Fotografie trifft Zeitgeschichte in Zingst

Zwei Ausstellungen in Zingst machen gesellschaftliche Prozesse sichtbar: Xiomara Bender „Warten auf den Regenbogen” und Manfred Scharnberg „Von heute auf morgen”. Die Einblicke reichen von Nordkorea bis MV.
Das Ostseeheilbad Zingst verwandelt sich in ein Zentrum der Fotografie. Zwei neue Ausstellungen erweitern das bestehende Programm aus Fotoworkshops, Exkursionen und Open-Air-Galerien. Gezeigt werden Werke von Xiomara Bender und Manfred Scharnberg, deren fotografische Ansätze kaum unterschiedlicher sein könnten und sich dennoch ergänzen.
Die Ausstellungen sind Teil eines größeren Programms rund um den „Fotoherbst“ in Zingst. Insgesamt zwölf Ausstellungen werden gezeigt. Der Veranstaltungsort Zingst hat sich in den letzten Jahren als feste Größe im fotografischen Jahreskalender etabliert.
Nordkorea durch die Linse von Xiomara Bender
Die Berliner Fotografin Xiomara Bender hat über ein Jahrzehnt hinweg mit ihrer Kamera Nordkorea bereist. Ein Land, das sich der westlichen Welt weitgehend verschließt. Entstanden ist daraus die Ausstellung „Warten auf den Regenbogen“ im Max Hünten Haus Zingst. ZU sehen bis 31. Januar.
Benders Bilder erzählen von einem Nordkorea jenseits politischer Klischees. Ohne offizielle Dramaturgie oder staatlich gelenkte Routen entwickelt sich eine dokumentarische Erzählung über das Alltägliche: Tanztrainings, Blicke aus Fenstern, Porträts in Momenten der Stille. Die Ausstellung setzt bewusst auf Zwischentöne – und fragt, wie kollektives Glück inszeniert wird und welche persönlichen Geschichten sich hinter der Fassade verbergen.

Wandel und Wiederholung im Blick von Manfred Scharnberg
In der zweiten Ausstellung „Von heute auf morgen“ richtet Fotograf Manfred Scharnberg seinen Blick auf den gesellschaftlichen Wandel in Mecklenburg-Vorpommern seit der Wende. Im Mittelpunkt stehen Orte wie Rostock, Barth und Anklam – symbolisch für Umbrüche, aber auch für Kontinuität. Die Ausstellung ist in der Leica Galerie Zingst bis Ende Januar zu sehen.
Die Bildserie reicht zurück bis in die frühen 1990er Jahre. Sie dokumentiert, wie sich das Alltagsleben in Ostdeutschland verändert hat: zwischen Anpassung und Identitätsfindung, zwischen Umbruch und Beharrung. Die Ausstellung versteht sich als fotografischer Zeitkommentar. Sie fragt nicht abstrakt, sondern konkret: Wie lebt es sich im strukturellen Wandel? Welche Bilder entstehen, wenn Politik auf Lebensrealitäten trifft?