Ein großes, weißes Zelt. Die Tür ist offen.
Im Theaterzelt werden keine Wiederaufnahmen, sondern nur neue Produktionen gezeigt.

Hereinspaziert in die neue Spielzeit

Eine Frau steht vor einem Notenständer und singt. Ein Mann sitzt an einem Klavier.
Sopranistin Anna Cavaliero gab zur Vorstellung der neuen Spielzeit zusammen mit Friedemann Braun eine Kostprobe aus dem Musical-Thriller Sweeney Todd.
Ein Heft. Das Heft hat einen rosafarbenen Umschlag. Auf dem Umschlag ist ein großes M.
Das Programmheft ist 135 Seiten dick.
Ein Porträt von Hans-Georg Wegner.
Hans-Georg Wegner
Ein Mann. Der Mann steht vor dem Theater.
Christian Schwandt

31 Premieren, mehr als 30 Konzerte und 18 Wiederaufnahmen auf der einen Seite. Weniger Vorstellungen und ein spezielles Zelt-Abo auf der anderen: Das Mecklenburgische Staatstheater hat seine neue Spielzeit vorgestellt. 

Wir sind hier! Das Motto für die neue Spielzeit – es zeigt sich bereits an den Fotos im neuen Programmheft. Die Mitglieder der verschiedenen Ensembles: Sie spazieren durch den Schlossgarten. Sie schlendern durch Straßen und Gassen von Schwerin. Sie sitzen am Schweriner See und am Ufer der Elde in Parchim. Die Motive: keine gestellten Inszenierungen für die Kamera, eher zufällige Begegnungen aus dem Lauf heraus. Mitten unter uns. So, als wollen sie sagen: Das Große Haus in Schwerin hat zwar zu. Das Theater ist aber trotzdem da! Oder wie Generalintendant Hans-Georg Wegner es formuliert: „Wir sind hier!“

Präsent sein, auch wenn das Große Haus wegen Bauarbeiten schließen muss. Diesem Anspruch gerecht zu werden, sei eine große Herausforderung gewesen. Den Theaterbetrieb während der Schließzeit auf viele kleine Standorte zu verteilen oder einzelne Formate vorübergehend einzustellen, sei nicht infrage gekommen, so Wegner. Die Erfahrung aus der Corona-Zeit habe gezeigt: Setzt man mit Theater aus, geht schnell eine potentielle Generation von Theatergängern verloren. „Deshalb hatten wir den unbedingten Wunsch, das Publikum zusammenzuhalten und auch während der Bauphase großes Theater anzubieten.“ 

Schneller Wechsel

Im Ergebnis steht nun im Schweriner Küchengarten ein großes Theaterzelt. Auch wenn der Intendant betont, dass sowohl die Bühne als auch die Anzahl der Sitzplätze ähnlich bemessen seien wie im Großen Haus: ganz ohne Auswirkungen auf die neue Spielzeit bleiben die temporären Veränderungen nicht.

Ein Beispiel: die Vielfalt paralleler Inszenierungen. Die Kapazität, Requisiten und Kostüme zu lagern, ist im Theaterzelt begrenzt. Deshalb können dort nur jeweils zwei Inszenierungen aus unterschiedlichen Sparten gespielt werden. Das geschehe über einen begrenzten Zeitraum von rund acht Wochen. Dann wechsele der Spielplan. „So können wir ein abwechslungsreiches Programm im Theaterzelt anbieten.“ Wer nichts verpassen will, dem empfiehlt Intendant Wegner das sogenannte Zelt-Abo. Dieses gewähre unter anderem etwa 25 Prozent Rabatt auf die Vorstellungspreise und könne auch übertragen werden. Der Vorverkauf für alle Premieren und Vorstellungen im Theaterzelt beginnt am 4. Juli. 

