An einer Pinnwand hängt ein blauer Zettel. Auf ihm steht "Kulturelle Bildung". Darunter hängen viele kleine, weiße Zettel. Auf ihnen stehen Gedanken zu dem Thema, unter anderem "kulturelle Bildung muss gestärkt werden".

200 Wünsche zum Start

„Vielfalt erhalten.“ „Die freie Kulturszene stärken.“ „Weniger Bürokratie.“ Das sind nur drei von 200 Wünschen, die Kulturschaffende des Landes haben. Zum Start der Landeskulturkonferenz. Und zum Amtsantritt der neuen Kultusministerin

Das braune Packpapier an der Wand zieht die Blicke auf sich. Hier ein zustimmendes Nicken. Da eine kleine Kaffeepausendiskussion. Der Wunsch nach weniger Bürokratie hängt gleich dreimal da.

Rund 200 Leute sind am Dienstag in den Rittersaal nach Schwerin gekommen. Kulturschaffende. Mitarbeiter von Kultureinrichtungen. Vertreter von Kulturvereinen, Kulturverbänden. Ansprechpartner aus Kommunen, Landkreisen und vom Land. Sie wollen reden, sich austauschen. Über Kunst und Kultur. Darüber, was die neue Legislaturperiode für sie bringen wird. Und über ihre Wünsche.

"Kultur heißt nicht, sich in Traditionen zu sonnen"

„Der kulturpolitische Boden im Land wurde in der letzten Legislaturperiode gründlich umgegraben“, hebt Dr. Michael Körner hervor. Der Vorsitzende des Landeskulturrats ist der erste Redner der Konferenz und appelliert daran, das „gut vorbereitete“ Feld nun auch zu bestellen. „Die jetzige Koalitionsvereinbarung ist eine der schlechtesten – nicht.“ Die einen raunen, weil sie es genauso sehen. Andere verleitet der Widerspruch dazu.

Wenn über Kultur diskutiert wird, schwingt – wenn auch nicht jedes Mal ausgesprochen – immer die Frage mit: Was ist eigentlich Kultur? Wo fängt sie an, wo hört sie auf? In der Antwort darauf habe in den vergangenen Jahren ein Wandel eingesetzt, sagt Dr. Tobias J. Knoblich. Er ist Vizepräsident der Kulturpolitischen Gesellschaft und kennt die kulturpolitischen Entwicklungen in Deutschland gut. Der Kulturbegriff hat sich gewandelt, ist weiter geworden, sagt er. „Und das ist auch nichts Negatives. Es geht darum, Leute bei ihren Bedürfnissen abzuholen.“ Soll heißen: Kulturpolitik könne nicht allein bedeuten, „sich in Traditionen zu sonnen und im Bewährten zu aalen“. Kulturpolitik müsse auch Neues zulassen. „Vor allem der private Kulturbereich wächst.“

Und was kann ein Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern aus solchen Entwicklungen ziehen? Dass Netzwerke ein wichtige Rolle spielen, zum Beispiel. Sagt Knoblich.

Für die neue Kultusministerin Birgit Hesse ist Kultur „so bunt wie das Leben“. Die Eckpfeiler darin: „staatliche Verantwortung, zivilgesellschaftliches Engagement und künstlerische Freiheit“.

"Kulturpolitik ist keine einseitige Sache"

Und was ist mit den Wünschen an sie? Die habe sie dankend erhalten, sagt Hesse. Sie kündigte an, sich für ein einfacheres Antragsverfahren bei der Kulturförderung stark machen, stellte aber auch klar: Wer gefördert werden, also Steuergelder erhalten möchte, komme auch künftig nicht um einen gewissen bürokratischen Aufwand umhin. Sie sprach davon, eine digitale Landesbibliothek aufbauen und neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements stärker fördern zu wollen und warb für das neue Förderprogramm des Landes, das nun auch Investitionen in die kulturelle Infrastruktur unterstütze. „Eine herausragende Stellung“ nehme für sie zudem die kulturelle Bildung in Halbtags- und Ganztagsschulen ein.

Am Ende sei Kulturpolitik aber keine einseitige Sache des Landes, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe. „Deshalb bitte ich Sie um Ihre Unterstützung. Ich setze dabei in hohem Maße auf den Landeskulturrat, dessen wertvolle Arbeit fortgeführt wird.“

Rund 200 Frauen und Männer sitzen in einem Saal.
Der Landeskulturrat und das Kultusministerium hatten geladen. Rund 200 Teilnehmer sind zur Landeskulturkonferenz gekommen.