Ein Gebäude mit schmalen, hohen Fensterscheiben. In den Scheiben hängen Scherenschnitte mit Märchenfiguren.
Scherenschnitt-Illustrationen von Johanna Beckmann
18.12.2025

Sagenhafte Ansichten

Große Fenster. In den Fenstern hängen bunte Illustrationen.
Sagenbilder aus dem Kinderbuch „Riesen, Zwerge, Fabeltiere – Sagen aus Mecklenburg für Kinder“ von Hartmut Schmied. Die Illustrationen hat Andrea Sommerfeld gemacht.
Eine Vitrine. Darin liegen Bücher und Info-Texte. Die Bücher enthalten Sagen.
Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen: neue und historische Sagen-Bücher.
In einer Vitrine liegen ein altes Märchenbuch, Info-Texte und ein Buch über Johanna Beckmann.

Zwerge und Riesen. Rotkäppchen und die Sterntaler: In Neubrandenburg haben sie auf den Fenstern der Regionalbibliothek Platz genommen. Für eine Ausstellung über Märchen und Sagen. 

Die Mitarbeiter der Bibliothek und der Annalise-Wagner-Stiftung haben in ihren Bücherschätzen gegraben. Bücher, Bilder und Geschichten zusammengetragen und zu einer kleinen Ausstellung verbunden. Die Idee dahinter: Gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, die Vielfalt von Märchen und Sagen sichtbar zu machen. „Wer Sagen und Märchen erzählt, hält ein immaterielles Unesco-Kulturerbe lebendig“, sagt Heike Birkenkampf von der Annalise-Wagner-Stiftung. Denn: Märchenerzählen ist seit 2016 immaterielles Kulturerbe. Die „Vielfalt des Sagenerzählens in Mecklenburg-Vorpommern“ wurde 2021 in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen. 

Ein Teil der Ausstellung begegnet Passanten schon an den großen Fenstern der Bibliothek. Hier hängen Märchenbilder von Scherenschnitt-Künstlerin Johanna Beckmann (1868-1941) und Sagenbilder aus dem Kinderbuch „Riesen, Zwerge, Fabeltiere – Sagen aus Mecklenburg für Kinder“ von Hartmut Schmied. 

In der Bibliothek zieht sich die Ausstellung weiter durch acht Vitrinen. Mit Einblicken in Bücher und Publikationen aus vier Jahrhunderten. Regionale Facetten dazu bringt die Annalise-Wagner-Stiftung ein. Sie erinnert daran, dass die Heimatforscherin und Autorin Annalise Wagner (1903-1986) aus Neustrelitz in den 70er-Jahren erste Impulse setzte für die Wiederentdeckung der Künstlerin Johanna Beckmann – einer „Meisterin des Scherenschnitts“, die unter anderem filigrane Scherenschnitt-Illustrationen zu Märchen schuf. 

Das Thema „Sagenerzählen in Mecklenburg-Vorpommern“ habe Annalise Wagner sehr am Herzen gelegen, sagt die Stiftung. In der Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs (1970, 1973) beispielsweise erzählte sie Sagen aus Südostmecklenburg für jedermann neu, um viele Menschen neugierig zu machen und das aktive Sagenerzählen wieder zu beleben. 

Zu entdecken gibt es in der Regionalbibliothek auch Sagentexte, die Bezug haben zur Weihnachtszeit und zu Neubrandenburg: Dazu gehört die „Sage vom armen Wollweber“, auf die sich der Name des Neubrandenburger Weihnachtsmarkts bezieht: „Weberglockenmarkt“. Diese Sage erzählt zugleich auch eine „weihnachtliche Stiftungs-Geschichte“, denn die bis heute geläutete „Weberglocke“ der Marienkirche geht zurück auf eine Stiftung des geretteten Wollwebers. Nicht zuletzt enthält die Ausstellung auch Preisträger-Texte des Annalise-Wagner-Preises. Auch in diesen Texten finden sich Bezüge zu regionalen Sagen. 

Die Ausstellung in der Regionalbibliothek ist noch bis Mitte Januar zu sehen. Die Bilder in den Schaufenstern sind jederzeit zugänglich, die historischen Ausgaben in den Vitrinen zu den Öffnungszeiten der Bibliothek. Bitte beachten Sie: Am 24./25./26./27. und 31. Dezember sowie am 1. Januar ist die Einrichtung geschlossen.