Trauerfeier unterm Lichtbogen
Noch in hohem Alter gestaltete Günther Uecker vier große blaue Glasfenster für den Schweriner Dom. Das Ensemble taufte er „Lichtbogen”. Unter diesem Lichtbogen nahmen Freunde und Familie jetzt Abschied vom weltbekannten Künstler.
Mit dem Trauergottesdienst wurde die bis zuletzt enge Bindung des gebürtigen Mecklenburgers zum Land seiner Kindheit und Jugend gewürdigt. Mehr als 200 Menschen kamen am Samstag in den Dom. Der vor allem mit seinen reliefartigen Nagelbildern zu Weltruhm gelangte Künstler war am 10. Juni im Alter von 95 Jahren in seiner Wahlheimat Düsseldorf gestorben. Dort soll er auch seine letzte Ruhestätte finden.
An dem Trauergottesdienst in Schwerin nahmen neben den Familienangehörigen unter anderem auch Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Kulturministerin Bettina Martin teil. Günther Uecker habe Kraft und das Sensible miteinander verbinden können, sagte der ehemalige Dom-Pastor und langjährige Freund der Familie, Volker Mischok, der den Trauergottesdienst gestaltet hatte.
„Günther Uecker war ein Mensch, der die Kraft hatte, mit einem Nagel die Welt zu bewegen”, würdigte Manuela Schwesig das künstlerische Schaffen Ueckers. Er habe sich eingemischt, sei eingetreten gegen Krieg, Unterdrückung und Vergessen und habe Räume geschaffen für Dialog und Hoffnung. Im Jahr 2024 hatte Schwesig Uecker den Verdienstorden des Landes überreicht, eine von vielen Ehrungen, die dem Künstler zuteil wurden.
Schwesig ging auch auf die von Uecker gestalteten Fenster im Schweriner Dom ein. „Diese Fenster – geschaffen für einen Ort des Glaubens, der Einkehr, der Hoffnung – sind ein Vermächtnis. Sie verbinden Himmel und Erde, Licht und Schatten”, sagte sie. Die Fenster seien für das Land ein großes Geschenk und ein bleibendes Zeichen. „Wir danken Günther Uecker für sein Werk. Wir danken ihm für seine klare Haltung. Wir danken ihm für das Licht, das bleibt.”
Die Uecker-Fenster im Schweriner Dom
Mit einem Festgottesdienst im Schweriner Dom sind am 1. Dezember 2024 die letzten zwei von vier Kirchenfenstern nach Entwürfen Günther Ueckers liturgisch in Dienst gestellt worden. Die Domkirchengemeinde und ihr Förderkreis hatten 15 Jahre auf diesen Tag hingearbeitet.
Unser Beitrag vom 1. Dezember 2024 (Wiederholung)
Ueckers Entwürfe unter dem Titel „Lichtbogen“ wurden von den Glasstudios Derix in blaues Glas gewandelt. Die 130 Glasfelder auf ca. 62 Quadratmetern sind im Dom in den Fenstern des südlichen und nördlichen Querhauses angeordnet worden. Das Ensemble aus vier Fenstern ist vom Altar aus sichtbar.
„Die Fenster lichten das Querhaus, färben Wände und Pfeiler. Günther Uecker hat in das alte Gehäuse tief hineingelauscht“, sagte Volker Mischok, der ehemalige Schweriner Domprediger. „Der Dom gewinnt zwei blaue Kapellen. Seine Lichtbogen fügen sich zu Triumpfkreuz und Altar.“
„Günther Uecker hat uns mit seinen Fenstern ein wunderbares Geschenk gemacht. Danke für Ihre Idee. Danke für die Kunstwerke”, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig an den berühmten Künstler gewandt. „Und danke für die Zeit, die Sie sich genommen haben. Im Dom, wo Sie sich eingelassen haben auf die Geschichte und die Atmosphäre dieses Bauwerks: bei den Entwürfen, bei der Zusammenarbeit mit der Gemeinde und auch bei der Fertigstellung. Danke auch, dass Sie heute nach Schwerin gekommen sind. Wir freuen uns sehr!“
Günther Uecker wurde vor 94 Jahren im mecklenburgischen Wendorf geboren. Er wuchs auf der Halbinsel Wüstrow bei Rerik auf, ehe er 1953 nach Westberlin ging und sich später in Düsseldorf niederließ. Der weltweit tätige Künstler hatte 2009 im Schweriner Dom seine Ausstellung „Dialog“ gezeigt. Mit den Friedensbotschaften aus dem Alten Testament und dem Koran und vielen weiteren Kunstprojekten, unter anderem der Gestaltung des Andachtsraumes des Deutschen Bundestages im Berliner Reichstagsgebäude und den Kirchenglocken im Ostseebad Rerik, ist er zum Mittler zwischen den Kulturen und Religionen geworden. Günther Uecker ist mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern geehrt worden. Der Orden wurde ihm am Sonntag von Manuela Schwesig überreicht.
Finanzieren konnten Kirchengemeinde und der Förderkreis des Schweriner Domes e.V. die vier Uecker-Fenster mit dem Titel „Lichtbogen“ durch die Förderung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, durch Mittel der Kulturprojektförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, eine gemeinsame Zuwendung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, durch Mittel des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises, der Sammlung Lenz Schoenberg sowie Spenden von Schweriner Bürger/innen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth zeigte sich erfreut vom Ergebnis: „Der Schweriner Dom gehört zu den herausragendsten baulichen Zeugnissen der norddeutschen Backsteingotik. Die von Günther Uecker gestalteten modernen Kirchenfenster lassen den historischen, farbigen Raumeindruck dieses bedeutenden Denkmals wieder aufleben. Ich bin überzeugt, dass die leuchtenden Gläser viele Besucherinnen und Besucher des Doms in ihren Bann ziehen werden.”
Der Schweriner Dom sei schon lange ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt und gehöre zum Residenzensemble, das die Unesco in diesem Jahr als Weltkulturerbe anerkannt hat, betonte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. „Die Fenster passen zu unserem Unesco-Weltkulturerbe. Sie passen zu Schwerin. Das ist wirklich gelungen! Und ich freue mich ganz besonders, dass wir nach den großartigen Fenstern von Olafur Eliasson für den Greifswalder Dom, die von den Farben Caspar David Friedrichs angeregt sind, nun auch in Schwerin Kirchenfenster haben, die Alt und Neu so schön verbinden."
Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, sagte am Sonntag: „Das wunderbare Licht, das durch die Uecker-Fenster in den Schweriner Dom fällt, erinnert wie das Licht aller Kirchenfenster an Christus, der von sich sagt: ,Ich bin das Licht der Welt.’ Christus ist das Licht, das beständig da ist und noch in tiefster Finsternis Hoffnung schenkt. Die Uecker-Fenster im Schweriner Dom laden zur Erfahrung dieses Lichtes ein.“
„Wir freuen uns, dass es gelungen Ist, dem Werk Gunter Ueckers in seiner Heimat an diesem besonderen Ort einen festen Platz zu geben“, so Landrat Stefan Sternberg, Vorsitzender des Landeskuratoriums der Ostdeutschen Sparkassenstiftung in Mecklenburg-Vorpommern.
Günter Uecker sei auf vielfältige Weise mit der Stadt Schwerin verbunden, sagte Manuela Schwesig. „Wir haben das Glück, eine größere Anzahl der Werke von Günter Uecker im Bestand unseres Staatlichen Museums zu haben. Jetzt gibt es im Dom ein weiteres Werk dieses vielseitigen Künstlers zu sehen.“