400 statt 700 Vorstellungen

Veränderungen werde es auch bei der Anzahl der Vorstellungen geben, machte Christian Schwandt deutlich: Sie sinken von bisher 700 auf ungefähr 400 Vorstellungen. Der kaufmännische Geschäftsführer des Theaters zeigte sich zwar optimistisch, dass im Gegenzug die Auslastung der einzelnen Vorstellungen steige. Nichtsdestotrotz rechnet er für die Saison 2025/2026 unterm Strich mit 500.000 Euro weniger Einnahmen. 

„Wirtschaftlich stehen alle Theater in Deutschland vor schwierigen Zeiten. Inflation und Personalkostenerhöhungen sind auch für das Mecklenburgische Staatstheater große Herausforderungen. Das Land hält sich an den Theaterpakt bis 2028, aber die Kostensteigerungen sind höher als die zugesagten 2,5 Prozent. Das alles wird das Haus in der kommenden Saison sehr beschäftigen und Emotionen auslösen, die intensiver sein können als in den vergangenen vier Jahren“, so Christian Schwandt. 

Die neue Spielzeit im Überblick

Acht Frauen und Männer stehen nebeneinander.
Das künstlerische Leitungsteam des Mecklenburgischen Staatstheaters: Rolf Petersen (Fritz-Reuter-Bühne), Anna Kausche (Orchester), Jonathan dos Santos (Ballett), Nina Steinhilber (Schauspiel), Emil Roijer und Judith Lebiez (Oper), Hans-Georg Wegner (Intendant) und Thomas Ott-Albrecht (Junges Staatstheater Parchim, v.l.n.r.)

Musiktheater

Eine Frau. Sie steht vor einem Mikrofon und singt. Ein Mann spielt Klavier.

Die kleine Meerjungfrau. Die Fledermaus. Die Krönung der Poppea. Sweeneys Todd. Hexenholz: Der rote Faden, den Operndirektorin Judith Lebiez und Emil Roijer, Geschäftsführender Operndirektor, durch die neue Spielzeit spannen, heißt: Verwandlung. „Die Stücke erzählen von dem Wunsch, aus dem Gewohnten auszubrechen. Sich neu zu erfinden, verborgene Seiten an sich und der Welt zu entdecken – und von der Angst, die Veränderung mit sich bringt.“ Wichtig für Opernfreunde: Anders als sonst, wird es in der neuen Spielzeit nur eine Oper geben. Und zwar in der M*Halle. Im Theaterzelt werden Sänger und Orchester zugunsten der Akustik verstärkt. Übertitel seien auch nicht möglich, sagt Judith Lebiez. Deshalb liege der Fokus dort auf Operette und Musical. Im kommenden Mai zieht es das Musiktheater mit einem Singspiel auf den Großen Dreesch. Auf dem Berliner Platz wollen die Theaterprofis zusammen mit Kindern und Jugendlichen das Märchen „Hänsel und Gretel“ neu erzählen. 

Der Premierenplan:

  • 28. September 2025, M*Halle: Die kleine Meerjungfrau. Ein musikalisches Märchen – das auch fürs Klassenzimmer gebucht werden kann.
  • 17. Oktober 2025, Theaterzelt: Die Fledermaus. Operette.
  • 12. Dezember 2025, M*Halle: Die Krönung der Poppea. Oper.
  • 20. Februar 2026, Theaterzelt: Sweeney Todd. Musical-Thriller.
  • 23. Mai 2026, Berliner Platz: Hexenholz. Singspiel.


Fritz-Reuter-Bühne

Ein Theaterraum. Er hat eine Bühne und viele rote Sitzreihen.

