22.04.2016

Ein Fixstern am Theaterhimmel

Ein Schwarz-Weiß-Porträt von Sabrina Frank.
Sabrina Frank

Sabrina Frank will Schauspielerin werden, keine Sternschnuppe am Filmehimmel. Sie bewirbt sich an der Hochschule für Musik und bildende Kunst Frankfurt am Main und wird angenommen. Sie studiert, und als sie fertig ist, braucht sie auf Engagements nicht lange zu warten.

Das erste, was einem auffällt, sind diese hellen grünen Augen. Ein offener, aber auch ein sehr fester Blick. Und eine feste, eher dunkle Stimme. Die junge Frau bewegt sich auf der Bühne mit geschmeidiger Eleganz, mit kräftigem Schritt, der aber leicht und federnd wirkt. Es gelingt ihr, die große Bühne allein zu bespielen, der Raum erschlägt sie nicht, im Gegenteil, er trägt sie. Da können auch noch andere Akteure im Raum sein.

In Rostock steht sie zum Beispiel mit einer Punkband auf der Bühne. „Feine Sahne Fischfilet“ heißt sie, legendär, weil der Verfassungsschutz ihr Auftreten als staatsgefährdend einstufte. Das Stück ist eine Verarbeitung des Werther-Stoffs. Von Johann Wolfgang von Goethe, und dann noch einmal gefiltert durch Ulrich Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ Sabrina Frank spielt die Liebhaberin der Hauptfigur, Lotte, die etwas älter ist als ihr heimlicher Freund, weiser und erfahrener.

Dreharbeiten in Hollywood

Die Erfahrung nimmt man Darstellerin Sabrina Frank sofort ab. Sie spricht reflektiert, ganz und gar nicht floskelhaft. Und tatsächlich hat die junge Frau schon einige Stationen hinter sich gebracht. Geboren wurde sie 1986 in München, dort ist sie auch aufgewachsen. Eine Zeit lang lebte sie zum Beispiel in Chile. Sie war gerade erst aus der Schule gekommen, da machte sie bei einem Casting-Wettbewerb mit. Es ging um eine Rolle in einem Sehnsuchtsfilm aller Teenager: „The Twilight-Saga: Eclipse“, nach einem Buch aus der Vampir-Serie der amerikanischen Bestseller-Autorin Stephenie Meyer. Chefjuror des Castings war der Schauspieler Til Schweiger. Prominenter geht es kaum, dies- und jenseits des Ozeans.

Sabrina Frank setzte sich durch. Tanzte, spielte und lachte sich in die Herzen der Zuschauer. Sie wurde für die Rolle ausgewählt. Dann ging es nach Amerika. Dreharbeiten in Hollywood. Sabrina erlebt den Set, trifft die Hauptdarsteller Kristen Stewart („Bella Swan“) und Robert Pattinson („Edward Cullen“). Beide begegnen ihr sehr natürlich, sehr sympathisch. Im Gegensatz zu manch anderem Mitarbeiter am Drehort. Die Arbeit für „Eclipse“ ist für Sabrina eine wichtige Erfahrung, im Guten wie im Schlechten. Zum einen erlebt sie Hollywood von innen. Nicht nur die Stars, sondern auch, wie die Maschinerie funktioniert. Wie sie ihre Akteure hochhebt und unter Umständen wieder fallen lässt. Als „Eclipse“ fertig ist, setzt bei Sabrina Frank Ernüchterung ein: Ihre Szenen sind nicht mit im Film, am Ende passte ihre Rolle nicht mehr ins Konzept.

Am Volkstheater zeigt sie ihre ganze Bandbreite

Aber Sabrina Frank will ja Schauspielerin werden, keine Sternschnuppe am Filmehimmel. Sie bewirbt sich an der Hochschule für Musik und bildende Kunst Frankfurt am Main und wird angenommen. Sie studiert, und als sie fertig ist, braucht sie auf Engagements nicht lange zu warten. Noch in der letzten Phase des Studiums spielt sie in Frankfurt, Heidelberg, Darmstadt. Dann in Senftenberg, wo Sewan Latchinian aus dem Theater eine hochdekorierte Bühne gemacht hat. Zwischendurch dreht sie Filme – „Der Alte“ und „Ein Fall für zwei“ zum Beispiel. Von Senftenberg zieht sie an die Ostsee, nach Rostock, wo Latchinian mittlerweile Intendant ist. Am Volkstheater zeigt sie ihre ganze Bandbreite: „Feuerherz“, eine verschrobene Tochter in Ibsens „Ein Volksfeind“, eine Mehrfach-Rolle in Steven Uhlys „Glückskind“. Eine Sternschnuppe ist sie ganz gewiss nicht. Eher ein Fixstern.