Klar wird auf der Herbsttagung 2019: Die Arbeit in vielen Museen ist ohne ehrenamtliche Helfer nicht zu wuppen. Nachwuchs fehlt überall. Erst nach dem Arbeitsleben entscheiden sich viele für ein Ehrenamt.
20.10.2019

Nicht mehr ohne Ehrenamt!

Außenansicht vom Kunstmuseum.
Ein privates Museum? Ja, das Kunstmuseum Ahrenshoop wird vom gleichnamigen Verein getragen. Acht Festangestellte, zwei geringfügig Beschäftigte und 25 ehrenamtliche Museumsbegleiter kümmern sich um das Tagesgeschäft – in der Sommersaison sieben Tage pro Woche, in der Wintersaison sechs Tage.
Die Internetseite vom Lolland-Falster-Museum
Das dänische Museum Lolland-Falster besteht aus vier verschiedenen Häusern. Viele aktive Ehrenamtliche, Freundeskreise mit mehreren hundert Mitgliedern und einige Hauptamtliche halten den Museumsbetrieb am Laufen. „Ganz normal", sagt Anna-Elisabeth Jensen, stellvertretende Leiterin der Einrichtung.
Drei Frauen stehen vor fünf Bildern an einer Wand. Eine der Frauen richtet das mittlere Bild aus.
Zwar kümmern sich die festangestellten Fachleute im Kunstmuseum Ahrenshoop um Ausstellungen, Organisation und Finanzen. Aber Ehrenamtliche übernehmen Führungen, Aufsicht und auch Veranstaltungen. Dabei bekommen sie tiefe Einblicke in die Kunstwelt und lernen den einen oder anderen bekannten Künstler kennen.

Führung. Aufsicht. Organisation. Besucherkontakt. Ehrenamtliche Museumsbegleiter halten den Betrieb im Kunstmuseum Ahrenshoop am Laufen – gemeinsam mit acht Vollzeit-Fachkräften. Kein Einzelfall. Auch in Dänemark sind freiwillige Helfer aus Museen nicht mehr wegzudenken, wie Anna-Elisabeth Jensen vom Museum Lolland-Falster berichtet. Wie profitieren Museen und Ehrenamt voneinander? Was braucht so eine Zusammenarbeit? Wo hakt es? Der Museumsverband MV suchte auf seiner Herbsttagung in Plau am See nach Antworten. 

„Voller Einsatz für das Kunstmuseum"

Rund 25 Museumsbegleiter arbeiten im Kunstmuseum Ahrenshoop. Kostenlos. Ehrenamtlich. Organisiert. Es gibt einen festen Dienstplan. Einmal monatlich eine Arbeitsberatung. Schulungen vor jeder neuen Ausstellung. Alles sehr gut organisiert, wie die kaufmännische Museumsleiterin, Marion Schael, berichtet. „Ohne die Museumsbegleiter, wie sich unsere Ehrenamtlichen selbst nennen, wären wir aufgeschmissen", sagt sie. Die Helfer übernehmen die Museumsaufsicht, organisieren Kurse und Veranstaltungen, helfen im Café und im Shop. Das private Museum wird von einem Verein betrieben. Schon der Bau konnte nur mit viel bürgerschaftlichem Engagement verwirklicht werden. 25 Prozent der Investitionssumme in Höhe von 5,7 Millionen Euro kamen aus privaten Quellen. 75 Prozent wurden gefördert. Der Vereinsvorstand arbeitet komplett ehrenamtlich. „Aber wir kämpfen mit Nachwuchssorgen", sagt Schael.

Mit 94 Jahren aus dem Ehrenamt verabschiedet

Ein Blick über die Grenze zeigt: In Dänemark ist die Situation ähnlich. Ticketverkauf, Aufsichten, Veranstaltungen. Alles ist ohne freiwillige Helfer nicht zu wuppen, wie Anna-Elisabeth Jansen, stellvertretende Leiterin des Museums Lolland-Falster berichtet. Neben den aktiven Ehrenamtlichen stärken Freundeskreise den Museumsbetrieb, die aus mehreren Hundert Mitgliedern bestehen.  Für Festangestellte des Museums eine große Hilfe und gleichzeitig eine große Herausforderung. Ehrenamtler brauchen Aufmerksamkeit. Ihre Kompetenzen müssen entwickelt und in den Museumsbetrieb eingebunden werden. Und ständig die Frage: Wo ist die Grenze zwischen Haupt- und Ehrenamt? Dass sich die freiwilligen Helfer wohlfühlen, zeigt ihre große Anzahl und ihr Alter. „Im vergangenen Jahr hat eine langjährige Helferin im Alter von 94 Jahren ihr Ehrenamt aufgegeben", erzählt die Archäologin.

Mund-zu-Mund-Propaganda

Was Anna-Elisabeth Jansen raten kann? Museen brauchen Ehrenamtliche. Aber die Angestellten des Museums müssen für Ehrenamtliche Zeit haben bzw. fest einplanen. Die unterschiedlichen Kompetenzen der Helfer (Fotografen, Lehrer, anderweitige Experten) sollten gut in den Museumsbetrieb eingebunden werden. Ehrenamtliche brauchen Angebote, um ihre Kompetenzen entwickeln zu können. Der beste Weg, um neue Freiwillige zu finden, ist Mund-zu-Mund-Propaganda.  Und noch eine Tatsache wurde den mehr als 80 Teilnehmern in Plau am See deutlich: Die meisten Menschen entscheiden sich erst nach ihrem aktiven Arbeitsleben für ein Ehrenamt. Im normalen Joballtag bleibt vielen Menschen, auch wenn sie wollen, dazu einfach keine Zeit – zwischen Familie, Job und Haushalt.

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Ehrenamt: Leitfaden für Museen

Bürgerschaftliches Engagement im Museum – wie geht das eigentlich? Welche Strategie im Umgang mit Ehrenamtlichen braucht welches Museum? Welche Aufgaben können Freiwillige übernehmen? Welche Versicherung braucht es dafür?

Antworten auf diese Fragen versucht die Broschüre „Bürgerschaftliches Engagement im Museum" zu geben. Der Deutsche Museumsbund stellt den Leitfaden auf seiner Seite zum Download bereit – die Druckversion der Broschüre ist häufig vergriffen. Ein Indiz für die hohe Nachfrage?

Kostenloser Onlinekurs: Freiwilligenarbeit in Museen

Museen sind generell auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen, um eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen und öffentliche Aufmerksamkeit zu fördern. Die Zusammenarbeit kann einige Herausforderungen bereiten. Dieser Online-Kurs hat das Ziel, einen Einblick in die Möglichkeiten und Herausforderungen im Bereich der Freiwilligen in deutschen und dänischen Museen zu bieten.

Ein Angebot von NORDMUS, einem grenzübergreifenden Netzwerk, welches das übergeordnete Ziel hat, einen regionalen deutsch-dänischen Museumsverbund zu etablieren. Dieser Verbund soll als eine stabile Plattform für die Museumszusammenarbeit in der südwestlichen Ostsee dienen. Der Kurs ist kostenlos!