01.03.2021

Hein Hannemann gibt es jetzt up Platt

Ein Junge ist mit einem Hund unterwegs. Der Junge schaut sich zur Seite zu einem Segelboot auf dem Wasser.
Der Buchtitel von „Hein Hannemann. Läuschen von de Wåterkant“

Hein Hannemann ist ein kleiner frecher Junge aus Rostock - und die Hauptperson in einem Kinderbuch von 1923. Jetzt ist das Buch auch up Platt herausgekommen.

Der Titel: „Hein Hannemann. Läuschen von de Wåterkant“ von Sophie KloerssVorlage ist das Kinder- und Jugendbuch „Hein Hannemann. Eine Geschichte von der Waterkant“, das erstmals vor 98 Jahren erschien.

Die Neuauflage 2009 wurde möglich dank einer Initiative der Mitglieder des Fördervereins der Stadtbibliothek Wismar. Und auch das jetzt vorliegende Buch ist ein Gemeinschaftswerk, diesmal vom Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e. V., dem Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald und dem Lexikus Verlag.

Die Arbeit der 22 ehrenamtlichen Übersetzer ist besonders zu würdigen, sie sind alle namentlich auf dem Titelblatt aufgeführt. Und weil bei so vielen Akteuren nicht alles aus einem Guss sein kann, hat Ulrike Stern, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik, Redaktion, Lektorat und Korrektorat sowie die Vereinheitlichung für den mecklenburgisch-vorpommerschen Sprachraum übernommen. Damit die Abenteuer Hein Hannemanns und seiner Freunde auch für den schulischen Plattdeutschunterricht genutzt werden können, hat Ulrike Stern didaktische Hilfen erarbeitet, die mittels eines QR-Codes aufgerufen werden können.

Aus dem Klappentext:

„…wenn Hein in Rostock Langwiel har, fohrte hei nåmeddachs mit de gaude olle „Phönix“ runner nå Warnemünn tau sien’n Grotvadding, de sien Hus vörn an denn Strom har, mit ’n Utkiek œwer Strom un See. Dor leech Hein in sien Boot up dat Wåter, schnackte mit de Schippers un Fischers, buuchte mit de Warnemünner Jungens Festungen in denn witten Seesand an denn Strand un leet sien Schipp, dat hei sülfst schnitzt un uptåkelt har, von de Muling runner in de Warnow schwemmen. Odder hei dreef sik ein bäten up de Seewischen un in Diedrichshagen un Elmenhorst rümmer, wat Dörper dicht bi wieren. Dor hålte hei sik de Taschen vull Plummen un Äppels un wier an de Seekant bekannt as in Rostock an’n Strom.“

Das Vorwort von Anna-Konstanze Schröder, Geschäftsführerin des Heimatverbandes MV:

Hein Hannemann up Platt ist ein besonderes Werk. Die Schweriner Schriftstellerin Sophie Kloerss hat das Buch 1923 unter Pseudonym auf Hochdeutsch veröffentlicht. Nur wenige plattdeutsche Sätze werden dort den Bauern und Seeleuten in den Mund gelegt. Denn 1923 war plattdeutsch nicht die Sprache der Schriftsteller. Der Roman spielt um die Jahrhundertwende von 1898 bis 1910, als die Menschen in Rostock plattdeutsch sprachen. Heute, 110 Jahre später, wird plattdeutsch geschrieben, um zum Plattschnacken einzuladen. Die Übersetzung soll mit der Regionalsprache Mecklenburg-Vorpommerns auch einen neuen Einblick in eine Zeit geben, in der jeder im Alltag noch plattdeutsch sprechen konnte.

Die jungen und alten Leser können die Orte besuchen, an denen Hein Hannemann mit seinem Hund Rüpel allerlei Abenteuer erlebt. Sie begleiten ihn in die Gassen und Plätze Rostocks und auf Ausflüge ins Umland nach Bützow, in die Rostocker Heide, nach Bad Doberan, auf eine Fahrt mit dem Schlepper und dem Segelschiff, zu den Großeltern nach Warnemünde. Die große Sturmflut von 1872 liefert die Fakten für ein besonders spannendes Kapitel. Ob der Raketenapparat, den man heute noch im Warnemünder Museum ansehen kann, damals zum rettenden Einsatz kam?

Hein Hannemann up Platt ist vor allem ein besonderes Werk, weil es ein Gemeinschaftswerk ist. Der Verleger des Lexikus Verlages, Steffen Herbst, ist der Motor des Projektes. Er hat unermüdlich Überzeugungsarbeit geleistet, zur Umsetzung gemahnt und die zündende Idee geliefert, dass „der“ Hein Hannemann von vielen niederdeutschen Autoren gemeinsam übersetzt werden könne. So organisierte Christian Peplow die 25 Übersetzerinnen und Übersetzer vom Runden Tisch Plattdeutsch des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern und unter den Engagierten, die im Atlas Niederdeutsch eingetragen sind. Sie haben im Frühling 2020 eine erste plattdeutsche Fassung erstellt. In der zweiten Jahreshälfte überarbeitete Ulrike Stern vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald diese Texte zu einer einheitlichen Fassung und übertrug sie ins Schulplattdeutsch nach Renate Hermann-Winter.

Jetzt sind Sie an der Reihe, sich ans Plattdeutsche zu wagen: Holen Sie zu Hause Ihre verborgenen Plattdeutschfähigkeiten beim Vorlesen wieder hervor und sprechen Sie danach mit den Kindern gleich weiter plattdeutsch. Auch im Schulunterricht kann das Buch eingesetzt werden. Didaktische Hilfen finden Sie auf der Website des Kompetenzzentrums für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald. Dazu ist ein entsprechender QR-Code angefügt. Das Buch ist nicht nur für den Plattdeutschunterricht geeignet, sondern auch für Geschichte, Deutsch, Geographie oder Gesellschaftskunde – und für alle Gelegenheiten, in denen Heimatbildung wichtig wird.

Damals wie heute gibt es abenteuerlustige Jungen und Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern, die sich hier wiederfinden und ihre Erlebnisse auch auf Plattdeutsch erfahren können. Im Namen des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern wünsche ich bei der Lektüre und beim Plattschnacken väl Vergneugen.

Das Buch

„Hein Hannemann. Läuschen von de Wåterkant“ von Sophie Kloerss. Lexikus-Verlag, www.lexikus.de; ISBN: 978-3-940206-59-6; 300 Seiten; Taschenbuchformat; 14,95 Euro