Juden in Mecklenburg - das Gedenkbuch

Auf einem Tisch stehen und liegen Exemplare des Gedenkbuchs.

Zum Beispiel Güstrow. 1845 lebten 198 Juden in der Stadt. 1933 waren es noch 118, 1944 - 2. „Ohne das Erinnern gibt es keine Zukunft“, sagt Landesrabbiner Youriy Kadnykov. Eine Brücke in die Vergangenheit schlägt ein neues Gedenkbuch. Zwei Bände über jüdisches Leben in Mecklenburg, über Pogrome, Verfolgung, Holocaust.

Die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und das Institut für Zeitgeschichte München/Berlin (IfZ) haben das Gedenkbuch vorgelegt. „Ein wichtiges Werk, um sich mit dem Judentum auseinanderzusetzen”, sagte Bildungsministerin Bettina Martin bei der Präsentation am Mittwoch in Schwerin. 

Das Buch umfasst insgesamt 1.480 Seiten. Band 1 ist ein Textband, in dem die Geschichte der Juden in Mecklenburg und insbesondere ihre Entrechtung und Ermordung nach 1933 nachgezeichnet wird. Soweit recherchierbar, haben die Buchautoren - Dr. Michael Buddrus vom Institut für Zeitgeschichte und Sigrid Fritzlar vom Landeshauptarchiv - für Band 2 alle Juden, die zwischen 1845 und 1945 in Mecklenburg gelebt haben, erfasst und namentlich mit Kurzbiographien aufgeführt. Insgesamt handelt es sich um 7.213 Personen. „Mit diesen zwei Bänden werden nicht nur die Lücken in der lokalen Geschichte Mecklenburgs geschlossen, sondern diesen Menschen werden auch ihre Namen zurückgegeben“, so Landesrabbiner Kadnykov. 

Das Gedenkbuch arbeitet detailliert zahlreiche Aspekte des jüdischen Lebens in Mecklenburg auf, wie die Herkunft und Bildung der Menschen, die Sozial- und Berufsstrukturen oder Auswanderungen. Die Erzählung persönlicher Schicksale wird durch zahlreiche statistische Auswertungen und Tabellen ergänzt. Eine Nutzung des Gedenkbuches als Forschungsgrundlage wird durch Ortsregister unterstützt. „Die Publikation ist ein Fundus für lokale Stolperstein-Initiativen, Ortschronisten, Lehrerinnen und Lehrer und soll die regionale Erinnerungsarbeit fördern“, sagte der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Jochen Schmidt. 

„Wir können dankbar sein, dass es heute wieder lebendige jüdische Gemeinden in Mecklenburg gibt”, so Bettina Martin. „Daraus resultiert auch unsere besondere Verantwortung, gegen Antisemitismus einzutreten und jüdisches Leben im Land zu stärken.”  

Das Gedenkbuch ist für 30 Euro (Schutzgebühr) in der Landeszentrale für politische Bildung erhältlich. Hier geht es zur Bestellung: www.lpb-mv.de