Kinder, zeigt her eure Kunst!
Die Lampen im Foyer der alten Schweriner Hauptpost haben schwer zu tragen. Die Phantasie sieht zwei rote Meteoriten. Drei Schritte mehr Abstand, und sie könnten auch eine Art Weltkugel mit Schornsteinen sein. Neben ihnen im Anmarsch: unbekannte Flugobjekte. „Das haben wir gemacht!“ Mika und Johann stellen sich stolz unter ihr Kunstwerk und erklären lässig, was sie hier im Raum schweben lassen: „Formen, die nichts sein sollen.“ Und ursprünglich einmal Müll waren.
Ein Schulhalbjahr lang haben sie gesammelt, was nicht mehr gebraucht wurde: Verpackungen für Schuhe, Pizzen, Tee, Schokolade, Milch, Spielzeug. Und sich gefragt: Was macht der Müll mit mir? Mit unserer Umwelt? Und was mache ich mit ihm? Antworten darauf suchten sie donnerstags, nach dem Unterricht, im Werkraum. Mika, Johann, Juri, Luci, Georg und alle anderen der Schülergruppe „Junge Kunstforscher“.
Die Schweriner Montessori-Schule ist eine von 40 Schulen, die sich in diesem Schuljahr an der Aktion „Künstler für Schüler“ beteiligt haben. Einem landesweiten Projekt, bei dem das Kulturwerk des Künstlerbundes Künstler und Schulen zusammenbringt, um gemeinsam auf Entdeckungsreise durch die Welt der Bildenden Kunst zu gehen.
An der Montessori-Schule machten sich die Kinder mit Kairi Uibo-Müggenburg auf den Weg. Sie sortierten und ordneten, arrangierten und bearbeiteten, was der Alltag an Verpackungen hergab. Das Ergebnis: eine „Metamorphose aus dem Mülleimer“.
Die Idee, Kindern und Jugendlichen Einblicke in Ateliers und Werkstätten zu geben und sie dadurch anzuregen, sich kreativ mit gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen, entstand im Jahr 2000. Als Reaktion auf gewaltbereite Tendenzen an Schulen. Inzwischen sind die Workshops eine feste Größe in der Schullandschaft. Künstler, die sich hier einbringen, sind aus Leidenschaft dabei. Finanziell gesehen lohnt sich der Aufwand für sie kaum.
„Künstler für Schüler holt Kunst nicht nur direkt in die Schule, sondern vor allem in die Herzen der Kinder und Jugendlichen“, lobte Bildungs- und Kulturministerin Bettina Martin das Projekt. „Es geht nicht nur darum, etwas über Kunst zu lernen, sondern Kunst gemeinsam entstehen zu lassen und gemeinsam zu erleben.“
Gemeinsam – so ging die 20. Entdeckungsreise jetzt auch zu Ende. Bei einer großen Abschlussveranstaltung in Schwerin. Mit einem bunten Querschnitt der Arbeiten. Die „Metamorphose aus dem Mülleimer“ wird nun einen Platz im Foyer der Montessori-Schule finden. Auch wenn Georg sie am liebsten mit in sein Kinderzimmer nehmen würde.