Zehn Handbücher stehen und liegen auf einem Tisch.
16.08.2016

Der Duden für Kunstdenkmäler

Porträt von Barbara Rimpel. Sie steht vor einem Regal voller historischer Bücher.
Bauhistorikerin Barbara Rimpel

Was hat es mit dem Konfettihaus in Stralsund auf sich? Welche Kunstdenkmäler gibt es in Ivenack? In Rostock, Putbus, Greifswald? Antworten gibt das Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, das jetzt in einer neuen Auflage für Mecklenburg-Vorpommern erschienen ist.

Jeden Tag gehen wir die Wege, die uns der Alltag vorgibt. Wir eilen an den gleichen Häusern vorbei, biegen an gewohnten Stellen ab. Alles scheint vertraut. Doch hinter den Fassaden steckt so manch unentdeckte Geschichte. Einige davon erzählt das Handbuch allen, die alles ganz genau wissen wollen. Über Kirchen, Herrenhäuser, alte Kasernen, (Fachwerk)Häuser, Schlösser, Mühlen, Türme. Mal kurz und knapp. Mal ausführlich. Immer mit einer Menge Jahreszahlen und Architekturmerkmalen. „Wir finden hier die wichtigsten Bau- und Kunstdenkmäler des Landes zwischen zwei Buchdeckeln“, sagt Kultusminister Mathias Brodkorb. Für ihn ist das mehr als 800 Seiten dicke Nachschlagewerk „der Duden für die Denkmallandschaft in MV“.

Das ungewöhnlichste Denkmal darin? Für ist Barbara Rimpel ist das der Rettungsturm am Strand von Binz, ein verglaster Betonschalenbau von 1981 – und das jüngste Denkmal im Buch. Die Kunst- und Bauhistorikerin hat die ursprüngliche Auflage des Handbuchs aus dem Jahr 2000 in den vergangenen zwei Jahren erweitert und auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht. 62 Kirchen sind hinzugekommen, 34 Hallenhäuser. Technische Denkmäler wie Wasser- und Leuchttürme. Mühlen. Speicher. Bürgerhäuser vom Mittelalter bis zum Barock.

Der Weg eines Denkmals führt aber nicht nur ins Buch hinein, sondern manchmal auch wieder heraus. Etwa dann, wenn der Zahn der Zeit es zwischenzeitlich weggenagt hat. Den Grundstein für die Reihe legte der Kunstgelehrte Georg Dehio Anfang des 20. Jahrhunderts. Seine Idee: ein Verzeichnis zu erstellen, das die Kunstdenkmäler eines Ortes im Spiegel ihrer Geschichte beschreibt. Die ersten fünf Bände erschienen zwischen 1905 und 1912. Heute schreibt die Dehio-Vereinigung sie in enger Zusammenarbeit Landesdenkmalpflegern weiter. Inzwischen umfasst die Reihe 22 Bücher. Unter Experten gelten sie als fachlich unabhängige Auskunftsquelle. „Wir haben damit schon so manche Sanierung angeschoben“, sagt Prof. Georg Skalcki, Zweiter Vorsitzender der Dehio-Vereinigung. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat die wissenschaftliche Überarbeitung und das Lektorat mit 60.000 Euro gefördert. Die Kulturstiftung der Länder hat das Projekt mit 15.000 Euro unterstützt. Die gleiche Summe stellte die Dehio-Vereinigung zur Verfügung. Das Konfettihaus in Stralsund trägt seinen Namen übrigens wegen seiner bunten Fassade.

Tipp:

Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Mecklenburg-Vorpommern, zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage, Deutscher Kunstverlag, Berlin 2016, 876 Seiten.