Die Fritz-Reuter-Bühne geht mit drei Premieren, zwei Wiederaufnahmen und einem unveränderten Ensemble in die neue Spielzeit. Den Anfang macht das Lustspiel „De verflixte Strump“ von Hans Balzer, das 1953 seine Uraufführung in Schwerin erlebte. Darauf folgt in niederdeutscher Erstaufführung „Rup un Rünner“ – eine Bergtour, die zum Selbstfindungstrip wird. In Premiere Nummer drei gerät eine Trauerfeier komplett aus dem Ruder: In „Kolle witte Mann“ wirft das Pastewka-Autorenduo Moritz Netenjakob und Dietmar Jacobs einen kritischen, aber durchaus humorvollen Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen unserer Zeit. Alle neuen Stücke haben zuerst in der Kulturmühle Parchim Premiere, danach in Schwerin. Das Konzertfoyer ist zwar geschlossen. Das alljährliche Weihnachtsprogramm gibt es trotzdem. Dazu weicht das Ensemble in den nahegelegenen Rittersaal hinter dem Finanzministerium aus, sagt Rolf Petersen, Direktor der Fritz-Reuter-Bühne. 

Der Premierenplan: 

  • 10. Oktober 2025, Kulturmühle Parchim: De verflixte Strump. Lustspiel. Premiere in Schwerin: 16. Oktober, M*Halle.
  • 30. November 2025, Rittersaal Schwerin: Wiehnachten steiht vör de Dör. Weihnachtsrevue.
  • 23. Januar 2026, Kulturmühle Parchim: Rup un Rünner. Komödie. Premiere in Schwerin: 28. Januar, M*Halle.
  • 27. März 2025, Kulturmühle Parchim: Kolle witte Mann. Komödie. Premiere in Schwerin: 1. April, M*Halle. 


Das Junge Staatstheater Parchim

Die Backsteinfassade reicht fünf Stockwerke hoch. Etwa 20 hohe Fenster prägen das Bild. Links steht in großen goldenen Buchstaben Museum an der Fassade, rechts Theater. In der Mitte, über dem Glaseingang, hängt die Aufschrift Kulturmühle.

Kinder und Jugendliche bei den Themen abzuholen, die sie bewegen – das ist der Anspruch von Thomas Ott-Albrecht. Der Intendant vom Jungen Staatstheater Parchim steht dabei vor einer besonderen Spielzeit: Seit 80 Jahren wird in Parchim Theater gespielt. Im Ergebnis aller Überlegungen, mit welcher Inszenierung sich das am besten feiern ließe, steht ein Volksliederabend. Am Ende der Spielzeit steht noch eine runde Zahl: Dann wird Parchim 800 Jahre alt. Das Theater feiert das mit einer Mehrgenerationen-Produktion. Dazwischen heißt es Bühne frei für fünf weitere Premieren sowie diverse Wiederaufnahmen. Spielstätte für alle Stücke ist die Kulturmühle Parchim. 

Der Premierenplan: 

  • 20. September: Es kann ja nicht immer so bleiben. Ein Volksliederabend.
  • 9. November: König Drosselbart. Märchen.
  • 23. November: Wird’s Südfrüchte geben? Adventsgeschichten 2025.
  • 15. Februar 2026: 20.000 Meilen unter dem Meer. Nach Motiven von Jules Verne.
  • 11. April 2026: Wutschweiger.
  • 30. Mai 2026: Das Festkomitee.
  • 13. Juni 2026: Woyzeck. 


Schauspiel

Eine Bühne. Auf der Bühne stehen Requisiten. Zum Beispiel große rote Buchstaben.

„Wofür kämpfst du?“ Diese Frage liegt wie eine Haube über dem Spielplan von Schauspieldirektorin Nina Steinhilber. Zehn Premieren wird es geben, darunter vier Uraufführungen. Darin begegnet das Publikum Helden und Antihelden und ihrem Ringen mit sich und der Wirklichkeit, die sie umgibt. Als Wunschstück hat sich das Ensemble in diesem Jahr den „Mord im Orientexpress“ gewünscht. Und bekommen. Nina Steinhilber spricht von einer Spielzeit voller Power – und Wehmut. Denn: Die neue Spielzeit ist zugleich auch die letzte für sie in Schwerin. Das Theater richtet seine Schauspielsparte neu aus und besetzt die Schauspielleitung ab 2026/2027 mit Joanna Lewicka. 

