Kolja Hohbergs digitale Kunst
Modulare Systeme, künstliche Intelligenz und verpixelte Ästhetik – Kolja Hohberg definiert die Grenzen zwischen Malerei und digitaler Kunst neu. Dabei blickt er in seine Familiengeschichte. Seine Kunst gehört nun zum Landeskunstbesitz.
Die Luft trägt einen Hauch von Bit und Byte, eine verpixelte Aura, die von den 3D-Druckern und Gameboy-Platinen herrührt. Kolja Hohberg, gerade mit dem Studium fertig, blickt auf eine Entwicklung zurück, die ihn stetig tiefer in die eigene Formensprache geführt hat. Bereits bei einem seiner ersten Projekte „Keramik Skulpturale" arbeitet er mit Künstlicher Intelligenz als Spaaringspartner. Ein Mann aus Ton zwängt sich in verschiedene viel zu kleinen Räume.
Das Spiel mit dem System
Dann kam die Systematik dazu. Seine Staatsexamenausstellung war geprägt von modularen Stecksystemen für modulare Arbeiten – ein Ansatz, der sein Faible für das Bauhaus erkennen ließ. Hohberg nutzte Holz und 3D-Druckobjekte. Sie macht sein Kunst zugänglich und regt den Spieltrieb der Betrachtenden an, die die Werke selbst zusammenstecken sollten. Es war die Intention, eine Form zu durchdringen, die in ihrer Offenheit und Zugänglichkeit lag.
Der Ruf des Digitalen
Doch Kolja Hoberg merkte, dass er sich weiterbewegen musste. „Jetzt arbeite ich mehr digital“, sagt er. Diese Phase manifestierte sich unter anderem in seiner Einreichung zum Caspar-David-Friedrich-Jubiläum. Er reichte ein Gameboy-Spiel ein, in dem ein Mann einen Mond betrachtet. Das Werk arbeitet mit einem Monolog über Friedrichs Werk untermalt von komplexen Gameboysounds. Sie löste Nostalgie aus und überschritt die Grenzen zur Malerei.
Seine Werke entwickelten sich immer mehr zu Erzählungen. Etwa „hiking up the drive“, ein narratives „Reisetagebuch“ aus Litauen. Doch trotz der spannenden formalen Schritte blieb eine Leerstelle. Kolja Hohberg reflektiert: „Der Schritt zu mir selbst fehlte aber noch.“
Die Konsequenz der Herkunft
Die entscheidende Wende fand während seines Gastsemesters an einer Kölner Kunstschule statt. Er lebte im Zimmer seines 2023 verstorbenen Großvaters, der Germanistikprofessor an der Universität Bonn war. Persönlichen Gegenstände aus dessen Arbeitszimmer wurden für Kolja Hohberg zum intimsten Material seines Schaffens. Er scannte sie in 3D-Modelle um und schuf damit eine tief verwurzelte, „immer persönlichere“ Verbindung.
Die verpixelte Optik und die komplexe Ästhetik des Gameboy-Sounds blieben, wurden allerdings nun durch die Intimität der 3D-gescannten Erbstücke gefiltert. Die Summe seiner Erfahrungen mündet in seiner neuesten Arbeit: Eine eigene Adaption eines Gameboys mit nur einem Knopf macht das Erlebnis Kunst für das Publikum noch zugänglicher.
Kolja Hohbergs Reise hat ihn von der modularen Systematik des Bauhauses durch die digitale Nostalgie in die verpixelte Intimität seiner Familiengeschichte geführt.

Atelierbesuche von 2017 bis heute
Die Kunstsammlung des Landes wächst stetig. Seit 1994 kauft MV Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern des Landes für die Nachwelt auf. Eine Kommission aus Experten aller Genres wählt Kunstschaffende aus und besucht sie in ihren Ateliers. Überblick über die Kunstschaffenden...


