16.02.2021

Klosterbuch für Pommern entsteht

Rundes Schmuckornament im Blumendesign an einer Backsteinwand.
Ehemalige Zisterzienserabtei Kolbatz/Kołbacz, Maßwerkrose an der Westfassade
Eine Kirche von innen. Links und rechts stehen Holzbankreihen. Am Ende des Raums befindet sich der Altar.
Ehemalige Zisterzienserinnenabtei Marienfließ/Marianowo, Langhaus der Klosterkirche
Nahaufnahme eines Siegels.
Siegel des Prämonstratenserstifts Belbuck/Białoboki
Ein vergilbtes Blatt Papier. Darauf steht Text in alter Schreibschrift. An der Unterkante des Papiers hängen zwei rötliche Siegel.
Urkunde von 1274, Franziskanerkloster St. Johannis in Stralsund

In einem neuen Klosterregister und Klosterbuch für Pommern sollen u.a. Klöster und Stifte nachgezeichnet und wissenschaftlich aufbereitet werden. Hierzu wird neben der Dienst- und Arbeitsstelle in Kiel eine neue Arbeitsstelle in Greifswald eingerichtet. Hier unsere Fragen und Antworten zum Projekt.

Was wird im Klosterbuch verzeichnet sein?

Das Klosterbuch soll als reich bebildertes, zweibändiges Handbuch erstmals einen umfassenden Überblick u.a. zu allen Klöstern, Stiften, Konventen der historischen Landschaft Pommern geben. Der Betrachtungszeitraum reicht von deren Anfängen im 11. Jahrhundert bis zu ihrer Aufhebung im Zuge der Reformation.

Was soll das Klosterbuch dokumentieren?

Die historische Landschaft Pommern wurde durch eine Vielzahl an kulturhistorischen Einflüssen aus den Nachbarländern rund um die Ostsee geprägt. So besaßen die Zisterzienser in Pommern enge Verbindungen zu ihren Mutterklöstern in Dänemark. Die hiesigen Bettelorden standen in einem intensiven Austausch zu weiteren Häusern im Hanseraum. Darüber hinaus pflegten sie aber auch den Kontakt zu den Ordensstudienhäusern in Paris und Bologna. Alles Beispiele für die europäische Dimension der historischen Landschaft Pommern.

Wer erstellt das Buch?

Die Projektinhalte werden von der Arbeitsgruppe an der Forschungsstelle „Geschichte und kulturelles Erbe der Klöster und Stifte im Ostseeraum bis zur Reformation“ an der Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erarbeitet. Die Arbeitsgruppe besteht zurzeit aus drei Mitarbeit/innen, zwei Historikern und einer Bau- und Kunsthistorikerin.

Wo findet die Projektarbeit statt?

Die Dienst- und Arbeitsstelle in Kiel ist Sitz der Projektkoordination und -leitung. Hier erfolgen zudem Recherche- und Forschungstätigkeiten, die redaktionellen Arbeiten am Klosterregister und dem Klosterbuch und die Erstellung der Webseite. Die Arbeitsstelle in Greifswald ist der zentrale Ort für die Recherche- und Forschungstätigkeiten im Fachbereich Geschichte und Datenverwaltung zum Archivbestand. Von hier aus werden die Fotoexkursionen geplant und durchgeführt.

Wer ist beteiligt?

Als Kooperationspartner stehen dem Projekt die Historische Kommission für Pommern, das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, die Universität Greifswald, die Universität Stettin/Uniwersytet Szczeciński, das Pommersche Landesmuseum Greifswald, das Nationalmuseum Stettin/Muzeum Narodowege w Szczecinie, das Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund und das Staatsarchiv Stettin/Archiwum Państwowe w Szczecinie zur Seite.

Wer fördert das Projekt?

Gefördert wird das Projekt durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, durch das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung. MV beteiligt sich mit 100.000 Euro aus dem Vorpommernfonds. Ab 2022 stellt das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 50.000 Euro als anteiligen Zuschuss der Druckkosten für die Publikationen zur Verfügung.

Wie ist das Vorgehen?

Das Projekt ist zweiteilig angelegt. Die erste Projektphase umfasst das dreieinhalb Jahre laufende Teilprojekt Klosterregister für Pommern. Hier wird auf Vollständigkeit zielend das schriftliche, bauliche und dingliche Erbe aufgenommen. Die erarbeiteten Ergebnisse dienen zur Vorbereitung der Beiträge des Klosterbuchs und bilden die Informationsgrundlage für eine Projekt-Website, die neben ersten wissenschaftlichen Ergebnissen auch und besonders die kulturhistorische Relevanz herausstellt und als Informationsplattform Auskünfte zur Historie und heutigen Nutzung erteilt. Zudem wird auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse ein illustrierter Kulturführer zu den Klöstern in Pommern herausgegeben.

