Vorlagen?
Durch meine Leidenschaft für Swing Musik und das American Songbook war mir sofort klar, in welche Richtung es gehen würde. Die Musik kannte ich wie meine Westentasche. Wichtig war mir, dass die Geschichte in der heutigen sowie der Zeit der 1930er spielen sollte, dass wir also musikalisch in zwei Welten unterwegs sind. Die Musik der damaligen Zeit lehnt sich im Sound an den Stil der 30er an. Ausschließlich neue Songs wollten wir aber erschaffen, keine alten zitieren. Für die Entwicklung der Geschichte stieg Ewald in die Recherche ein. Wie war das Leben damals genau? Wie feierten, tickten die Menschen? Wichtig war Ewald, auch mir aber, dass unsere ureigenen Vorlieben in die Musik und Geschichte einfließen. Es ist vielleicht das Musical, das uns am meisten und sehr persönlich repräsentiert.