18.08.2025

Lebenswege früher Archäologinnen

Ein handschriftlicher Brief. Dazu ein gemalter Frauenkopf aus dem 19. Jahrhundert.

Das Schliemann-Museum Ankershagen kartiert erstmals das Wirken früher Archäologinnen – mit biografischer Tiefe und wissenschaftlicher Präzision. Die Sonderschau ist bis 7. September zu sehen.

Mit der Sonderausstellung „Ein gut Theil Eigenheit – Lebenswege früher Archäologinnen“ öffnet das Schliemann-Museum Ankershagen ein bislang kaum erschlossenes Kapitel der Wissenschaftsgeschichte.

Besucherinnen und Besucher erhalten Zugang zu Biografien von neun Archäologinnen, deren Wirken zwischen dem 18. und 21. Jahrhundert lag. Die Schau hebt Stimmen hervor, die lange unter sedimentierten Geschichtsbildern verborgen blieben.

Zwischen Fundplatz und Forschungsethik

Im Zentrum stehen Persönlichkeiten wie Sibylle Mertens-Schaaffhausen (1797–1857). Die autodidaktische Forscherin kombinierte Ausgrabungspraxis mit einem unkonventionellen Lebensstil. Trotz familiärer Verpflichtungen – sie war Mutter von sechs Kindern – kartierte sie Fundorte, korrespondierte mit Gelehrten und hinterließ ein umfangreiches Reisetagebuch.

Die Ausstellung dekonstruiert gängige Rollenbilder. Sie zeigt, wie Archäologinnen jenseits akademischer Strukturen wirkten, sich Räume erschlossen und Grabungsgeschichte mitprägten. Sie schürft im biografischen Detail und verortet wissenschaftliches Engagement in sozialen Kontexten.

Archivlücken vermessen

Die Sonderausstellung ist Teil des Forschungsprojekts AktArcha, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Initiiert wurde das Projekt an der Universität der Bundeswehr München unter der Leitung von Prof. Dr. Elsbeth Bösl und PD Dr. Doris Gutsmiedl-Schümann. Das Projekt soll frühere Archäologinnen sichtbar machen, blinde Flecken in der Wissenschaftsgeschichte markieren und eine gendersensible Archäologie fördern.

Die Biografien folgen keiner linearen Erfolgserzählung. Sie rekonstruieren Brüche, Umwege, Nebenschauplätze – und kartieren damit ein vielschichtiges Terrain weiblicher Wissenschaftsgeschichte.

Ankershagen als Schnittstelle

Das Schliemann-Museum Ankershagen, gewidmet dem Troja-Ausgräber Heinrich Schliemann, fungiert mit dieser Ausstellung erstmals als Plattform für Forschungsperspektiven jenseits des etablierten Kanons.

Bis zum 7. September 2025 bleibt die Sonderausstellung zugänglich. Der Eintritt ist im regulären Ticket zur Dauerausstellung enthalten.

Weitere Informationen: www.schliemann-museum.de