Und der zweite Teil?

Das zweite Teilprojekt, ebenfalls mit einer Laufzeit von dreieinhalb Jahren, umfasst die Erstellung des eigentlichen Klosterbuchs. Hierbei werden die von über 60 Autorinnen und Autoren aus den beteiligten Wissenschaftsbereichen erstellten Beiträge zusammengeführt und redaktionell bearbeitet. Es werden Fotos für die Artikel erstellt und Karten zu den Besitzungen der Einzelniederlassungen angefertigt. Außerdem werden Einführungsartikel verfasst, die die Besonderheit dieser Klosterlandschaft beschreiben.

Wo gibt es bereits Klosterbücher?

Nachdem 2016 das Mecklenburgische Klosterbuch erschienen ist, soll jetzt das Projekt für den östlichen Landesteil umgesetzt werden. Vorbilder sind die Klosterbücher, die in den vergangenen Jahren z.B. für Westfalen, Brandenburg und zuletzt für Schleswig-Holstein und Hamburg (ebenfalls unter der Leitung von Prof. Dr. Auge) im interdisziplinären Zusammenwirken zwischen der Archäologie, der Architektur- und Kunstgeschichte, der Kirchen- und Landesgeschichte sowie der Historischen Geographie erarbeitet wurden.

Wie werden die Ergebnisse kulturtouristisch aufbereitet?

Zu den Vorhaben zählt, einen kulturtouristischen Führer zu den Klöstern in Pommern mit Aufsätzen zur Besonderheit der Klosterlandschaft und mit praktischen Reisehinweisen herauszugeben. Außerdem soll eine projektbezogene Website für eine breite Zielgruppe erstellt werden, die von Wissenschaft bis Kulturtourismus reicht. Am Ende der Arbeiten steht dann die Herausgabe des reich bebilderten, zweibändigen Klosterbuchs für Pommern.

Reaktionen

„Mit dem Klosterregister und Klosterbuch für Pommern wird eine bisher nicht da gewesene, umfassende Retrospektive zur Geschichte des mittelalterlichen Klosterwesens in Pommern entstehen“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Oliver Auge. „Das Endprodukt wird verdeutlichen, wie stark und nachhaltig Pommern mit seinen Nachbarn entlang der Ostseeküste vernetzt war.“

„Die Entstehung und Entwicklung der Klöster ist nur als europäisches Phänomen zu verstehen. Die überregionale Zusammenarbeit mit Ankerpunkten in Greifswald, Kiel und Stettin/ Szczecin steht genau dafür“, so Kulturministerin Bettina Martin. „Mit dem Klosterbuch für Pommern wird es nicht nur ein Geschichtskompendium für den östlichen Landesteil geben, sondern auch ein Werk, das zwei direkte Nachbarn im Ostseeraum – Polen und Deutschland – verbindet. Neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung soll die Klostergeschichte auch kulturtouristisch aufbereitet werden und eine breitere Zielgruppe ansprechen. Das freut mich sehr.“

„Das Projekt leistet einen großen Beitrag zur Vertiefung der Kenntnis der pommerschen Geschichte. Es ist zugleich ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen“, betont Prof. Dr. Paweł Gut, Leiter des Staatsarchivs Stettin/Szczecin, Inhaber des Lehrstuhls für Archivwissenschaft und Regionalgeschichte der Universität Szczecin/Stettin und Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes polnischer Archivare.

„Ich freue mich sehr, dass nach der Erarbeitung des Mecklenburgischen Klosterbuchs auch endlich das Pommersche Klosterbuch entstehen wird. Damit wird ein besonderer Blick auf die Klostergeschichte gelenkt, die auch für viele ein besonderer Anziehungspunkt ist“, sagt der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern, Patrick Dahlemann. 

„Seit ihrer Gründung vor 110 Jahren hat die Historische Kommission für Pommern zahlreiche Großvorhaben im Bereich der Landesgeschichte angeregt und umgesetzt“, so Prof. Dr. Haik Thomas Porada, Vorsitzender der Historischen Kommission für Pommern. „Das Pommersche Klosterbuch ist dabei seit dem Mauerfall das mit Abstand aufwendigste Projekt.“