13.10.2016

Von jahrhundertealter Theatertradition zur Vorpommerschen Landesbühne

Eine lachende und eine traurige Maske auf hellgrünem Untergrund. Daneben steht: So ein Theater.

Vitus Pasler soll schon 1663 eine Art Dr. Eisenbarth auf dem Anklamer Markt zum Besten gegeben haben. Auch ein Dr. Johann Christoph Appelt durfte 1722 als Zahn- und Wundarzt mit theatralischen Aufführungen um Kunden werben. Beide stehen für die lange Tradition der Darstellenden Kunst in Anklam. Und nur 16 Jahre nach Appelts Auftritt wird das Schützenhaus erbaut, unter dessen Dach Zuschauer noch im heutigen Theater Anklam Dramen, Komödien und Schwänke miterleben.

„Strafkolonie am Ende der Welt“

Immer wieder gastieren Schauspielgruppen in Anklam und finden Gastspiele statt, bevor im historischen Schützenhaus im Jahr 1950 offiziell das Theater eröffnet wird. Erst drei Jahrzehnte danach wird es als „Strafkolonie am Ende der Welt“ überregional bekannter, als unbequeme Regisseure an die vorpommersche Bühne geschickt werden. In den 80er-Jahren machte die SED dann zusätzlich Druck, woraufhin mehrere Ensemblemitglieder die DDR verließen. Anklam bekam fortan den Ruf als „Ausreisetheater“.

Totgesagte leben länger: Neuanfang in Anklam

Nach der Wende 1989 wurde der Bühne in Anklam zwar ein schnelles Ende vorausgesagt, aber statt sich dieser Prophezeiung zu ergeben, setzte Bühnenchef Wolfgang Bordel auf Expansion. Befand sich das Theater Anklam bislang in kommunaler Trägerschaft, folgte 1993 die Umfirmierung zu einer Gmbh. Die neue „Vorpommersche Landesbühne“ wechselte in die Trägerschaft des Vereins „Vorpommersche Kulturfabrik“. Im gleichen Jahr eröffnete die „Vorpommersche Landesbühne“ das Theaterzelt „Chapeau Rouge“ im Ostseebad Heringsdorf auf Usedom. Vier Jahre später kam die Ostseebühne in Zinnowitz hinzu. Dort zählen die Vineta-Festspiele mit rund 20.000 Besuchern pro Jahr zum erfolgreichsten Projekt des Anklamer Theaters. Außerdem gehören das gelbe Theater „Die Blechbüchse“ in Zinnowitz, das Deutsche Theater Peenemünde, Bühnen im Usedomer Hafen und im Anklamer Hafen, die Boddenbühne und die Hafenbühne in Barth sowie die in Zinnowitz ansässige Theaterakademie Vorpommern dazu.