22.02.2024

Karolin Schwabs Installationen fangen Wolken

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch in einem Atelier. Die Künstlerin sitzt auf dem Tisch und erzählt.
Der Besuch der Kunstkommission ermutigt Karolin Schwab. Es beruhigt sie, dass ihre Werke Teil des Landeskunstbesitzes sind und sich damit in wertschätzenden Händen befinden.

Stetiger Wandel – die Skulpturen und Installationen von Karolin Schwab fangen Wolken und Echos. Die Künstlerin erforscht natürliche Phänomene und deren Flüchtigkeit. Seit 2023 gehören ihre Arbeiten zum Landeskunstbesitz. Wir sprachen mit Karolin Schwab.  

Frau Schwab, wie beschreiben Sie Ihre Arbeit?

Meine Arbeiten verbinden unsere äußeren und inneren Landschaften. Was wir sehen und was wir fühlen.

Wind, Wellen und Wolken sind integrale Bestandteile meiner Skulpturen und Installationen in der Landschaft. Sie machen minimalistischen Forme beweglich und füllen sie mit Bedeutung. Sie fokussieren den Blick des Betrachters auf sanfte Bewegungen und den Wandel, der allen Dingen innewohnt. 

Die Begeisterung für natürliche Phänomene und ihre Prozesshaftigkeit fließen auch in meine Arbeiten im Innenraum. Sie erforschen ihn in seiner unendlichen Ausdehnung, in seiner fließenden Materialität und Flüchtigkeit.

Ihre Arbeiten sind unfassbar ausdrucksstark. Ein Grund, warum sie nun zum Landeskunstbesitz gehören. 

Der Ankauf war überraschend für mich. Mir war nicht bewusst, wie sehr mein Schaffen wahrgenommen und verfolgt wird. Das ermutigt und bestärkt mich. Meine Werke kommen an einen sicheren Ort. Dort werden sie wertgeschätzt. Das ist beruhigend.

Gibt es eine Arbeit, die Ihnen besonders wichtig ist?

Da gibt es keine Hierarchie. Mit bedeuten alls Werke gleich viel – von der verkorksten kleinen Zeichnung bis zur monumentalen Skulptur. Alles gehört zum Prozess und baut aufeinander auf.

Gibt es jemanden, die oder der sie prägte?

Meine Professorinnen und Professoren an der Uni, Alexis Harding, Gina Burdass und Ai Weiwei. Sie hatten den größten direkten Einfluss auf meine Arbeit. Ich setzte mich künstlerisch stetig ein Stück weit mit Ihnen auseinander. Dann nährte ich mich an und grenzte mich wieder ab. So fand ich meine eigene Stimme und Ausdrucksweise.

Das klingt sehr reflektiert. Ist Ihr Schaffensprozess auch so strukturiert?

Leider gibt es kein Ritual, das ich einfach vollziehen kann und dann kommen mir gute Ideen. Inspiration kann es an jeder Stelle und jedem Moment geben – oder auch nicht.

Die besten Ideen kommen mir auf Reisen oder beim „Spielen im Atelier“. Spielen heißt, ich bearbeite erstmal ziellos und frei ein Material, teste seine Möglichkeiten und betrachte es genau.

Wo machen Sie das am liebsten?

Die meiste Zeit arbeite ich in meinem Atelier in Berlin. Der Raum ist eine Art Hybrid-Space. Er ist ein bisschen Werkstatt, ein bisschen Büro, ein bisschen Ausstellungsraum. Alle Möbel stehen auf Rollen, damit sich der Ort schnell und einfach den unterschiedlichsten Anforderungen anpassen kann. Es gibt Tage und Wochen an denen ich nur säge, schleife und lackiere. Darauf hin folgt dann vielleicht wieder eine Phase von Arbeit am Computer. Multi-tasking ist nicht meine Stärke. Ich gebe mich lieber komplett einer Sache hin.

Seit wann begreifen Sie sich als leidenschaftliche Künstlerin?

Im Jahr 2016 macht ich meinen Abschluss an der UdK. Während des Rundgangs wurden zwei Werke von mir verkauft. In diesem Moment habe ich mich zum ersten Mal als professionelle Künstlerin wahrgenommen. Ich investierte das Geld des Verkaufs und mietete mein erstes Atelier an.

Die Künstlerin Karolin Schwab

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch in einem Atelier. Die Künstlerin sitzt auf dem Tisch und erzählt.
Als Karolin Schwab im Jahr 2016 ihre ersten Arbeiten verkaufte, mietete sie sich von dem Geld ihr erstes Atelier an.

Karolin Schwab wurde 1987 in Stralsund geboren. Sie ist Mitglied der Royal Society of Sculptors und hat eine beeindruckende Liste von Auszeichnungen und Residenzen vorzuweisen. Schwab erhielt den CeU Loves Kunst Award 2023 des Clubs der weiblichen europäischen Unternehmerinnen und war Stipendiatin der Künstlerresidenz Maltfabrikken in Ebeltoft. Zudem wurde sie mit dem Neustart Kultur Stipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn ausgezeichnet. Ihr Talent wurde auch durch den Nachwuchsförderpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2022 anerkannt.

Ihre künstlerische Ausbildung erhielt Schwab an renommierten Institutionen wie der Universität der Künste Berlin, wo sie ihren Master of Arts in Fine Art mit Auszeichnung absolvierte. Sie studierte unter anderem bei Prof. Ai Weiwei. Zuvor erwarb sie einen Bachelor of Arts in Fine Art an der University of East London und studierte Englisch und Bildende Kunst an der Universität Greifwald.

Neben Einzelausstellungen im Arken Museum of Modern Art in Dänemark und in der Galerie Burster in Berlin hat Schwab auch an einer Vielzahl von Gruppenausstellungen teilgenommen, sowohl national als auch international. Ihre Werke wurden unter anderem in London, Berlin, New York und Qingdao gezeigt.

Karolin Schwab ist eine Künstlerin, die durch ihre Skulpturen und Installationen eine einzigartige visuelle Sprache entwickelt hat. Ihr Werk zeichnet sich durch innovative Ansätze und eine tiefe Reflexion über Raum, Materialität und menschliche Erfahrung aus.

Mehr zu Karolin Schwab

Einzelausstellungen

2020: Making Room | Arken Museum of Modern Art, Ishøj, DK 

2019: Karolin Schwab und Ben Allen | Grizedale Sculpture Forest, UK

2017: Your Horizon Is My Horizon | Galerie Burster, Berlin

2017: Back And Forth, ... Round In Circles Pt. 2 | Solo Show, Barking Learning Center, London

Weitere Ausstellungen

Atelierbesuche von 2017 bis heute

Blätter mit gezeichneten Gesichtern liegen übereinander auf einem Tisch.

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