21.11.2025

„Fluide Grenze“ – Ausstellung in Rostock

Porträt einer Künstlerin. Sie sitzt auf einem Stuhl.
Marie Jeschke

Kunst in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock: Zu sehen ist die Ausstellung „Fluide Grenze“ von Marie Jeschke. Thema: Flucht über die Ostsee.


Hintergrund

Der Mauerfall hat sich in diesem Jahr zum 36. Mal gejährt. Für viele Menschen, die aus der DDR fliehen wollten, kam dieser Tag zu spät – Menschen haben Verfolgung und Haft erfahren, viele Flüchtlinge haben ihr Leben gelassen. Für die Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock stehen diese Menschen immer wieder im Mittelpunkt – zur Erinnerung und Auseinandersetzung in diesem Jahr mit einer künstlerischen Einzelausstellung. In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein zu Rostock e.V. eröffnet die DuG Rostock am Mittwoch, den 26. November, ab 18 Uhr die Ausstellung „Fluide Grenze“.

Über die Künstlerin

Marie Jeschke, geboren 1982 in Rostock, ist eine international anerkannte Künstlerin, die in Berlin lebt. Ihre künstlerische Praxis vereint Malerei und Performance zu interdisziplinären Werken. Seit Sommer 2024 beschäftigt sich die Künstlerin, deren eigene Familiengeschichte in enger Verbindung mit dem Thema Flucht steht, intensiv mit Orten, an denen DDR-Fluchtversuche über die Ostsee oder Grenzflüsse stattgefunden haben. Dort geht sie mit Leinwand und Pflanzenfarbe direkt ins Wasser. Durch den performativen Akt des Schwimmens unter Wasser nutzt die Künstlerin die Bewegungen ihres eigenen Körpers, um kraftvolle, aus der Tiefe des Unsichtbaren entstandene Kunstwerke zu schaffen, die ein intensives und multisensorisches Engagement mit den sie umgebenden Gewässern fordern.

Unkonventioneller Blick auf historisches Trauma

Die Ausstellung „Fluide Grenze“ zum Themenkomplex Flucht über die Ostsee wirft einen unkonventionellen Blick auf das historische Trauma. „Fluide Grenze“ zeigt ortsspezifische Videos, Malerei und Installationen. Um eine distanzierte Betrachtung zu vermeiden, werden die Werke durch die Künstlerin bewusst außerhalb eines klassischen „White Cube“ inszeniert. Die Installationen sind direkt in die historischen Räumlichkeiten der DuG Rostock, einschließlich des sonst nur per Führung zugänglichen ehemaligen Freihofs und Küchentrakts, integriert und treten in einen unmittelbaren Dialog mit der historischen Erinnerungsarbeit des Ortes. Dort, wo unter anderem Menschen inhaftiert wurden, die versucht hatten über die Ostsee aus der DDR zu entkommen, interveniert Jeschke künstlerisch und setzt gleichzeitig ein Denkmal.

Bis zum 30. April 2026 wird „Fluide Grenze“ in der DuG Rostock zu sehen sein.


Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock

Grüner Weg 5

18055 Rostock

Tel.: 0385 / 588 18983


Kompakt

Marie Jeschke – Fluide Grenze
26. November 2025 bis 30. April 2026

Eröffnung der Ausstellung
Mittwoch, 26. November 2025 um 18 Uhr

Begrüßung: Dr. Steffi Brüning, Leiterin der DuG Rostock

Einführung: Susanne Burmester, Kuratorin der Ausstellung

Rundgang durch die Ausstellung mit der Künstlerin, der Kuratorin und der Gastgeberin

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10 bis 15 Uhr

Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit in Rostock | Grüner Weg 5 | 18055 Rostock


Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock

Die Untersuchungshaft des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Bezirk Rostock wurde Ende der 1950er Jahre errichtet. Nicht einsehbar für Außenstehende, befand sie sich auf dem Gelände der Bezirksverwaltung des MfS. Von 1960 bis 1989 inhaftierte die Staatssicherheit dort rund 4.900 Frauen und Männer, Jugendliche ab einem Alter von 15 Jahren aus überwiegend politischen Gründen. Dazu gehörten zum Beispiel die Straftatbestände „staatsfeindliche Hetze“, „staatsfeindliche Verbindungsaufnahme“ und in zunehmendem Maße „versuchte Republikflucht“. Ab den 1970er Jahren waren die Mehrheit der Inhaftierten Menschen, die versucht hatten, über Land und See aus der DDR zu fliehen. Für viele Betroffene war dies die erste Erfahrung von Haft – nach durchschnittlich vier bis sechs Monaten Untersuchungshaft unter ständiger Isolation erfolgten Verurteilungen. Danach wurden die meisten Personen in andere Gefängnisse der DDR gebracht – unter anderem nach Bützow, Bautzen, Cottbus, Hoheneck. Ein Teil der Inhaftierten verblieb nach der Verurteilung vor Ort – als Strafgefangene mussten Frauen in Küche, Wäscherei und Näherei des Gefängnisses arbeiten, Männer wurden als Handwerker eingesetzt.

Die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit in Rostock befindet sich seit 2021 in Trägerschaft der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern. Die Erinnerungs- und Bildungsarbeit am historischen Ort zeichnet sich durch Kooperationen mit vielfältigen Partner/innen unter anderem aus Kultur und Kunst aus.

www.lpb-mv.de/projekte/dug-rostock

Kunstverein zu Rostock

Der Kunstverein zu Rostock mit seinen etwa 100 Mitgliedern betreibt die Galerie Amberg 13 und präsentiert an diesem Ort jährlich 8-10 Ausstellungen mit zeitgenössischen Positionen der Bildenden Kunst. Damit siet sich der Verein seit der Neugründung im Jahre 1992 durchaus bewusst in der Tradition des bereits 1840 gegründeten Kunstvereins, der zu den ältesten und traditionsreichsten seiner Art in Deutschland gehört. Zur Tradition des Vereins gehört eine Vielfalt der präsentierten künstlerischen Positionen, die den lebendigen Austausch zwischen Künstlern und Kunstinteressierten über mehrere Generationen befördert.

www.kunstverein-rostock.de