Ein Ausstellungsraum. An den Wänden hängen weiße Tücher. Im Raum stehen ein XXL-Tisch und ein Sockel. Frauen und Männer gehen durch den Raum.
Im Obergeschoss des Anbaus ist viel Raum für moderne Kunst entstanden. Im Moment haben hier Arbeiten von Günther Uecker Platz.
30.06.2016

Schwerin hat mehr Raum für Kunst

Ein Mann steht in der Ausstellung und spricht. Um ihn herum hängen Preisschilder von der Decke.
Dr. Gerhard Graulich, Kurator und stellvertretender Museumsdirektor, freut sich, dass die Moderne mehr Platz bekommen hat.

„Endlich!“ Wenn Gerhard Graulich über neue Ausstellungen spricht, fallen ihm normalerweise viele Worte ein. Diesmal reicht jedoch, zumindest zunächst, ein kleines, um das große Ganze zusammenzufassen. „Endlich!“

Gerhard Graulich ist Kurator. Kurator der Moderne am Staatlichen Museum in Schwerin. Wenn er „seine“ Werke sehen wollte, musste er dafür meistens ins Depot gehen. Seit Juli haben die Neuen Meister einen neuen Platz. Mitten im Museum. Da, wo nicht nur Graulich sie sehen kann. Der Anbau hat die Ausstellungsfläche um rund 800 Quadratmeter vergrößert. Das macht fast fünf Volleyballfelder mehr für Kunst. Vor allem für Kunst aus dem eigenen Bestand. Marcel Duchamp. Lovis Corinth. Lyonel Feininger. Name June Paik. Bernhard Heisig. Sigmar Polke. Zum Beispiel. Und natürlich Günther Uecker. Wer den Weg in den neuen Teil des Museums sucht, muss zunächst an Krise und Umbruch, Farbe und Landschaft, ein bisschen Erotik und der Poesie des Alltags vorbei. Zwei schwere Türen noch, dazwischen eine Brücke aus Glas. Dann zeigt der Anbau seinen ganzen Raum. In der Mitte, auf dem Boden, dreht Ueckers Sandspirale lautlos ihre Runden. An der Wand hängen weiß-beige Tücher, so groß wie Leinwände. Ueckers Wustrower Tücher. Die Serie hat er extra für Schwerin gefertigt. Und erinnert an seine Erlebnisse in den Kriegs- und Nachkriegsjahren auf Wustrow. Als sowjetische Soldaten ihn zwangen, die Leichen, die der Untergang der Cap Arkona an den Strand gespült hatte, zu verscharren. Seit 2010 legt Uecker an diesen Stellen immer wieder Tücher auf, um Bilder zu schaffen. Eine Treppe tiefer haben jetzt Neue Medien Platz. Installationen. Videos. Objekte. Der Anbau, ein modernes Rechteck aus viel Glas und noch mehr Wand, versteckt sich mit seinen zwei Stockwerken bewusst zwischen dem alten Museumsgemäuer und Stadtvillen. Damit er den Welterbe-Antrag nicht in Gefahr bringt. Gut acht Millionen Euro hat der Anbau gekostet. „Die EU trug den Löwenanteil“, sagt Museumsdirekter Dirk Blübaum. Der betrug 90 Prozent. Die restliche Summe gibt das Land. Knapp zwei Jahre wurde gebaut. Und am Freitag, 1. Juli, wird gefeiert. 

(Stand: Juli 2016)

Auf einem Sockel steht eine erotische Skulptur in Gold. Von der Decke hängen Preisschilder für Cola und Bananen.
Im Altbauflügel geht die Erotik in Duchamps Arbeiten nahtlos in die "Poesie des Alltags" über.
Unter einem Stuhl ragen Nägel aus der Sitzfläche. Im Hintergrund stehen Menschen.
Die obere Etage im Anbau ist Werken von Günther Uecker gewidmet. Werken mit und ohne Nägeln.
Auf dem Boden liegt ein Kreis aus Fäden und Sand.
Die "Sandspirale" (1970) und die "Wustrower Tücher" bilden im Obergeschoss des Anbaus den Mittelpunkt der temporären Ausstellung zu Günther Uecker.
Nahaufnahme vieler Nägel, die in einem weißen Hintergrund stecken.
Ueckers Nagelbild "Weißes Feld" (1979), hier ein Ausschnitt, ist eine Schenkung eines Bonner Geschäftsmannes an das Schweriner Museum.
Der Anbau von außen.
Viel Glas und klare Formen: ein moderner Anbau für moderne Kunst.
Eine gläserne Brücke verbindet den historischen Teil des Museums mit dem Anbau.
Eine gläserne Brücke verbindet den Neubau mit dem 1882 eröffneten Altbau.
Nahaufnahme vieler Sektverschlüsse, die neben- und untereinander angeordneten sind.
Jan Henderikses "Traum" - eine Installation aus Sektverschlüssen
In einem Holzbrett stecken schmale, breite und ovale Schleifaufsätze in verschiedenen Farben.
Schleifaufsätze als Schachfiguren: "Grinder Chess" ist Kunst von Takako Saito.
Auf einem Holzbrett steht ein Schuh. Im vorderen Teil des Schuhs stecken Nägel.
Auch hier stecken sie drin: Die Nägel in seinen Arbeiten haben Günther Uecker international bekannt gemacht.
Eine Büste. Im Hintergrund hängen Bilder an der Wand.
Guck guck: Bei den Neuen Meistern gibt es jede Menge Neues zu sehen.
Drei Ausgussstopfen stehen nebeneinander in einer Vitrine.
Marcel Duchamps "Ausgussstopfen" (1964)
In einem schwarzen Kasten läuft ein Video.
Im Untergeschoss des neuen Anbaus haben neue Medien ihren Platz gefunden. Darunter: die Video-Installation "Uto-Pia" von Gediminas&Nomeda Urbonas (Litauen).