Außenansicht von Schloss Bothmer. Eine Zeichnung.
Johann Friedrich Künnecke, Schloss Bothmer, Grafit und Feder in Schwarz, laviert
16.04.2018

Schatz entdeckt

An roten und grünen Wänden hängen Gemälde. Im Raum steht eine rote Vitrine. Im Raum befinden sich viele Menschen.
Blick in die Ausstellung
Eine Frau betrachtet Zeichnungen an einer gelben Wand.
Für das Schloss Ludwigslust entwarf Jean Laurent Le Geay ein Gartendenkmal in Pyramidenform. Gebaut wurde es nicht.
Im Raum steht ein Tisch mit einer Karte von Europa. An den blauen Wänden hängen angeleuchtete Gemälde.
Reise durch Europa
Eine Frau steht vor einer Zeichnung und spricht. Ihre Hand berührt den Rahmen.
Sigrid Puntigam, Projektleiterin und Entdeckerin des Planschatzes

Manchmal sind es kleine Zufälle, die am Ende Großes hervorbringen. Die „Stars“ der neuen Ausstellung in Schwerin sind keine Künstler, die ihre Gedanken in bunte Farbtöpfe tauchten. Ihre „Werke“ sind filigrane Zeichnungen und Pläne, wie sie auch in Architekturbüros hängen könnten.

Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen. Wie recht Friedrich Dürrenmatt hat, weiß Sigrid Puntigam gut. Vor acht Jahren recherchiert die Kunsthistorikerin zum Schloss Ludwigslust. Sie durchforstet Archive, sucht nach Plänen und Bauzeichnungen, liest unzählige Dokumente. Es ist eine mühsame Arbeit. Auch, weil das Landesarchiv im 19. Jahrhundert gebrannt hatte. Im heutigen Landeshauptarchiv fällt ihr das „Portefeuille I“ in die Hände. Ein Wort, notiert auf der Rückseite eines alten Papiers. Sie erinnerte sich daran, dass in Hessen Pläne aus der Schlossbibliothek so gekennzeichnet waren, und fragt sich: Was geschah mit der Büchersammlung aus dem Schloss Ludwigslust? Historisch gesehen führt das nächste Puzzleteil in die Großherzogliche Regierungsbibliothek, aus der später die Landesbibliothek hervorgeht. Und tatsächlich, hier, auf dem Deckel einer Kiste, findet sie das „ Portefeuille I“ wieder. Als sie ihn hebt, blickt sie auf unzählige Zeichnungen, Druckgrafiken, Kupferstiche zur Architektur des Landes und zu europäischen Bauprojekten. Am Ende sind es mehr als 550 bislang unerforschte Architekturpläne aus der herzoglichen Plankammer. Sigrid Puntigam erkennt die Bedeutung dieses „Schatzes“ sofort. Ihn wissenschaftlich zu erforschen, dauerte mehrere Jahre. Ein Teil davon gibt jetzt im Staatlichen Museum Schwerin den Blick frei auf das herrschaftliche Planen und Bauen im 18. Jahrhundert in Mecklenburg. Auf Grundrisse zu Schlössern, Palais, Lusthäusern und Denkmälern. Auf Details wie Wanddekorationen, Stuckdecken und Kamine. Auf Gartenpläne und manch Luftschloss. Und darauf, wie europäisch vernetzt, inspiriert und Ideen offen die Architektur in Mecklenburg damals war. „Es war nicht nur kulturell und künstlerisch, sondern auch architektonisch Bestandteil eines europäischen Raumes, der von Kopenhagen im Norden bis nach Rom im Süden, von St. Petersburg im Osten bis nach Paris im Westen reichte“, so eine Museumssprecherin. Spuren, die bis heute in Residenzen, Schlössern und Herrensitzen sichtbar sind.