Der Premierenplan: 

  • 19. September, M*Halle: Portrait meiner Mutter mit Geistern. Uraufführung.
  • 26. September, Theaterzelt: Merlin oder Das wüste Land.
  • 9. Oktober, M*Halle: Nobody is Home. Uraufführung / Premiere in Parchim: 15. Oktober
  • 21. November, M*Halle: Mord im Orientexpress.
  • 29. November, Theaterzelt: Der Wunschpunsch.
  • 17. Januar 2026, Theaterzelt: Hamlet.
  • 24. Januar, 2026, M*Halle: Prima Facie.
  • 27. Februar 2026, M*Halle: Sterni und die Astronauten. Uraufführung. Ein Stück von Milan Peschel & Ensemble.
  • 28. Februar 2026, Theaterzelt: Im falschen Film.
  • 17. April, M*Halle: Kulturhaus, mon amour. Uraufführung. 


Mecklenburgische Staatskapelle

Auf einer Notenlinie verteilen sich verschiedene Noten.

„Im Aufbruch – neu und vertraut“, so umschreibt Orchesterdirektorin Anna Kausche die Spielzeit, vor der die Mecklenburgische Staatskapelle steht. Vertraut – das sind Formate wie die Sinfoniekonzerte, die Weihnachts- und Neujahrskonzerte, die 9. Sinfonie zum Jahresende. Konzerte für Familien und Schulen. Neu sei der Ort, an dem sie erklingen. Die Akustik im Theaterzelt sei jedoch besser als gedacht. Neu – das sind auch die Termine für die Sinfoniekonzerte: Sie rutschen vom Wochenanfang auf das Wochenende und finden jetzt freitags, samstags und sonntags statt. Neu – das ist auch der Ort für die Kammerkonzerte: Diese werden ab 2026 im Staatlichen Museum erklingen. Dass die Staatskapelle in der neuen Spielzeit keinen Generalmusikdirektor haben wird, beunruhigt Intendant Hans-Georg Wegner nicht. „Das ist keine Katastrophe.“ Man werde jetzt in Ruhe nach einem Nachfolger Mark Rohde suchen. Ein Prozess, der sich vermutlich über zwei Musikspielzeiten ziehen werde. 

Der Konzertplan (Auszug): 

  • 31. Oktober/1./2. November: 1 Sinfoniekonzert. Theaterzelt.
  • 30./31. Januar/1. Februar: 2. Sinfoniekonzert. Theaterzelt.
  • 6./7./8. März: 3. Sinfoniekonzert. Theaterzelt.
  • 10./11./12. April: 4. Sinfoniekonzert. Theaterzelt.
  • 13./14. Dezember: Weihnachtskonzert. Theaterzelt.
  • 29./30./31. Dezember: Beethoven IX. Theaterzelt.
  • 1./2. Januar 2026: Neujahrskonzert. Theaterzelt. 


Ballett

Eine Zeichnung. Sie zeigt drei Balletttänzerinnen.

Das Ballett Schwerin präsentiert drei Premieren und eine Wiederaufnahme. Zwei Ballettabende feiern in der M*Halle Premiere. Für die große Premiere im Theaterzelt holt Ballettdirektor Jonathan dos Santos die Legenden vom „Petermännchen“ auf die Bühne. Dafür hat Leon Gurvitch eine Neukomposition geschaffen, die live von der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin gespielt wird. Jonathan dos Santos' Motto für die Spielzeit: „Wir sind hier – und wir tanzen“. 

Der Premierenplan:

  • 30. Oktober, M*Halle: Once upon a time.
  • 16. Januar, M*Halle: Unbound – Bigonzetti, Foniadakis, Smith.
  • 27. März, Theaterzelt: Quid si sic.