31.01.2024

Schülerin wird Botschafterin für Niederdeutsch

Ein Porträt von Jette Bolz.
Jette Bolz liebt und lebt das Plattdeutsche. Als „Botschafterin für Niederdeutsch“ soll sie auch andere für die Sprache begeistern.

Sie heißt Jette Bolz, ist 16, kommt aus Siedenbrünzow und schnackt seit Kindheitstagen Platt. Mit einer Begeisterung, die sie als „Botschafterin für Niederdeutsch“ nun ins ganze Land tragen soll.

Wenn Jette Bolz Klamotten shoppt, weiß die Verkäuferin längst, dass sie keine Jeans, sondern eine Nietenbüxe sucht. Mit ihren Freunden verabredet sie sich zum Butschern. Mit Familie und Nachbarn schnackt sie fließend platt. Zweimal haben ihre Vorschläge beim Wettbewerb „Plattdeutsches Wort des Jahres“ schon gewonnen. Und als ihre Lehrerin an eine andere Schule muss, die Plattdeutsch-Stunden in Jettes Klasse am Demminer Goethe-Gymnasium dafür wegfallen sollen, startet sie eine Petition, um das zu verhindern. 

Liebe und Leidenschaft für die niederdeutsche Sprache und Kultur – die soll Jette nun ins ganze Land tragen. Dazu wurde sie von der Landesregierung zur „Botschafterin für Niederdeutsch“ ernannt. Als solche wird sie nun für das Niederdeutsche werben. Zum Beispiel, indem sie Veranstaltungen besucht, auf Lernangebote aufmerksam macht, zeigt, wie lebendig die Sprache auch heute noch ist. Und: Wie modern sie sein kann. „Lammerhüppen“, beispielsweise, sei ein Wort, das sich Freunde und Mitschüler von ihr abgeguckt haben und inzwischen auch in ihrem Alltag verwenden, wenn es darum geht, feiern zu gehen. 

Abitur auf Platt

„Die niederdeutsche Sprache lebt, wenn sie gesprochen wird. Jette Bolz verkörpert das auf ganz besondere Weise. Sie selbst ist begeisterte Plattsnackerin und zeigt damit, dass auch junge Menschen Freude an der Niederdeutschen Sprache haben können“, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg, als sie Jette Bolz am Dienstag den Ehrentitel verlieh. „Das Engagement von Jette Bolz mit dem Titel einer ‚Botschafterin für Niederdeutsch‛ zu ehren, unterstreicht das Bestreben der Landesregierung, Niederdeutsch als Teil unseres kulturellen Erbes lebendig zu halten. Es braucht die Begeisterung junger Menschen, um Niederdeutsch in die Zukunft zu tragen“, ergänzte Kulturstaatssekretärin Susanne Bowen. 

Ein Baustein dafür seien auch Schulen. In Mecklenburg-Vorpommern haben im vergangenen Schuljahr 1.791 Schülerinnen und Schüler an 51 Schulen Niederdeutsch gelernt. Vier davon – das Goethe-Gymnasium Demmin, der Recknitz Campus Laage, die Reuterstädter Gesamtschule Stavenhagen und das Gymnasiale Schulzentrum „Fritz Reuter“ in Dömitz – sind sogenannte Profilgymnasien mit dem Schwerpunkt Niederdeutsch. Das bedeutet: Hier wird das Unterrichtsfach bis zu den Abiturprüfungen angeboten. Ihr Abitur auch auf Niederdeutsch zu machen – für Jette Bolz ist das bereits in Stein gemeißelt.