En Sprak, de so lachen kann

„En Sprak, de so lachen kann,
 is wiert, dat man sei leiw hett.“ Diesem Satz von „Volksprofessor“ Richard Wossidlo ist nichts hinzuzufügen. Plattdeutsch ist die Seele Mecklenburg-Vorpommerns und aus seiner Geschichte und Literatur nicht wegzudenken. Der Dichter Fritz Reuter, der das Niederdeutsche als Literatursprache etablierte, verlegte gleich die ganze Schöpfungsgeschichte in den Norden: „As uns Herrgott de Welt erschaffen ded, fung hei bi Meckelnborg an...“

Irdisch-handfest war Plattdeutsch seit Jahrhunderten und bis ins 20. Jahrhundert hinein Alltagssprache. Rund ein Viertel der Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns hatten bei einer Umfrage zum Niederdeutschen aus dem Jahr 2007 noch gute bis sehr gute Sprachkenntnisse, mehr als die Hälfte gab an, Platt gut oder sehr gut zu verstehen. Allerdings: Im Vergleich zu einer Erhebung 23 Jahre zuvor war die Zahl der Plattschnacker um die Hälfte zurückgegangen.

Snack mal werrer eins orrich platt!, fordert deshalb zum Beispiel der Plattdeutsch-Wettbewerb, den das Land MV regelmäßig für Kinder und Jugendliche ausschreibt. Der Schutz und die Pflege der niederdeutschen Sprache sind in Artikel 16 der Landesverfassung von Mecklenburg-Vorpommern festgeschrieben. Und mehr noch: Die „Verfatung von dat Land Mäkelborg-Vörpommern“ gibt es auch gleich auf Platt, was den Status der Sprache im Land unterstreicht. Verbände und Vereine wie zum Beispiel der Heimatverband, die Fritz-Reuter-Gesellschaft und der Bund niederdeutscher Autoren widmen sich der Plattdeutsch-Pflege und sorgen außerdem dafür, dass Werke der plattdeutschen Bestseller-Autoren wie Fritz Reuter, Rudolf Tarnow und John Brinckman weiterhin unter die Leute kommen. Dafür engagiert sich auch die Fritz-Reuter-Bühne, neben dem Ohnsorg-Theater Hamburg das zweite professionelle plattdeutsche Ensemble Deutschlands.

Plattdeutsch oder Niederdeutsch ist eine Regionalsprache, kein Dialekt. Gesprochen wird sie in Mecklenburg-Vorpommern, in Hamburg und Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und in nördlichen Teilen Brandenburgs, Nordrhein-Westfalens und Sachsen-Anhalts. Mit großen regionalen Unterschieden übrigens: Manchmal sind schon von Dorf zu Dorf andere Bezeichnungen gebräuchlich.

Ein besonders langes plattdeutsches Wort? „Iesenbahnbomupundaldreiher“. Mit 26 Buchstaben schlägt es den hochdeutschen Schrankenwärter um Längen. Zwei ganz neue: Ackerschnacker und Strommoehl. Die gibt’s im Niederdeutschen erst, seit alle ein Handy in der Tasche und eine Windkraftanlage vor der Tür haben. Ein besonders schönes: kommodig. Es sicherte sich diesen Titel 2015 bei einer Umfrage. Und dass hier ausgerechnet ein Begriff zum schönsten plattdeutschen Wort gekürt wurde, der soviel wie „gemütlich“ und „bequem“ bedeutet, kommt nicht von ungefähr. Denn Plattdeutsch ist eine freundliche Sprache, in der selbst Schimpfwörter noch liebevoll klingen.

Kein Wunder, dass der niederdeutsche Lyriker Felix Stillfried eine regelrechte Liebeserklärung ans Plattdeutsche verfasste: „’Ne Sprak, de lacht, ’ne Sprak, de rohrt, ’ne Sprak, so lud, so lisen, o plattdütsch Land un Sprak un Ort, jug will ick ümmer priesen."

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