18.04.2019

"Ein Kapitel für sich"

Ein Porträt von Walter Kempowski.
Walter Kempowski

Walter Kempowski (1929-2007). Am 29. April wäre er 90 Jahre alt geworden. Das Dokumentationszentrum in Schwerin ehrt den Autoren am Montag, an eben jenem 29. April, von 18 bis 20 Uhr, mit einer Lesung, denn sein Leben und Wirken ist schicksalhaft mit dem historischen Ort Demmlerplatz in Schwerin verknüpft.

Rückblick: Bei einem Besuch in Rostock wird Walter Kempowski 1948 zusammen mit seinem Bruder Robert verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimpolizei in Schwerin überführt. Ihm, wie seinem Bruder, wird vorgeworfen, Frachtbriefe aus der Reederei des Vaters an die US-Amerikaner weitergeleitet zu haben. In Schwerin erlebt er Unerträgliches; schreibt später über diese Zeit: „Ich habe die Familie zerstört, nun suche ich sie auf Papier wiederaufzubauen.“ Das Sowjetische Militärtribunal Schwerin verurteilt die Brüder wegen Spionage zu Freiheitsstrafen von je 25 Jahren, ihre Mutter etwas später wegen Mitwisserschaft zu zehn Jahren. Seit dem ersten Tag seiner vorzeitigen Entlassung 1956 plant Kempowski ein Buch über seine Hafterlebnisse zu schreiben. Nach seinem literarischen Debüt 1969, „Im Block.“ erscheint „Ein Kapitel für sich“ erst 1975, in dem er über die Haftzeit am Demmlerplatz aus seiner Perspektive, der der Mutter und der des Bruders schreibt. Dieser Roman wird als Band VII seiner „Deutschen Chronik“, veröffentlicht. An die Verfolgungsgeschichte der bürgerlichen Familie Kempowski in der SBZ/DDR soll aus Anläass des 90. Geburtstags Kempowskis erinnert werden.

Der Abend

Eröffnung: Jochen Schmidt, Direktor Landeszentrale für politische Bildung Grußwort: Dr. Katrin Möller-Funck, Geschäftsführerin Kempowski-Archiv Rostock und der Kempowski Stiftung Vortrag: Dr. Dirk Hempel, freier Autor, Hamburg Lesung (Auszüge): Walter Kempowski, "Ein Kapitel für sich", Roman; ERzählt aus der Haftperspektive der Mutter, von Walter und Robert; Briefe der Schwester Ursula, genannt Ulla, aus Dänemark Es lesen Schauspieler des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin: Antje Trautmann, Janis Kuhnt, Christoph Götz, Julia Keiling Einweihung einer Gedenktafel und Gang durch die DauerausstellungDer Eintritt ist frei. Anmeldung bei Heike Müller vom Dokumentationszentrum unter dokuzentrum-schwerin@remove-this.lpb.mv-regierung.de oder per Telefon an 0385-74 52 99 11/12.