Bei Bernhard Schrock und Bianka Marshall

Zwei Handschriften, ein Atelier: Im Haus seines Großvaters teilen sich Bernhard Schrock und Bianka Marshall einen Kunstraum und eine stille, künstlerische Verbindung. MV kaufte ihre Werke für die Landeskunstsammlung.
Seit den 1980er-Jahren lebt der Künstler Bernhard Schrock im Haus seiner Großeltern. Bianka Marshall kam irgendwann dazu. Gemeinsam haben sie sich dort ein Atelier eingerichtet. Ein Ort, der nicht nur Arbeitsraum, sondern auch Rückzugsort ist. Ein kreatives Duo, das sich durch sehr unterschiedliche, aber sich ergänzende künstlerische Handschriften auszeichnet.
Kunst als Prozess, nicht als Produkt
Bernhard Schrock stellt seine Werke zur Seite, holt sie später wieder hervor. Manchmal verwirft er sie, manchmal überarbeitet er sie erneut. Er sagt: „Ich muss mich auch zu dem Zustand bekennen. Sonst übermale ich es wieder.“ Seine Arbeiten entstehen in Phasen – tastend, suchend. Schnipsel liegen oft am Boden. Jedes Werk bleibt ein offenes Experiment. Schrock betont: „Ich weiß nicht, wo ich ankomme.“
Gedichte sind für ihn Auslöser: ein Vers, ein Bild, eine Idee. Die Grenzen zwischen Malerei, Text und Gefühl verschwimmen. Für Bianka Marshall ist das typisch für seine Arbeitsweise. Sie nennt ihn einen „Grenzgänger zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion“. Seine Methode: Werke auswaschen unter der Dusche, Schichten entfernen, neu beginnen.
„Ritsch Ratsch“ – Arbeiten mit Papier und Widerstand
Bianka Marshall arbeitet ganz anders. Sie beginnt mit Struktur. Papier, Pappe, Acrylfarbe und Stifte bilden die Grundlage. Ihre Werke entstehen in Schichten: aufbauen, zerstören, wieder aufbauen. Sie sagt: „Im besten Fall weiß ich nicht, dass ich es gemacht habe.“ Für sie zählt der intuitive Moment, der Widerstand des Materials, der Bruch.
Marshall arbeitet konzentriert. Nie an mehr als zwei Arbeiten gleichzeitig. Natur inspiriert sie, Stille braucht sie. Morgens beginnt sie, wenn das Licht weich ist. Bernhard Schrock dagegen arbeitet abends – in anderen Rhythmen, mit anderer Energie.
Zwei Handschriften, ein gemeinsamer Raum
Seit über zehn Jahren teilen sich Marshall und Schrock ihr Atelier. Ihre Werke wirken unterschiedlich – doch ein gemeinsames Thema verbindet sie: die Suche nach Form, ohne Plan. Beide bewegen sich zwischen Ordnung und Zufall, Struktur und Auflösung. Sie sagt über ihn: „Er findet sich mit Farbe.“ Er sagt über sie: „Biankas Kunst ist lyrisch wie ein Gedicht.“
Beide haben ihre Handschrift gefunden – über Jahre, im Austausch, im Rückzug. Das gemeinsame Arbeiten zeigt sich nicht in gleichen Bildern, sondern im Respekt vor dem anderen Prozess.







